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Food Waste: Wir verschwenden viel mehr Lebensmittel, als wir wahrhaben wollen

Jedes Kind weiss, dass es sich nicht gehört, Lebensmittel zu verschwenden. Und doch passiert es immer wieder. Vielleicht auch, weil falsch geplant wird.

Die Zürcher Hochschule für Angewandte Wissenschaften (ZHAW) hat gemeinsam mit der Koch-App V-Kitchen 1000 Personen in der Deutschschweiz zu ihrem Koch- und Einkaufsverhalten befragt. Sie stellen fest: Viele der Befragten wissen nicht, was als Food Waste gilt beziehungsweise was eigentlich alles Verschwendung ist. Und es gibt eine grosse Diskrepanz zwischen der Absicht, weniger Lebensmittel zu verschwenden, und es auch wirklich zu tun.

Unter Food Waste fallen für den menschlichen Konsum produzierte Lebensmittel, die auf dem Weg vom Feld auf den Teller verloren gehen oder weggeworfen werden. Das beinhaltet auch abgelaufene oder verdorbene Lebensmittel und essbare Rüstabfälle, die entsorgt werden. Einzig ausgenommen sind nicht essbare Teile von Lebensmitteln wie Bananenschalen oder Käserinde.

Die ZHAW-Umfrage zeigte, dass die Leute es aber auch nicht als Verschwendung ansehen, wenn sie Rüstabfälle und verdorbene Lebensmittel entsorgen. Bei Letzteren ist nur rund die Hälfte der Befragten der Ansicht, das sei Food Waste. Und nur ein knappes Viertel hält kompostierte Lebensmittel oder essbare Schalen, zum Beispiel von Kartoffeln oder Karotten, für Lebensmittelverschwendung. Bei Lebensmitteln, die an Tiere verfüttert werden, sind es nur noch weniger als ein Fünftel, die das als Verschwendung bezeichnen würden.

Innerer Konflikt zwischen Absicht und tatsächlichem Verhalten

Warum werten die Befragten vieles nicht als Verschwendung? Die Studienleiterin Corina Lösch von der ZHAW vermutet dahinter eine Strategie, um mit der kognitiven Dissonanz zwischen der Absicht und dem tatsächlichen Verhalten umzugehen. Natürlich will niemand Nahrungsmittel verschwenden – und doch wirft man hin und wieder etwas weg. «Dieser innere Konflikt wird dadurch aufgelöst, dass man die eigenen Lebensmittelabfälle nicht zu Food Waste zählt», sagt Lösch.

Möglicherweise hat es aber auch damit zu tun, dass sich viele Menschen gewohnt sind, Gemüse zu schälen, bevor sie es verarbeiten. Die Reste werden als nicht-essbar betrachtet und landen im Kompost. Bei Kartoffeln ist das auch ratsam. In der Schale sind die meisten Giftstoffe enthalten. Karotten und Gurken hingegen sollten sogar mit Schale gegessen werden, da sich darin die meisten Nährstoffe befinden.

Die ZHAW-Studie zeigt weiter, Food Waste geschieht am häufigsten, weil Lebensmittel verderben oder weil das Mindesthaltbarkeitsdatum überschritten ist. Und auch aufgehobene Essensreste werden nicht immer tatsächlich vor dem Verderb verzehrt.

Nur die wenigsten Befragten halten ihre mangelhafte Planung für den Grund, dass sie Lebensmittel verschwenden. «Es gibt einfache Massnahmen, um Food Waste zu reduzieren», sagt Roman Bleichenbacher von V-Kitchen, «beispielsweise eine Wochenplanung beim Einkaufen.» Rüstabfälle lassen sich einfrieren und später zu einer Gemüsebouillon verarbeiten. Und die richtige Lagerung von Gemüse hält es länger frisch.(lil)