«Last Christmas» – in diesem «Tatort» wird Weihnachten für eine Familie zum Albtraum
Warum die «Tatort»-Redaktion uns dieses Jahr gleich zwei Folgen mit Weihnachtsmotto beschert hat, weiss nur der Weihnachtsmann. Bevor am 22. Dezember Tessa Ott und Isabelle Grandjean im ersten Zürcher Weihnachts-«Tatort» ihres Lebens einen Serienmörder jagen müssen, lässt man in Bremen das Grauen schon mal anklingen, das im jährlich verordneten Fest der Liebe liegen kann. Oder wie es Kommissarin Liv Moormann (Jasna Fitzi Bauer) zu ihrer Kollegin Linda Selb (Luise Wolfram) sagt, ihr dabei Schokokugeln wie Projektile zuwerfend: «Jährlich 15’000 abgefackelte Wohnungen, viel häusliche Gewalt.»
Von der Familie, die sich in einem luxuriösen Landhaus an Heiligabend versammelt hat, sieht man zunächst nur die guten Seiten. Zipfelmützen, Kerzenschein, alles Lametta. Doch der nervige, gerade vierzig gewordene Supermarkt-Ohrwurm «Last Christmas» bekommt eine neue Bedeutung, als der Familienvater, ein homosexueller Seefahrtskapitän mit Kindern aus erster Ehe, spätabends nach der Familienkaraoke erschossen wird.
In einem klassischen Whodunnit fällt der Heiligenschein von Schwiegertöchtern, Söhnen und Töchtern ab, als die Kommissarinnen mit einer 3D-Bildkamera jeden Winkel des Hauses ausmessen.
Bis auf das weihnachtliche Ende, eine moderne Interpretation der christlichen Erlösungsidee, ist das kein künstlerischer Glanzpunkt im Vorweihnachtsprogramm, aber eine solide gespielte Interpretation dessen, was Familie häufig ist: ein Sammelbecken für Schuld und Sühne.