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Nach dem Kiffen die Psychose: THC-Konzentration ist weltweit gestiegen

Laut einer kanadischen Studie beeinflusst Cannabis die Hirnchemie von Jugendlichen stärker als bisher angenommen.

Dass Cannabis den noch nicht ausgereiften Gehirnen Jugendlicher schadet, haben Studien mehrfach gezeigt. Doch der Zusammenhang zwischen jugendlichem Cannabiskonsum und psychotischen Störungen könnte sogar noch stärker sein als bisher angenommen, ergab nun eine im Fachjournal «Psychological Medicine» vorgestellte Studie.

Frühere Forschungsarbeiten stützten sich weitgehend auf ältere Daten, als Cannabis noch weniger stark war als heute, nehmen die Forschenden in Kanada als Grund für eine mögliche bisherige Unterschätzung an. Der durchschnittliche Gehalt an THC stieg in Kanada demnach von etwa einem Prozent im Jahr 1980 auf 20 Prozent im Jahr 2018.

Zu den Folgen regelmässigen Cannabiskonsums in der Pubertät gehört auch ein um bis zu etwa zehn Punkte sinkender IQ-Wert, erklärt Rainer Thomasius, Leiter des Deutschen Zentrums für Suchtfragen des Kindes- und Jugendalters. Auch Auffassungsgabe und Konzentrationsfähigkeiten litten. Bei Cannabiskonsum in der Pubertät könnten bis zu gut einem Drittel der funktionsfähigen Verbände im Frontalhirn verloren gehen, das zuständig für Funktionen wie Denken, Vernunft und Emotionsregulation ist. Auch sei das Risiko für Angststörungen und Depressionen höher.

Durch Legalisierungen sinkt das Risikobewusstsein

Jugendlichen seien solche Risiken nicht wirklich bewusst, sagt der Mediziner. «Das wird bisher überhaupt nicht angemessen kommuniziert.» Analysen zeigten, dass die Risikowahrnehmung bezüglich Cannabiskonsum in den USA und Europa generell abnehme.

André McDonald und Susan Bondy von der Universität Toronto hatten für ihre Studie Daten aus den Jahren 2009 bis 2012 mit Aufzeichnungen von Gesundheitsleistungen bis zum Jahr 2018 verknüpft.

Der Auswertung zufolge berichteten fünf von sechs Jugendlichen, die im Studienverlauf wegen einer psychotischen Störung in ein Krankenhaus eingeliefert wurden oder eine Notaufnahme aufsuchten, über Cannabiskonsum. Dabei habe es womöglich noch eine Untererfassung gegeben, weil der Freizeit-Cannabiskonsum da noch für alle Altersgruppen in Kanada illegal gewesen sei, was die Angaben zum eigenen Cannabiskonsum beeinflusst haben könnte. Bei jungen Erwachsenen (20 bis 33 Jahre) wurde kein deutlicher Zusammenhang gefunden.

Es gelte weiterhin, dass die überwiegende Mehrheit der Jugendlichen, die Cannabis konsumieren, keine psychotische Störung entwickelt, erklärte McDonald. Jugendliche, die Cannabis konsumieren, hätten jedoch ein 11-mal so hohes Risiko für eine psychotische Störung wie Jugendliche, die das nicht tun.

Zu bedenken ist dabei, dass die Analyse, wie vorhergegangene epidemiologische Studien, eine Korrelation zeigt, keinen kausalen Zusammenhang. Das heisst, ein umgekehrter Zusammenhang kann nicht ausgeschlossen werden: Jugendliche mit psychotischen Symptomen könnten zum Beispiel vor der klinischen Diagnose eine Selbstmedikation mit Cannabis begonnen haben. (dpa)