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Furiose Young Boys in Lauerstellung: Der Kampf um den Meistertitel ist verrückt wie nie
Entfesselt, von einer Inbrunst beseelt, die er später als «Wut» umschreiben sollte, riss sich Dereck Kutesa das Trikot vom Leib. Auf die Bank hatte ihn sein Trainer Thomas Häberli zu Spielbeginn beordert, zum zweiten Mal in Folge, das hatte ihm nicht geschmeckt. Und da waren in dieser Woche ja noch die Gerüchte gewesen, die den besten Schützen der Super League mit einem Winterwechsel zum ägyptischen Top-Klub Al Ahly in Verbindung brachten.
Alles ein bisschen turbulent, alles ein bisschen verwirrend. Und nachdem Kutesa als Einwechselspieler das Feld betrat, wurde die Verwirrung nur noch grösser.
Mit einem Assist und einem Tor (inklusive Trikot-Striptease) sorgte der Servette-Spieler für die erste Basler Niederlage in diesem Kalenderjahr. 2:1 schlugen die gastgebenden Genfer den FCB, womit sie ihrerseits den ersten Sieg seit Anfang Dezember realisierten. Viermal in Folge hatte Servette in diesem noch jungen Jahr unentschieden gespielt und damit zwar nicht verloren, aber eben auch nicht mehr gewonnen. Und sich damit in eine Ergebniskrise manövriert, die den ambitionierten Klubchefs missfiel.
Nun aber sind die Grenats wieder mittendrin im Gewühl, das stellvertretend steht für diese verrückte Super-League-Saison. Auf Platz eins bis Platz acht stehen Mannschaften, für die nach oben wie unten fast alles möglich scheint. Einverstanden, mit dem Szenario Abstieg wird sich keines dieser Teams beschäftigen müssen. Dieses mühselige Thema machen Winterthur, Yverdon, die Grasshoppers und der FC Sion unter sich aus. Eher droht nach dem 33. Spieltag (wenn die Tabelle in die sogenannte Championship Group und Relegation Group geteilt wird) das Absinken in die tabellarische Bedeutungslosigkeit.
Jetzt aber, zehn Spiele vor dem «Cut», ist noch immer alles aufregend, spannend, prickelnd. In Absenz eines klaren Dominators darf die Hälfte der Liga vom Meistertitel träumen.
Gesucht wird der hartnäckigste Verfolger
Spieltag für Spieltag ist die Super League für eine Überraschung gut: Niemand ist vor einem Patzer gefeit, jeder schiebt sich mit einem spektakulären Resultat immer mal wieder oben ran. Konstellationen wechseln so rasant, dass man gar nicht mehr weiss, wen man als hartnäckigsten Widersacher des aktuellen Tabellenführers Basel bezeichnen soll.
Ist es der zweitklassierte FC Luzern, der sich in extremis 3:2 gegen Winterthur durchsetzte? Ist es der FC Lugano, der ohne den verletzten Renato Steffen am Samstagabend nicht über ein 1:1 gegen GC hinaus kam? Oder doch der FC St. Gallen, der den FC Zürich tags darauf dank einer Doublette von Jean-Pierre Nsame 2:1 niederrang?
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Bild: Peter Klaunzer / KEYSTONE
Den besten Eindruck hinterlässt derzeit ein Mitbewerber, den man in dieser Saison schon vorschnell in die Sommerpause verabschiedet hatte: YB. Der amtierende Meister hatte die Hinrunde noch weit abgeschlagen in den Niederungen der Tabelle verbracht. Inzwischen ist unter dem neuen Trainer Giorgio Contini nach dem Stolperstart (zweimal 0:0) die Rasanz zurückgekehrt. Dreimal in Serie haben die Young Boys nun gewonnen und dabei aufsehenerregende 13 Tore erzielt. Im Wankdorf wurden an diesem Wochenende überforderte Gäste aus Sitten 5:1 abgefertigt.
YB ist mit 34 Punkten in Lauerstellung, sechs Punkte hinter dem FCB. Womöglich wird am Ende dieser Spielzeit eben doch alles wie immer sein.