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Das grosse Batterie-Chaos: Die Preise schwanken gewaltig – und was sind eigentlich die Unterschiede?

Wer im Laden vor dem Batterieregal steht, verliert vor lauter Qual der Wahl schnell die Energie. Selbst innerhalb einer Kategorie schwanken die Preise gewaltig. Ein Ratgeber.

Wer dachte, Einwegbatterien seien längst ein Auslaufmodell, der täuscht sich: Der Online-Händler Galaxus schreibt etwa, dass die Verkaufszahlen für Batterien seit 2016 stetig ansteigen, im Jahr 2020 sogar «extrem». Gebraucht werden die Batterien vor allem noch für Fernbedienungen, Spielzeug und Taschenlampen. Und ihr Marktanteil sinkt dennoch. Die riesigen Preisunterschiede in diesem Sortiment kann sich niemand erklären. Damit Sie das nächste Mal vor dem Batterien-Regal wissen, zu welchem Pack Sie greifen sollen, haben wir die wichtigsten Fragen & Antworten aufgelistet.

Welche verschiedenen Batterietypen gibt es?

Batterien werden unterschieden durch ihre Bauart und welche Materialien sie beinhalten. Die AA-Batterien (Mignon) und AAA-Batterien (Micro) werden dementsprechend weiter unterteilt in Alkali-Batterien und für eine höhere Leistung Lithium-Batterien. Beide sind nicht aufladbar, daher werden sie als Primärbatterien bezeichnet. Sekundärbatterien werden wiederaufladbare Batterien, also Akkus genannt. In den AA und AAA Formaten sind hier sogenannte NiMH-Batterien gängig. Für Geräte, die eine höhere Leistung benötigen werden in den meisten Fällen Lithium-Ionen-Akkus verwendet, die häufig bereits in Geräte wie Smartphones, Laptops bis hin zu E-Autos festverbaut sind.

Sind teure Batterien auch langlebiger als günstige?

Nein. Letzten Herbst hat das Schweizer Konsumentenmagazin K-Tipp Alkali-Einweg-Batterien des Typs AA getestet. Gewonnen hat die «Long Lasting Power» von Aerocell, die bei Lidl für 47 Rappen pro Batterie erhältlich ist. An zweiter Stelle landete eine Batterie von Duracell, die mehr als das Vierfache kostet. Allgemein waren die Qualitätsunterschiede gering. Diese Resultate sind im Einklang mit älteren Tests vom Kassensturz. Man kann also getrost nach einer günstigen Batterie greifen, wenn es eine Einweg-Batterie sein soll.

Wiederaufladbare Batterien kosten etwa das zehnfache von Einwegbatterien – lohnt sich der Kauf trotzdem?

Akkus haben grosse Vorteile gegenüber Einwegbatterien. Für die Produktion von Einwegbatterien wird ca. das 40- bis 500-fache ihres eigenen Energiegehaltes benötigt. Auch Akkus sind aufwändig in der Produktion, können jedoch über ihre Lebensdauer ein Vielfaches dieser Energie speichern. Auch Rohstoffe können durch Akkus deutlich eingespart werden. «Generell gilt, je öfter eine Batterie geladen und entladen werden kann, desto besser ist die Ökobilanz», sagt dazu Corsin Battaglia, Batterieforscher an der Eidgenössischen Materialprüfungs- und Forschungsanstalt (Empa). Durch die längere Nutzungsdauer lohnen sich Akkus auch finanziell.

Wo lohnen sich Einwegbatterien noch?

Selbst wenn Galaxus eine Steigende Nachfrage an Einweg-Batterien verzeichnet, so machen wiederaufladbare Lithium-Ionen-Batterien doch einen immer grösseren Anteil am Markt aus. In Anwendungen, die viel Energie benötigen, sind sie bereits der Standard. Laut Corsin Battaglia werden sie auch immer mehr in kabellose Computer-Tastaturen und Mäusen verwendet. «Bleiben also noch Fernbedienungen als traditioneller Markt, in dem sich Alkalibatterien weiterhin behaupten können. Allerdings ist dieser Markt gemessen am Akku-Markt – inklusive Batterien für elektrische Fahrzeuge – sehr klein», so Battaglia.

Selbst die kleinsten Batterien werden immer mehr von Akkus abgelöst.
Bild: Getty Images

Stimmt es, dass wiederaufladbare Batterien eine tiefere Spannung aufweisen?

Ja, die sogenannten NiMH-Akkus haben eine etwas tiefere Spannung als Alkali-Einweg-Batterien. Das kann vor allem bei manchen älteren Geräten wie analogen Kameras oder Fernsehbedienungen zu Problemen führen. Die tiefere Spannung führt auch zu einer tieferen Energiedichte, der Unterschied zu Alkali-Einweg-Batterien ist jedoch gering.

Wie häufig lassen sich Akkus aufladen?

Bei NiMH-Akkus werden bis zu 1000 Ladezyklen erwartet. Bei Lithium-Ionen-Akkus können es sogar mehrere tausend Zyklen sein. Das ist jedoch sehr abhängig von der Qualität und Nutzung. Um die Lebensdauer von Akkus zu erhöhen, lohnt es sich, sie nie ganz aufzuladen und auch nie ganz leer werden zu lassen.

Welche Akkus eignen sich für welche Geräte?

Für Geräte, die häufig aufgeladen werden, wie beispielsweise Kabellose Telefone, die immer wieder auf der Dockingstation stehen, sind NiMH-Akkus optimal geeignet. Wenn ein Gerät jedoch länger durchgehend in Betrieb ist, lohnen sich Lithium-Ionen-Akkus, da sich diese langsamer entladen und eine höhere Energiedichte aufweisen.

Wie funktioniert das Recycling von Batterien?

Wenn Batterien am Ende ihrer Lebensdauer sind, können sie an allen Verkaufsstellen in der Schweiz sowie an einigen Sammelstellen abgegeben werden. Dann werden sie zum einzigen Schweizer Batterienrecycler in Wimmis BE gebracht, wo sie sortiert und über verschiedene Verfahren in ihre Bestandteile aufgetrennt werden. So kann die Umwelt vor Schwermetallen geschützt werden und wertvolle Rohstoffe können wiederverwertet werden.

Wie werden Batterien ideal gelagert?

Batterien sollten trocken und bei Raumtemperatur oder kühler gelagert werden. So sinkt die Wahrscheinlichkeit, dass die Batterien auslaufen. Idealen Schutz bietet die Originalverpackung. Batterien sollten von metallischen Gegenständen oder Verpackungen ferngehalten werden und die Pole sollten sich nicht berühren. Temperaturschwankungen, beispielsweise durch Sonneneinstrahlung können die Lebensdauer der Batterien deutlich verringern.

Stimmt es, dass sich Batterien bei Nichtgebrauch selbstentladen?

Selbstentladung bedeutet, dass sich Batterien langsam entladen, ohne in ein Gerät eingesetzt zu sein. NiMH-Akkus haben eine hohe Selbstentladung, sie sollten daher eher kurz vor dem Gebrauch aufgeladen werden. Die Probleme mit Selbstentladung wurden mit der neueren Version, den LSD-NiMH-Akkus deutlich verbessert. Die sind erkennbar durch Beschriftungen wie «ready to use» oder «geringe Selbstentladung». Grundsätzlich gibt es Selbstentladung bei allen Batterien, weshalb sie nicht auf Vorrat gekauft werden sollten.

Wie kann ich die Lebensdauer von Batterien verlängern?

In Geräten, die viel Energie benötigen können Batterien nicht ganz geleert werden. Daher lohnt es sich, Batterien zuerst in Stromfressern einzusetzen und wenn sie dafür nicht mehr ausreichen, auf weniger energieintensive Geräte wie Fernbedienungen zu wechseln. Angebrauchte Batterien sollten nicht zusammen mit neuen Batterien in einem Gerät verwendet werden, da sie sich sonst schneller entladen.

Was tun, wenn eine Batterie ausläuft?

Wenn möglich sollte die ausgelaufene Batterie nicht mit blosser Hand berührt werden. Wenn es doch zu Kontakt mit der Haut gekommen ist. muss die Stelle gründlich gewaschen werden. Reste des Elektrolyten können feucht aufgenommen werden. Kleider oder Gegenstände, die mit dem Elektrolyten in Kontakt waren, sollten gewaschen werden, können danach aber wieder gefahrlos verwendet werden.