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Weil Lugano und Servette straucheln, warten Tessin und Romandie wohl weiter auf einen Meister

Nach einer bemerkenswerten Konstanz in den letzten Jahren schien sowohl in Genf als auch Lugano die Zeit reif für den ersten Meistertitel in diesem Jahrtausend. Doch am 31. Spieltag zeigten beide Teams, weshalb sie sich so schwer tun mit diesem Unterfangen.

Nach dem epochalen YB-Fehlstart in die Saison stellte sich die Fussball-Schweiz vor der Rückrunde die Frage, wer denn nun die Berner Vorherrschaft der letzten Jahre durchbrechen kann. Die Meinungen waren relativ schnell gemacht. Nach Jahren der Deutschschweizer Dominanz sollte die Zeit reif sein, dass der Pokal Ende Saison wieder einmal ein Team aus der Romandie oder dem Tessin in die Höhe strecken kann.

Servette und vor allem Lugano sollten diese Durststrecke beenden, wenn es nach der Meinung vieler Experten ging. Dies wäre eine durchaus logische Entwicklung, nachdem die Genfer seit ihrem Aufstieg vor sechs Spielzeiten abgesehen von der Saison 2021/2022 stets in den Top 4 klassiert waren. Auch die Luganesi wiesen in den letzten Jahren eine bemerkenswerte Konstanz an den Tag. Nach den Rängen 4,3 und 2 sollte dieses Jahr der grosse Coup realisiert werden.

Nun, was sich auf Papier als völlig logisch darstellt, scheint sich in der Realität in eine andere Richtung zu entwickeln. Einerseits hat sich der FC Basel nach Jahren von Irrungen wieder gefangen und tritt im Frühling wieder abgeklärt auf. Und andererseits haben sich die Berner Young Boys aufgrund der fehlenden Punktausbeute der Titelkandidaten bekanntlich wieder in deren Kreis gespielt.

Mit einem Sieg gegen YB hätte Servette auf acht Punkte davonziehen können. Nun trennt die beiden Teams noch einen Punkt.
Bild: Claudio De Capitani / Freshfocus

Am Samstag jedoch machte YB die Türe für Servette und Lugano wieder ein wenig auf. Zuhause gegen Yverdon kam der Meister trotz einem weiteren Fassnacht-Tor nicht über ein 1:1 hinaus. So bot sich Servette trotz der 0:1-Niederlage gegen YB unter der Woche wieder die Chance, den Bernern auf vier Punkte davon zu ziehen. Und auch Lugano hätte sich mit einem Sieg in Basel abermals mitten in den Meisterkampf zurückmelden können.

Servette fehlt die Breite

Es bleibt jedoch beim Konjunktiv. Servette legte am Sonntagmittag beim krisengebeutelten St. Gallen einen sehr biederen Auftritt hin. Abgesehen von zwei Chancen zu Beginn und zehn Minuten vor Spielende war die Offensive der Grenats praktisch inexistent. Es war Torhüter Joel Mall zu verdanken, dass die Niederlage nicht noch höher ausfiel.

Es war nicht so, dass Servette in den letzten Wochen die Tabellenspitze mit begeisterndem Fussball erklomm, wie es teilweise in der Vorsaison der Fall war. Vielmehr mauserte sich das Team von Thomas Häberli zu einem resultatorientierten Team, welchen von ihren Routiniers um Steve Rouiller, Miroslav Stevanovic oder Enzo Crivelli getragen wurde.

Da diese Spieler jedoch nicht mehr viel spritziger werden und die Breite im Kader so einiges zu wünschen übrig lässt, scheint sich spätestens nach der 1:0-Niederlage in St. Gallen die Frage zu stellen, ob die Genfer im Kampf um die Meisterschaft tatsächlich noch ein Wort mitzureden haben. Gerade wenn Spieler wie Crivelli oder der seit Wochen verletzte Kreativkopf Alexis Antunes ausfallen, hapert es im Offensivspiel gewaltig. So sieht es ganz danach aus, dass Servette wieder nicht von einem schwächelnden YB profitieren kann.

Ineffizientes Lugano

Ein wenig anders sieht die Situation in Lugano aus. Bis im Februar war das Team vom Mattia Croci-Torti voll auf Kurs. In der Liga auf Tuchfühlung mit der Tabellenspitze, zudem noch in der Conference League sowie Schweizer Cup vertreten. Von den letzten zehn Spielen konnten die ambitionierten Tessiner aber lediglich deren zwei gewinnen und bei der Niederlage in Basel verlor man ein weiteres Spiel gegen einen direkten Konkurrenten.

Viel Aufwand, wenig Ertrag: Die Luganesi bedanken sich in Basel bei den mitgereisten Fans.
Bild: Georgios Kefalas / KEYSTONE

Dabei zeigte Lugano wie so oft in den letzten Wochen keine schlechte Leistung. Aber die mangelnde Effizienz machte in Basel einmal mehr einen Strich durch die Rechnung. Auch wenn die Mannschaft durchaus geschickt zusammengestellt ist, ansehnlichen Fussball spielt sowie auch die finanziellen Mittel vorhanden sind, scheint es auch in Lugano darauf auszulaufen, dass es eine Saison der verpassten Chance sein wird.

Und so scheint es wahrscheinlich, dass der Schweizer Meister wie seit 1999 und Servette auch 2025 aus der Deutschschweiz kommt.

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