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Super Puma statt Postauto: Der Bundesrat macht einen Aus-Flug nach Müstair

Die Regierung ruft uns derzeit oft zur Sparsamkeit mit Energie auf. Für ihre Sitzung «extra muros» in der hintersten Ecke von Graubünden mussten dann aber schon drei Helis her.

Nah zum Volk will der Bundesrat mit seinen Sitzungen «extra muros». Damit er am Mittwoch «nah zum Volk» kam, musste er in einen Helikopter steigen. Oder besser gesagt: In deren drei. Beinahe schon Bilder mit Top-Gun-Format schossen die Fotografen in Müstair nach der Landung der grossen Entourage der Landesregierung.

Abflug war in Bern-Belp. Luftlinie bis in den hintersten Krachen von Graubünden: 226 Kilometer. Super Pumas erreichen eine Spitzengeschwindigkeit von rund 280 km/h. Verbrauch, gemäss kurzer Internetrecherche, rund 800 Liter auf die Flugstunde. Mal drei, mal retour ergibt das stolze 4800 Liter Kerosin. Auch beim Treibstoff für Flugzeuge schlägt der Krieg in der Ukraine auf den Preis.

Dichtes Programm

Auf der Traktandenliste für die Sitzung in Müstair stand unter anderem eine Änderung der Verordnung über den Lufttransport aber auch ein Bericht über «Tägliche Sport- und Bewegungsaktivitäten im Kindes- und Jugendalter». Ideale Lektüre für den einstündigen Hinflug. Deutlich mehr Zeit wäre geblieben, wenn die Regierung mit dem öffentlichen Verkehr gereist wäre. Ein Weg von Bern nach Müstair dauert ohne Fluggerät gute fünf Stunden. 1. Klasse retour gibt es ab zirka 170 Franken.

«Das dichte Programm der Bundesrätinnen und Bundesräte liess eine Reise mit Zug und Postauto nicht zu», schreibt die Bundeskanzlei dazu auf Anfrage von CH Media. Oder zumindest nicht für alle: Simonetta Sommaruga, ihres Zeichen Verkehrsministerin, liess es sich nicht nehmen, die Reise mit Zug und Postauto unter die Füsse zu nehmen. Im Text auf Instagram – sie hat die Reise durchaus öffentlichkeitswirksam auf Social Media inszeniert – lobt sie den «landschaftlich und kulturhistorisch grandiosen Landesteil».

Auf dem Weg zurück genoss sie diesen dann aber auch aus dem Super Puma. Sie musste zügig nach Prag zu einer Energiekonferenz. Die Kollegen Ueli Maurer und Guy Parmelin düsten nach dem Rückflug mit dem Heli direkt weiter nach Washington. Die anderen vier Bundesräte verharrten noch eine Stunde bei einem Apéro mit der Bevölkerung, bevor es per Helikopter wieder in die Bundeshauptstadt ging. Was lernen wir daraus? Um nah zum Volk zu kommen, muss man manchmal abgehoben sein.