Studie soll das Fernwärme-Potenzial quartiergenau aufzeigen
Fernwärme sei ein wichtiger Aspekt für eine erneuerbare Energiezukunft – damit könnten Gebäude ökologisch beheizt und Warmwasser nachhaltig aufbereitet werden, heisst es in einer gemeinsamen Medienmitteilung der drei regionalen Energieversorger und der Primeo vom Mittwoch. Mit dem Projekt «Fernwärme unteres Wiggertal», kurz FUWI, sollen Teile von Aarburg, Oftringen, Rothrist, Zofingen und Strengelbach die Möglichkeit haben, vermehrt Fernwärme zu nutzen.
Vorsitzender der Projekt-Steuerungsgruppe FUWI ist der ehemalige Zofinger Stadtamann Hans-Ruedi Hottiger. «Der Ausbau der klimaneutralen Fernwärme ist zukunftsweisend und kann den ansteigenden Strombedarf im Winter – ausgelöst auch durch neue, stromabhängige Wärmepumpen – dämpfen», wird er in der Mitteilung zitiert.
Eine technische Machbarkeitsstudie vom letzten Jahr zeige, dass Fernwärme im unteren Wiggertal grosses Potenzial besitze. «Gemäss der Studie gibt es genügend potenzielle Abnehmer für Fernwärme, und das Leitungsnetz könnte technisch gut realisiert werden», sagt Hottiger. Die Studie habe auch aufgezeigt, welche Gebiete von einer Fernwärmeversorgung profitieren könnten.
Grundsätzlich sind jene Gebiete geeignet, in denen viel Wärme benötigt wird. Tendenziell sind das Industrie- und Gewerbegebiete sowie Quartiere mit Mehrfamilienhäusern – sogenannte «energiedichte» Gebiete. «Aktuell führen wir mittels einer ergänzenden Studie die Potenzialanalyse auf Ebene Quartiere durch», so Hottiger weiter. Ziel sei, die Immoblienbesitzer schon 2024 zu informieren, ob für sie ein Anschluss ans zukünftige Fernwärmenetz möglich ist.
Mehr Fernwärme schon in den nächsten Jahren
Die erforderliche Wärmeenergie soll aus der Abfall-Verwertung stammen, welche in einer neuen, modernen Energiezentrale in Oftringen vorgesehen ist; diese soll die heutige Kehrichtverbrennungsanlage (KVA) ersetzen. «Dieses Projekt benötigt noch einige Jahre bis zur Umsetzung», so Hottiger. In Betrieb gehen könnte die neue Energiezentrale ungefähr 2030; nächste Woche entscheiden die Abgeordneten des Gemeindeverbandes «Entsorgung Region Zofingen» (Erzo) über einen entsprechenden Projektierungskredit (das ZT berichtete).
Die Steuerungsgruppe FUWI verfolge jedoch das Ziel, die Fernwärme rascher auszubauen. Deshalb haben die drei regionalen Energieversorger zusammen mit der Primeo Energie, welche in Oftringen ein Fernwärmenetz betreibt, und der Erzo KVA ein Vorprojekt in Auftrag gegeben. Dieses zeigt auf, wie aus der bestehenden Kehrichtverbrennungsanlage der Erzo zusätzliche klimaneutrale Abwärme genutzt werden kann, bis die alte durch die neue Anlage ersetzt ist. «Wir wollen alles daransetzen, Kundinnen und Kunden in unserer Region bereits in den nächsten Jahren beim Heizungsersatz klimaneutrale Fernwärme anbieten zu können», sagt Hottiger.
Hans-Ruedi Hottiger«Wir wollen alles daransetzen, Kundinnen und Kunden in unserer Region bereits in den nächsten Jahren beim Heizungsersatz klimaneutrale Fernwärme anbieten zu können.»
Vorsitzender der Projekt-Steuerungsgruppe FUWI
In einer weiteren Studie hat die Steuerungsgruppe auch die Möglichkeiten für eine alternative, respektive zusätzliche Wärmeerzeugung durch erneuerbare Energien für das Projekt FUWI evaluiert. Die untersuchten möglichen Wärmequellen waren Geothermie, Wärmepumpen, Holz und der Weiterbetrieb der heutigen Kehrichtverbrennungsanlage. Genauer berechnet wurde in dieser Studie auch die Wirtschaftlichkeit dieser alternativen erneuerbaren Energiequellen. «Die Wirtschaftlichkeit ist stark abhängig davon, welcher Wärmeerzeuger eingesetzt wird», so Hottiger. «Am wirtschaftlichsten wäre die Lösung mit dem geplanten modernen Abfallkraftwerk am Standort der Erzo. Darum unterstützen wir dessen Realisierung auch weiterhin voll und ganz.»
Für die Realisierung der regionalen erneuerbaren und klimaneutralen Fernwärme wäre eine gemeinsame regionale Fernwärmegesellschaft laut der Steuerungsgruppe am effizientesten und wirkungsvollsten. Der Gründung einer gemeinsamen Gesellschaft haben die Gemeinden Oftringen und Zofingen im September bereits zugestimmt.
Offen ist eine Beteiligung der Gemeinde Rothrist. Einen entsprechenden Entscheid kann die Rothrister Stimmbevölkerung frühestens im 1. Quartal 2024 fällen.