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Google krempelt seine Suche um: KI formuliert neu Antworten auf Fragen

Statt Linklisten zu liefern, antwortet Google ab sofort auch direkt und ausformuliert auf Suchanfragen. Das KI-Feature kommt neu in die Schweiz.

Wer auf Google eine Frage eintippt, könnte in den nächsten Tagen eine Überraschung erleben: Statt einer Liste von Links baut sich vor Suchenden künftig zuweilen eine detaillierte, ausformulierte Antwort auf, die eine künstliche Intelligenz (KI) aus Quellen aus dem Internet zusammenstellt. Die Suchmaschine führt diese KI-generierten Übersichten neu auch in der Schweiz ein.

In den nächsten Tagen bekommen nach und nach angemeldete Google-Nutzerinnen und -Nutzer in der Schweiz und acht weiteren europäischen Länder die Neuerung zu sehen, wie Google mitteilte. Die Übersichten gibt es somit erstmals auf deutsch.

IT-Problem direkt gelöst

Die Übersichten tauchen nicht bei jeder Suche auf. Sie sollen erscheinen, wenn sie nützlich sind, wie die Suchmaschinen-Verantwortliche bei Google sagte. Wer nach dem Wetter fragt, sieht keine KI-Übersicht. Wer aber ein Computer- oder Alltags-Problem lösen will, kriegt allenfalls eine mehrere Punkte umfassende Anleitung. So erläutert Google beispielsweise, welche Blumen sich im Moment zum Anpflanzen im Garten eignen.

Die Google-KI wagt sich aber auch an heiklere Themen heran. Auf die Aussichten der Tesla-Aktie gibt sie ebenso eine Antwort wie zur Entwicklung des Immobilienmarktes in der Schweiz. Nicht ganz gefeit ist Google davor, dass die KI-Technologie zuweilen Fakten verdreht oder erfindet. Google löst das Problem mit einem Warnhinweis. Es gelten zudem die gleichen strengen Schutzmechanismen wie bei herkömmlichen Suchen – besonders bei Fragen zu Gesundheit oder Finanzen.

Bezahl-Inhalte erscheinen als Zusammenfassung

Nebst der Fehleranfälligkeit der KI ist der Umgang mit Quellen umstritten: Zwar listet Google in den Übersichten auf, woher die Informationen stammen (andere Anbieter waren und sind da zurückhaltender). Allerdings sind zwei Klicks nötig, um zur Originalquelle zu gelangen. Zusammengefasst werden zudem auch Informationen, die auf den Originalseiten nur mit Bezahl-Abo zugänglich sind.

Ratgeberportale oder Zeitungen blickten der Einführung der KI-Übersichten, die in den USA seit einiger Zeit verfügbar sind, mit Sorgen entgegen: Sie fürchten dadurch einen Einbruch ihrer Besucherzahlen. Heute profitieren sie davon, dass Suchmaschinen ihnen Nutzerinnen und Nutzer zuführen. Das könnte sich in Zukunft ändern.

Google will nicht beziffern, wie viele User von einer KI-Übersicht auf eine externe Seiten springen. Wer aber eine verlinkte Quelle aufsuche, der bleibe auch länger dort, weil er sich für den Inhalt interessiere, halten die Verantwortlichen fest.

Die Nutzung von Nachrichten für KI-Zusammenfassungen beschäftigt auch bereits die Schweizer Politik: Erst vergangene Woche hat der Ständerat einen Vorstoss gutgeheissen, der dieNutzung von News-Quellen für KI-generierte Zusammenfassungenregulieren will. Das Geschäft geht als nächstes in den Nationalrat.

Nicht mehr wegzudenken

Google folgt mit den KI-Übersichten einem Trend: Seit es ChatGPT gibt, nutzen und schätzen immer mehr Menschen gesprächsähnliche Interaktionen mit Maschinen. Damit hat sich auch eine Konkurrenz für den Suchmaschinengiganten Google entwickelt. ChatGPT selbst oder auch KI-Antwortmaschinen wie Perplexity bieten schon Übersichten aus Internetquellen an. Das bewährt sich. Laut Google zeigen sich Menschen, die KI-Übersichten nutzen, zufriedener mit den Resultaten und suchten häufiger. Sie stellten auch komplexere Fragen.

Wer die KI-Übersichten antrifft, wird sich vielleicht mehr und mehr dabei ertappen, dass er die Google-Seite gar nicht mehr verlässt. Die Ersteller der Original-Informationen werden diese Menschen vermissen.