Transfer nach Villarreal fix: Thierno Barry verlässt den FC Basel nach einem Jahr voller Schlagzeilen
Die letzte Episode von Thierno Barry und dem FC Basel spielt irgendwo im Subinger Umfeld. Dort fixierte FCB-Präsident David Degen am Samstag rund um das Cup-Spiel höchstpersönlich den Deal mit Barrys Berater und dem FC Villarreal. Der 21-jährige Stürmer verabschiedete sich somit mit einem lupenreinen Hattrick gegen die Amateure vom FCB. Ein Foto zeigt ihn auf der Heimfahrt schlafend auf dem von den Kollegen signierten Matchball. Ein schönes Abschiedssouvenir.
Am Dienstag dann bestätigte der FCB, dass Barry nicht mehr im Training ist und mit einem anderen Klub verhandelt. Nach nur einem Jahr bekommt der FCB kolportierte 13,5 Millionen Euro plus mögliche Boni in der Höhe von einer Million für den Stürmer, der im Sommer 2023 für rund drei Millionen und als Stürmer Nummer 1 aus Belgien in die Schweiz gekommen war.
Der Achte der abgelaufenen Saison in der Primera División kann sich den stolzen Preis auch leisten, da der norwegische Angreifer Alexander Sørloth den Verein für 32 Millionen Euro in Richtung Atlético Madrid verlassen hat. Bei Villarreal hat Barry nach überstandenem Medizincheck am Mittwoch einen langfristigen Vertrag unterschreiben.
In einem Abschiedsstatement wendet er sich auch an die Fans des FC Basel. Sein Dank geht dabei auch an die Mitspieler, Trainer Fabio Celestini und Präsident David Degen, die auch in schweren Zeiten den richtigen Umgang mit ihm gefunden hätten. Barry entschuldigt sich für seine disziplinarischen Aussetzer und endet mit den Worten: «Ich hoffe, am Ende erinnern sich die FCB-Fans an das Positive.»
Barry reiht sich mit dem Transfer hinter Embolo, Calafiori, Akanji, Amdouni, Elyounoussi, Salah und Cabral auf Rang 8 der teuersten Basler Exporte ein und beendet ein Jahr voller Geschichten, von denen er seinen Enkeln noch lange erzählen wird.
Alles begann mit Doppel-Rot in den ersten beiden Pflichtspielen der vergangenen Saison gegen St.Gallen und Tobol Kostanay. Auch in den Folgespielen gab Barry – aber auch der FCB – ein unglückliches Bild ab. Statt zu treffen, stolperte Barry durch den Basler Herbst und statt Europapokal hiess es für den FCB plötzlich Abstiegskampf. Mit dem Erwartungsdruck kam Barry lange nicht klar.
Der Neustart im Winter trägt Früchte
Für seine Ausrutscher nennt der 1,95 Meter grosse Schlacks im Gespräch mit dieser Zeitung auch die unterschiedlich langen Beine als Grund. Doch viel schlimmer als die anderthalb Zentimeter sind die rassistischen Anfeindungen, welchen der Stürmer ausgesetzt war. Der Klub stellte sich im Herbst mehrfach öffentlich hinter seinen Stürmer, der beim Debüt von Fabio Celestini im Cup in Kriens dann genervt auf der Bank schmorte.
Doch statt das Abenteuer FCB schon im Winter zu beenden, wagte Barry auch nach einem klärenden Gespräch mit Celestini und aufmunternden Worten von Kollege Jean-Kévin Augustin einen zweiten Anlauf. Er schaltete in den Ferien in Tansania ab und kam mental gestärkt zum Trainingsauftakt ins Jahr 2024 zurück nach Basel.
Der Thierno Barry Ausgabe 2024 war dann plötzlich ein anderer. Ende Januar traf er in Winterthur doppelt. Und den ersten Ligatreffern folgten bis Saisonende neun weitere Tore und vier Assists. Im Abstiegskampf mutierte Barry zur Basler Lebensversicherung. Dass er gegen Lugano zu spät zu Besammlung kam und so das Out im Cup-Viertelfinale mitverantwortete, sorgte zwar für einen ersten Bruch mit Celestini. Doch die Fans verziehen Barry schnell.
Ausgang, Zuspätkommen, Abgang
Auch in dieser Saison sorgte Barry wöchentlich für Schlagzeilen. Er schoss zwar acht Tore in nur vier Spielen, wurde aber auch wegen wiederholtem Zuspätkommens für das Liga-Spiel gegen Lugano suspendiert und bekam zudem wegen nächtlichen Ausgangs mit Teamkollegen eine Busse aufgebrummt.
Celestini verglich Barry im Anschluss mit einem Sohn, den er zwar gern habe, aber den man auch erziehen müsse. Doch auch diese Episoden sorgten dafür, dass sich Barry anderweitig umsah. Ein klares Bekenntnis zum FCB liess er auch in Genf vermissen, als er auf die Frage, ob das sein letztes Spiel für den FCB gewesen sei, mit einem Grinsen antwortete: «Ich weiss es nicht.»
Dem ersten Interessenten Saint-Étienne sagte der Franzose noch ab. Doch den FC Villarreal hält Barry für den richtigen Schritt und offenbar geeigneter als Hoffenheim, Monaco, Bournemouth oder Freiburg, von deren Interesse ebenfalls berichtet wurde.
Mit Yverdon-Stürmer Kevin Carlos, der theoretisch am Sonntag zu Gast im Joggeli ist, hat der FCB bereits einen Ersatz im Auge. Der 23-jährige Spanier, um den auch YB buhlte, könnte schon in den nächsten Tagen verpflichtet werden.
Er soll gemäss Informationen dieser Zeitung in etwa so viel Geld kosten, wie Barry dem FCB vor einem Jahr wert war. Aber Carlos dürfte es schwer haben, in einem Jahr auch für ähnlich viel Gesprächsstoff zu sorgen wie sein Vorgänger. Doch er ist Barry zumindest in Sachen Treffsicherheit in der Super League mit 13 Ligatoren (Barry hat 14) im Jahr 2024 bereits dicht auf den Fersen.