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Andreas Glarner tritt als SVP-Präsident doch nicht zurück: Aus Trotz und weil der Fall Rita Brem damit nichts zu tun haben soll

Andreas Glarner wollte als Parteipräsident der SVP Aargau eigentlich zurücktreten. Im Interview mit Tele M1 erklärt er, warum er doch weiter macht, was das mit dem parteiinternen Maulwurf und mit dem Fall Rita Brem-Ingold zu tun hat.

Andreas Glarner sagt es auf Tele M1 zum ersten mal öffentlich: «Ich habe eigentlich die Absicht gehabt, nach dem Wahlerfolg, den man fast nicht mehr toppen kann, zu gehen.» Glarner hat den Entscheid nicht nur für sich gefällt: «Das war auch so mit der Geschäftsleitung vereinbart.» Auch die Familie war bereits informiert. Doch dann habe ein Maulwurf, wahrscheinlich aus der Parteileitung, das interne Protokoll an denBlickweitergereicht. «Da sagte ich: So nicht.»

Denn im Artikel sei ein Zusammenhang zwischen seinem Rücktritt und der Polemik um seinen Angriff auf die Aargauer Mitte-Grossrätin Rita Brem-Ingold hergestellt worden. Für Glarner ist klar: «Ich würde ja nie wegen einem angeblichen Fall Brem-Ingold zurücktreten.» Weil das aber an ihm kleben geblieben wäre, macht er nun weiter.

Die Wahl des Kantonalpräsidenten findet im April 2025 statt

Am Donnerstagabend erklärte er an der Parteiversammlung in Lenzburg, was er zuvorin der AZ angekündigt hatte: Dass er Parteipräsident bleiben will. Den Entscheid fällt Ende April 2025 die Parteiversammlung. Eine Gegenkandidatin, einen Gegenkandidaten hat Glarner (aktuell) nicht.

Andreas Glarner sagt, dass die internen Reaktionen auf seinen Meinungsumschwung positiv gewesen seien.

Am anderen Ende des Parteienspektrums, bei der SP, zeigt sich Grossrat Stefan Dietrich konsterniert: «Ich habe nichts anderes erwartet. Die Art und Weise wie Herr Glarner politisiert, dieses Extreme, stösst immer mehr auf Unverständnis. Nicht nur in der Bevölkerung sondern auch in der eigenen Partei.» Für Dietrich wäre ein Glarner-Abgang «eine gute Gelegenheit gewesen, uns allen einen Weihnachtswunsch zu erfüllen», wie er gegenüber TeleM1 sagte.

Martina Bircher, neu gewählte Regierungsrätin Kanton Aargau, freut sich mit ihrem Parteipräsidenten Andreas Glarner.
Fabio Baranzini

Doch nicht alle dürften über Glarners Entscheid, erneut zu kandidieren, erfreut sein.

Das sagen Glarners Gegner

Parteiintern stand der 62-Jährige wiederholt in der Kritik, seit er 2020 zum Präsidenten der SVP-Aargau gewählt worden war. Zuletzt gingen die Wogen vor den Kantonalwahlen hoch, es kam zur oben erwähnten Polemik. Glarner hat Mitte-Grossrätin Rita Brem-Ingoldaufgrund eines Einbürgerungsentscheids im Netz an den Pranger gestellt. Sie erhielt daraufhin Morddrohungen. Glarner argumentierte stets, er sei nicht für die Reaktionen der Netztäter verantwortlich. Andere wollten dies so nicht gelten lassen.

Glarner pflegt einen angriffigen, von der Zürcher SVP geprägten Politstil. Das geht vielen in der Aargauer Kantonalpartei zu weit. Nicht zuletztkritisierten auch SVP-Ortsparteien, dass Glarners aggressiver Politstil ihnen die Arbeit erschwere.

Am Wochenende machte die AZ publik, dass Glarner vor zweieinhalb Jahren direkter Kritik ausgesetzt war. Dies belegt ein Geschäftsleitungsprotokoll. Regierungsrat Jean-Pierre Gallatiriet dem SVP-Kantonalpräsidenten damals dringend zum Rücktritt. Für die SVP Aargau befürchtete Gallati eine Katastrophe im Wahljahr 2023, falls Glarner weitermache. Denn bei den Kommunalwahlen 2021 musste die erfolgsverwöhnte Partei unter Glarner eine Niederlage einstecken.

Doch am 20. Oktober geschah das Gegenteil: ein ungeahnter Höhenflug der Partei unter Präsident Glarner. Fast 34 Prozent Wählendenanteil, plus fünf Grossratssitze und die Verteidigung des zweiten Regierungssitzes in der Person von Martina Bircher.(jk)