Medienhaus TX Group will fast 300 Stellen streichen und zwei Druckereien schliessen
Die Situation im traditionellen Zeitungsgeschäft spitzt sich weiter zu: Wie das Schweizer Medienhaus TX Group in der Nacht auf Dienstag mitteilt, will es 290 der insgesamt 3500 Vollzeitstellen abbauen. Davon betroffen ist vorab der Zeitungsdruck. So sollen zwei der aktuell drei Druckzentren bei Lausanne und in Zürich in den kommenden zwei Jahren geschlossen werden. Dabei soll der Grossteil des angekündigten Stellenabbaus erfolgen. Ausgebaut werden soll dagegen das Druckzentrum in Bern.
Aber auch auf den Redaktionen der TX-Group-Titel sollen 90 Stellen wegfallen, heisst es in der Mitteilung weiter. Die Bezahlzeitungen des Medienhauses wie «Tages-Anzeiger», «Berner Zeitung», «Basler Zeitung» oder «24 heures» sind dabei in der Gesellschaft Tamedia gebündelt. Auf diese vier Titel will TX Group online denn auch in Zukunft setzen – der Rest werde noch als Printprodukte fortgeführt.
Denn «das Print-Geschäft bleibt bedeutend», schreibt das Verlagshaus. Es entspreche noch immer einem «weit verbreiteten Kundenbedürfnis». Und auch der durchschnittliche Umsatz pro verkauftem Print-Abonnement übertreffe den digitalen Umsatz noch immer deutlich.
Verleger Supino: «Grundlegende Neuaufstellung»
Die Gratiszeitung «20 Minuten» ist eine eigene Gesellschaft der TX Group. Inwiefern die beiden Zeitungsbereiche Stellen abbauen, ist im Detail noch nicht bekannt. Klar ist dagegen bereits, dass das Medienhaus nun ein Konsultationsverfahren startet. Dazu schreibt TX Group, es kämen Sozialpläne zur Anwendung und Frühpensionierungen würden geprüft.
«Die Medienwelt hat sich über die letzten zwei Jahrzehnte grundlegend verändert», wird Verleger Pietro Supino in der Mitteilung zitiert. Nach laufenden Anpassungen in den vergangenen Jahren sei darum nun «der Zeitpunkt für eine grundlegende Neuaufstellung gekommen». Sein Unternehmen wolle sich darum mit einer neuen Strategie für die Zukunft ausrichten.
Wie Supino weiter ausführt, ist sich der Verwaltungsrat «der Schwere der notwendigen Massnahmen bewusst». Doch stehe die Unternehmensleitung «dahinter, um das Ziel einer erfolgreichen Aufstellung für eine digitale Zukunft zu erreichen».
Stabile Halbjahreszahlen
Gleichzeitig publiziert TX Group die Halbjahreszahlen. Demnach blieb der Umsatz von Januar bis Juni zwar stabil bei 461 Millionen Franken. Und das Betriebsergebnis (Ebit) stieg sogar gut 4 Prozent an auf 56,5 Millionen Franken. Doch sowohl die Werbeeinnahmen bei Tamedia und «20 Minuten» als auch das Druckgeschäft entwickelten sich weiterhin rückläufig, schreibt das in Zürich beheimatete Verlagshaus.
Wie TX Group ausführt, wirtschaften die digitalen Plattformen Job Cloud (50-Prozent-Beteiligung) und Swiss Marketplace Group (30,73-Prozent-Beteiligung) «erfolgreich». Der Werbevermakter Goldbach sowie die Zeitungsverlage «20 Minuten» und Tamedia dagegen seien «seit vielen Jahren mit stetigen Veränderungen konfrontiert».
Eine gleichentags publizierte neue Strategie macht klar, wohin sich TX Group mit seinen Gesellschaften entwickeln will. Diese ziele «darauf ab, die journalistische Leistungsfähigkeit und Qualität aufrechtzuerhalten», heisst es in der Mitteilung. Zudem solle der «Ausbau des digitalen Angebots mit der Rekrutierung neuer Talente» sowie «Investitionen in innovative Technologien» die Transformation der Geschäftsprozesse und Wertschöpfungskette beschleunigen.
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