Bircher, Flach oder Müri? Das ist die Prognose des Polit-Experten für die Wahlen im Aargau
Am Sonntag wird im Kanton Aargau gewählt. Dann wird sich zeigen, ob es Martina Bircher (SVP), Beat Flach (GLP) oder Ruth Müri (Grüne) in die Regierung schaffen, ob es zu einem zweiten Wahlgang kommen und wie sich das Kantonsparlament in den nächsten vier Jahren zusammensetzen wird.
Mark Balsiger wagte in der Fernsehsendung TalkTäglich eine Prognose. Er ist gebürtiger Aargauer, studierter Politologe und Politik-Analyst. Am Dienstag stand er Moderatorin Anne-Käthi Kremer Red und Antwort. Den Wahlsonntag erwartet Balsiger mit Spannung: «Der Aargau bildet die Schweiz im Kleinen ab. Nach den eidgenössischen Wahlen vor einem Jahr sehen wir am Sonntag, in welcher Form die jeweiligen Parteien sind.»
Im Grossen Rat haben Grüne und Grünliberale vor vier Jahren stark zugelegt. «Die grüne Welle ist vorbei», erklärte Balsiger. Das Klima-Thema sei in diesem Wahlkampf kaum präsent. Stattdessen gehe es um Migrations- und Asylpolitik, was der SVP in die Hände spielen dürfte. Gewinnen könnte laut Balsiger aber auch die SP. Sie sei in den letzten Abstimmungen als grosse Siegerin hervorgegangen und könne den Schwung mitnehmen. Gespannt sei er, wie die Freisinnigen abschneiden, sagte Balsiger.
Regierungsrat: Zwei mit Chancen, eine wohl abgeschlagen
Besonders spannend ist die Ausgangslage bei den Regierungsratswahlen: Martina Bircher (SVP), Beat Flach (GLP) und Ruth Müri (Grüne) kämpfen um den frei werdenden Sitz. Balsiger gibt sich zurückhaltend mit einer Prognose: Er wisse, dass viele Beobachter der Meinung seien, dass die Wahl im ersten Wahlgang entschieden werde. Er mache sein Modell am Sonntagmorgen publik: «Ich muss nochmals rechnen.»
Laut einerUmfrage dieser Zeitunghat Martina Bircher die besten Wahlchancen der Neukandidierenden, doch Beat Flach hat massiv aufgeholt. Ein Kopf-an-Kopf-Rennen ist wahrscheinlich. «Aber es ist eine Umfrage, keine Prognose» betont Balsiger. Sie bilde nicht ab, was in den letzten Wochen passiert sei.
Balsiger findet es bemerkenswert, dass ein Kandidat der kleinen GLP so nahe an der SVP-Kandidatin dran ist. Flach könne gewinnen, Bircher müsse gewinnen: «Jede dritte Person im Aargau wählt SVP. Sie hat eine enorme Basis. Die Frage ist, wie viele FDP- und Mitte-Wähler für Bircher stimmen», sagte er im TalkTäglich. Dieauffälligen Anker-Plakate von Flachhält er zwar für «frech und atypisch», aber nicht für matchentscheidend.
Chancenlos – wenn man den Umfragen glaubt – scheint hingegen Ruth Müris Kandidatur. Sie politisiere seit Jahren in der Badener Stadtregierung und als Grossrätin, sei eine gestandene Politikerin, attestierte Mark Balsiger. «Aber ihre Konkurrenten haben die nationale Bühne erobert. Ich glaube, das macht den Unterschied.»
Balsiger: Bisherige werden wohl wiedergewählt
Auf die Frage, ob die Bisherigen sicher im Sattel sitzen, meinte Balsiger: «Die nüchterne Statistik zeigt, dass 92 von 100 Regierungsmitgliedern in der Schweiz wiedergewählt werden» Es müsste laut dem Polit-Analysten «ein mittlerer Skandal» passieren, damit Dieth, Attiger, Gallati oder Egli abgewählt werden. «Dafür gibt es momentan keine Anzeichen.»
Schade findet er, dass Regierungsräte im Aargau keinen Smartvote-Fragebogen ausfüllen – im Gegensatz zu den neuen Kandidatinnen und Kandidaten. Im TalkTäglich sagte Mark Balsiger: «Ich finde es schade, dass sie nicht den Mut dazu haben.» Sie hätten wohl Angst, später auf etwas behaftet zu werden. Den Verzicht hält er für «etwas hasenfüssig».