«Junge Lenker kommen viel zu einfach an solche Boliden ran»: Suter und Wyssmann streiten über Extra-Fahrprüfung für Sportwagen
Wer kürzlich einen Blick auf die Blaulicht-Meldungen im Kanton Aargau geworfen hat, wird festgestellt haben: Gleich mehrfach kam es in den vergangenen Wochen zu teils heftigen Unfällen mit PS-starken Sportboliden. Am 7. November zerlegte ein 20-Jähriger auf dem Autobahnzubringer bei Buchs einen BMW M5. Ein paar Tage später legte ein 19-Jähriger bei der Autobahneinfahrt Aarau-West einen Porsche aufs Dach.
Für besonders viel Aufsehen sorgte ein 20-jähriger Junglenker, der in Lenzburg auf der A1 mit einem 570 PS starken McLaren in die Tunnelwand knallte, als er die Kontrolle über den Mietwagen verlor. Der Lenker blieb zwar unverletzt, der McLaren erlitt jedoch einen Totalschaden. Der 20-Jährige musste seinen Fahrausweis auf Probe vor Ort abgeben.
Für die Aargauer SP-Nationalrätin Gabriela Suter ist diese Situation nicht mehr länger tolerierbar. Im Dezember will sie in Bern darum einen Vorstoss einreichen. Ihr Ziel: Junglenker sollen künftig zusätzliche Fahrstunden oder gar eine zweite Fahrprüfung absolvieren müssen, wenn sie solche Sportwagen fahren wollen.
In der aktuellen Ausgabe von «TalkTäglich» gibt sie dazu ein Beispiel aus dem australischen Bundesstaat Südaustralien. Dort werde nächstes Jahr eine neue Regelung eingeführt. «Junglenker müssen dort für Autos ab einer genau definierten Leistungsstärke neuerdings Online-Lektionen besuchen, wo sie den Umgang mit solchen Autos lernen», so Suter.
«Das benötigt nur noch mehr Bürokratie»
Relativ wenig von einer neuen gesetzlichen Regelung, wie sie Suter vorschwebt, hält der neu gewählte SVP-Nationalrat Rémy Wyssmann (SO). Zu Suters Beispiel sagt er: «Australien kann man nicht mit der Schweiz vergleichen, wir haben hier eine viel höhere Verkehrsdichte.»
Zwar findet Wyssmann die Zielsetzung gut, möglichst viele Unfälle zu verhindern. Aber: «Der Weg dorthin ist der falsche. Das dauert zu lange und benötigt nur noch mehr Bürokratie und noch mehr Prüfungen.» Stattdessen sollten die Sportwagenvermieter genauer hinschauen und unerfahrenen Junglenkern keine derart leistungsstarken Autos mehr aushändigen.
Auf die Nachfrage von Moderator Adrian Remund, ob Wyssmann denn eine schnellere Lösung habe, sagt er: «Sofort greifen würde es, wenn die Versicherungen den Sportwagenvermietern klarmachen, dass sie die Prämien deutlich erhöhen würden, wenn die Vermieter nicht genauer hinschauen.» Oder dass sie sogar Regress auf die Versicherer nehmen, wenn diese grobfahrlässig Autos an ungeeignete Fahrer vergeben. Wyssmann weiter:
«Das wäre extrem schnell, extrem wirkungsvoll und extrem abschreckend.»
Assistenzsysteme einfach auszuschalten, ist «hochgefährlich»
Die SP-Frau bleibt aber dabei, dass eine gesetzliche Lösung die bessere sei: «Mir geht es nicht darum, Leute zu bestrafen, sondern die Sicherheit auf den Strassen zu erhöhen.» Die unerfahrenen Junglenker würden mit ihrem Verhalten schliesslich nicht nur sich selbst, sondern auch Mitfahrende und andere Verkehrsteilnehmer gefährden. Zudem sei es «hochgefährlich», dass man mit einem simplen Knopfdruck wichtige Assistenzsysteme wie die Traktionskontrolle ausschalten könne.
Was die Assistenzsysteme betrifft, sieht Wyssmann die Verantwortung ebenfalls wieder bei den Vermietern: «In den USA ist es teilweise so, dass man vor der Miete eine Probefahrt mit dem Vermieter zusammen machen muss. So kann der dann einschätzen, ob man das Auto im Griff hat oder nicht.»
Einig sind sich Suter und Wyssmann schliesslich immerhin in einem Punkt: dass es zu viele Unfälle gibt.