SwissSkills: Brittnauerin holt sich den Titel als beste Konditorin-Confiseurin
«Ich konnte kaum glauben, dass ausgerechnet ich gewonnen hatte», sagt Judith Knellwolf. Die 19-jährige Brittnauerin gewann die SwissSkills Championships 2023, die Berufsmeisterschaften der Bäcker-Konditor-Confiseure, den Schweizer-Meister-Titel in der Fachrichtung Konditorin-Confiseurin. An den Berufsmeisterschaften, die Ende November in Luzern ausgetragen wurden, setzte sie sich gegen weitere zehn Mitbewerberinnen durch.
Die Kandidatinnen wurden aus den Kantonsbesten der Qualifikationsverfahren (Lehrabschlussprüfungen) 2023 selektioniert. Mit ihrer Abschlussnote von 5,4 – damit legte sie die zweitbeste Prüfung im Kanton Aargau ab – sicherte sich Knellwolf einen von zwölf möglichen Startplätzen in der Fachrichtung Konditorei-Confiserie.
Schliesslich massen sich elf Teilnehmerinnen in ihrer Kreativität und ihrem handwerklichen Geschick.
Vorbereitung war kein Zuckerschlecken
Der Weg bis zu den Berufsmeisterschaften war für Knellwolf sehr aufwendig. Nach dem Abschluss ihrer Berufslehre in der Zofinger Bäckerei-Konditorei-Confiserie Leutwyler, wo sie sich ein solides Grundwissen erarbeitet hatte, hatte sie sich eigentlich eine kleine Auszeit gegönnt, einen Arbeitsvertrag aber bereits in der Tasche. «Als Ende August klar war, dass ich mich für die SwissSkills qualifiziert hatte, musste ich mir überlegen, wie und wo ich mich auf Berufsmeisterschaften vorbereiten konnte», schilderte sie ihr Dilemma. Ihr künftiger Arbeitgeber, Chocolatier Fabian Rimann aus Wettingen, öffnete ihr auf Anfrage sofort seine Türen. «Und zwar sehr, sehr weit», wie Knellwolf betont. Weil Rimann ausschliesslich im Confiserie-Bereich tätig ist, vermittelte er ihr nämlich gleich auch noch einen Kollegen, der ihr im Konditorei-Bereich mit Tricks und Tipps zur Seite stehen würde. Und zwar niemanden Geringeren als Rolf Mürner, seines Zeichens Patissier-Weltmeister. Damit standen der jungen Brittnauerin zwei absolute Top-Fachleute und Mitglieder der Schweizer Koch-Nationalmannschaft helfend zur Seite, von denen sie extrem viel lernen konnte. Dazu bildete sie sich auch bei ihrem Lehrer an der Berufsschule Aarau, Franz Ziegler, in der Modellierung von Marzipan weiter. Für Knellwolf ist klar: «Ohne die Feedbacks und Tipps von Fabian Rimann und Rolf Mürner wäre ich nie so weit gekommen.»
Ein fantastisches Universum entwickelt
Die Bescheidenheit der Goldmedaillen-Gewinnerin aus Brittnau darf aber nicht darüber hinwegtäuschen, dass sie in der kurzen Zeit eine enorme Arbeit leistete. Galt es doch, innerhalb eines Zeitraums von knapp drei Monaten ein süsses «Universum» – so lautete das Wettbewerbsthema – zu gestalten, die entsprechenden Rezepte auszutüfteln und die einzelnen Artikel der Thematik entsprechend auszugestalten. Neben einem vorproduzierten Schaustück, das die Teilnehmerinnen am Wettbewerb vom 21. bis 23. November fertig stellen und präsentieren mussten, hatten sie auch eine Torte, eine moderne Patisserie-Tartelette, Pralinen sowie Confiserie-Fantasiefiguren vor Ort zu erstellen. Und alle Wettbewerbsteilnehmerinnen hatten ihre Arbeit auch noch schriftlich zu dokumentieren.
Dabei galt es bei jeder der Wettbewerbsaufgaben gewisse Mindestanforderungen zu erfüllen. So hatte etwa die Tartelette – das sind eigentlich kleine Tortenböden aus Mürbeteig, welche häufig für Fruchttörtchen verwendet werden – mindestens vier verschiedene Komponenten zu enthalten, wobei mindestens eine gebacken und mindestens eine weitere kalt als Creme oder Mousse hergestellt sein musste. «Meine beiden Lehrmeister haben mich von Beginn an darauf aufmerksam gemacht, dass ich nur eine Chance hätte, weit nach vorne zu kommen, wenn ich zusätzliche Komponenten in meine Wettbewerbsstücke einbauen würde», erzählt Knellwolf. So hätte sie ihre Tartelette von Beginn an nicht als «flachen Boden» konzipiert, sondern als Halbkugel. «Da musste ich zuerst herausfinden, wie sich das überhaupt machen lässt», sagt sie; später habe sie ihrer Tartelette auch noch eine zusätzliche Struktur verpasst.
Am Wettbewerb selber sei sie eigentlich recht ruhig gewesen, denn sie sei ohne Erwartungen an den Wettkampf gegangen und wollte einfach eine gute Arbeit abliefern. «Dank meiner intensiven Vorbereitung wusste ich ja, dass ich die Abläufe intus hatte», sagt sie. Und einen Probedurchlauf habe sie ebenfalls absolviert. «Nervös bin ich nur kurz zu Beginn geworden, als der unbekannte Arbeitsplatz samt mitgebrachtem Material innerhalb einer halben Stunde eingerichtet werden musste», sagt sie und lacht. «Da wurde die Zeit tatsächlich etwas knapp – und hätte ich vergessen, etwas mitzunehmen, hätte ich ohne auskommen müssen.» Bei der Arbeit selber sei die Nervosität rasch verflogen, auch wenn hier genau definierte Fixzeiten eingehalten werden mussten.
Überhaupt nicht mit Gold gerechnet
«Was? Ich?» Das sei ihre erste Reaktion an der Rangverkündigung gewesen, erzählt Knellwolf. Sie habe überhaupt nicht damit gerechnet, den Sieg zu holen. «Es gab so viele andere tolle Kreationen», betont sie. Das Niveau aller Teilnehmerinnen an den Berufsmeisterschaften sei sehr hoch gewesen. Sie könne auch nicht sagen, wieso sie gewonnen habe, denn es gebe auch im Nachgang keinen Jurybericht. «Ich vermute, dass ich gewonnen habe, weil ich sehr exakt und äusserst aufwendig gearbeitet habe», sagt die Brittnauerin.
Ein Titel, der Türen öffnen kann
Nach dem Titelgewinn abheben, das ist bei der Brittnauerin absolut kein Thema. «Es ist sicher so, dass mir der Titel gewisse Türen auf meinem beruflichen Weg öffnen kann», sagt sie. Doch Wechselgelüste habe sie überhaupt nicht, auch wenn sie seither bereits Stellenangebote erhalten habe. «Ich möchte auf meinem angestammten Beruf verbleiben, zusätzliche Techniken erlernen und weitere Möglichkeiten ausloten – und da bin ich bei Fabian Rimann am richtigen Ort», sagt sie.