
«Laufen Gefahr, abgehängt zu werden»: Nationalrätin und Bund wittern grosse Chancen der künstlichen Intelligenz
«Die künstliche Intelligenz (KI) verändert die Welt grundlegend», schreibt der Bundesrat in einer Medienmitteilung vom Freitag. Auch bei der Bundesverwaltung beeinflusse die KI viele Aufgabenbereiche. In Bundesbern hofft man insbesondere, dass KI-Systeme helfen können, Verwaltungsprozesse effizienter auszugestalten.
Um KI sinn- und verantwortungsvoll einzusetzen, hat die Bundeskanzlei eine Strategie ausgearbeitet, die aber erst allgemeine Grundlagen definiert. Demnach soll der Bund sich an drei Handlungsfeldern orientieren:
Mittels Ausbildungen sollen Angestellte der Verwaltung Kompetenzen aufbauen, um KI-Systeme einsetzen zu können.
KI-Systeme sollen für das Gemeinwohl eingesetzt werden. Interne Vorgaben sollen sicherstellen, dass der Einsatz rechtskonform und nach ethischen Standards erfolgt.
Der Bund erhofft sich Zeit- und Kostenersparnisse dank KI. Kapazitäten menschlicher Mitarbeitenden sollen geeigneter eingesetzt werden, indem ihnen die KI Routinearbeiten abnimmt.
Bis Ende dieses Jahres soll ein Umsetzungsplan für diese strategischen Ziele vorliegen. Auch an der Regulierung von KI in der restlichen Schweiz arbeitet die Landesregierung derzeit. Dazu hat der Bund Anfang Februar 2025 eine Auslegeordnung präsentiert und unter anderem verkündet, dass die Schweiz die KI-Konventionen des Europarats übernehmen soll.
Auch im Parlament ist KI ein grosses Thema
Die Frage nach dem bestmöglichen Umgang mit dieser technologischen Revolution beschäftigt auch das Parlament. Am Donnerstag winkte der Ständerat eine Motion durch, die geistiges Eigentum vor unbefugter Nutzung durch KI besser schützen will. Während der Frühlingssession wurden zudem zwölf neue Vorstösse zu diesem Thema eingereicht.
Einer davon kommt von der Baslerin Katja Christ (GLP). Darin fordert die Nationalrätin eine landesweite Strategie für den Umgang mit KI. In der Auslegeordnung des Bundesrats gehe es vor allem um die Gesetzgebung. Sie sagt: «KI birgt Risiken, ja – aber vor allem auch enorme Chancen.» Das sei der Fokus ihrer Motion.

Bild: Roland Schmid/BLZ
Laut Christ fehle es der Schweiz noch an einer konkreten Vision. «Wir müssen uns – wie bei der Verkehrsplanung – fragen: Wo wollen wir in zehn, zwanzig Jahren stehen? Wenn wir nicht handeln, laufen wir Gefahr, abgehängt zu werden.» So sieht ihre Motion vor, dass die Schweiz ein nationales KI-Kompetenzzentrum erhalten soll, strategische Ziele zur Stärkung der Forschung und Innovation formuliert und einen Plan zur Talentförderung und -gewinnung ausarbeitet.
Auch Vorstösse zu Aspekten der Nachhaltigkeit, Ethik und Wissenstransfer im Bereich KI wurden eingereicht. Christ hofft, dass ihr Grundsatzvorstoss nicht zu spät kommt: «Bevor wir KI regeln, müssen wir wissen, wohin die Reise gehen soll. Ein Flickenteppich hilft uns nicht weiter.» Den Zeitpunkt für ihre Motion erklärt sie so, dass sich seit der letzten Wintersession viel verändert habe – nicht zuletzt die geopolitische Grosswetterlage. Christ sagt: «KI ist da. Die Frage ist, ob wir gestalten oder getrieben werden. Ich möchte die Chancen nutzen, ohne die Risiken ausser Acht zu lassen.»