Nach CNN-Story: Aus Assads Horror-Knast Befreiter soll in Wahrheit ein Folterer sein
Wenige Tage ist es her, als dem US-Sender CNN scheinbar spektakuläre Aufnahmen gelingen. Von der Kamera begleitet, durchsucht Journalistin Clarissa Ward eines der Folter-Gefängnisse des geflüchteten Diktators Bashar al-Assad. In einem unglaublichen Fernsehmoment findet das Newsteam einen Mann unter einer Decke, offenbar ein vergessener Häftling.
Nur: Der Mann wirkt mehr als unglaubwürdig. Obwohl er behauptet, bereits drei Monate in dem Gefängnis zu sitzen, lässt seine Erscheinung stark daran zweifeln. Kurzgeschorenes Haar, sauber getrimmter Bart, saubere Kleidung – alles zu perfekt, um wahr zu sein. Im Internet macht sich Spott über die scheinbare Befreiungsaktion breit.
Assad-Gefangener in Wirklichkeit ein Folterer?
Verify-Sy, eine unabhängige syrische Plattform zur Faktenprüfung, erklärte nun, dass es sich bei dem Mann aus dem Video in Wahrheit um Salama Mohammad Salama handle, einem Oberleutnant beim Geheimdienst der syrischen Luftwaffe. In seiner Funktion unter Assads Führung habe er mehrere Sicherheitskontrollpunkte in Homs geleitet. Auch soll er an Diebstählen, Erpressungen und der Nötigung von Einwohnern beteiligt gewesen sein. Dies mit dem Ziel, diese Leute zu Informanten des Regimes zu machen.
Verify-Sy behauptet weiter, dass Salama Zivilisten getötet, zahlreiche junge Männer unschuldig festgenommen oder gefoltert habe. 2014 soll er zudem an Militäroperationen teilgenommen haben, bei der Assads Streitkräfte Homs nach einer dreijährigen Belagerung von den syrischen Rebellen einnahmen.
Anwohner hätten gegenüber den Faktenprüfern ausserdem erzählt, dass Salamas Inhaftierung auf einen Streit mit einem höherrangigen Offizier über die Gewinne aus erpressten Geldern zurückzuführen sei. Er sei deswegen auch nicht drei, sondern lediglich einen Monat hinter Gittern gewesen.
Verify-Sy veröffentlichte ein Foto auf ihrer Website, das nach Angaben der Faktenchecker Salama in Militäruniform in seinem Büro zeigt. Das Bild liefere «eine weitere Bestätigung seiner früheren Aktivitäten», schreibt die Plattform dazu.
Von der britischen Zeitung «The Telegraph» mit den Vorwürfen konfrontiert, erklärte der Nachrichtensender CNN: «Wir haben nach der Befreiung seinen Hintergrund untersucht und sind uns bewusst, dass er möglicherweise eine falsche Identität angegeben hat.» Dennoch habe sich alles so zugetragen, wie im TV-Bericht dargestellt. Ein syrischer Rebell habe schliesslich die Entscheidung getroffen, den Mann aus dem Gefängnis frei zu lassen.(luk)