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Das Ende von immer günstigeren Handy- und Internet-Abos? Das sind die Folgen des Sunrise-Börsengangs

Der Telekom-Konzern Sunrise legte am Freitag einen der grössten Börsengänge des Jahres weltweit hin. Doch grosse Investoren üben Kritik – und für private Kundinnen und Kunden in der Schweiz könnte das eine schlechte Nachricht sein.

Wenn eine Firma in der Schweiz an die Börse geht, dürfen die Chefs eine Kuhglocke läuten. Am Freitag um 9.01 Uhr wurde diese Ehre Sunrise-Chef André Krause zuteil. Er wusste, was ihn erwartet: Schon beim ersten Börsengang von Sunrise im Jahr 2015 war er dabei, damals noch als Finanzchef. Im Jahr 2020 kaufte dann der Technologie-Konzern Liberty Global mit Sitz in London Sunrise und nahm die Firma von der Börse. «Dieses Mal wollen wir länger dabei sein», versprach Krause an der Feier beim Börsenbetreiber SIX in Zürich.

Mit dem Einstandskurs von 44.75 Franken in einem eher garstigen Schweizer Börsenumfeld kann Krause zufrieden sein. Daraus ergibt sich eine Marktkapitalisierung von knapp 3,2 Milliarden Franken, womit Sunrise weltweit einen der grössten Börsengänge des Jahres hingelegt hat.

Allerdings gab es im Vorfeld Kritik an dessen Ausgestaltung. Denn gleich behandelt werden die Aktionäre der bisherigen Sunrise-Besitzerin Liberty Global nicht. Sie erhalten Anteilsscheine. Diese werden seit Mittwoch und noch für etwa neun Monate an der US-Technologiebörse Nasdaq gehandelt oder können in Sunrise-Aktien umgetauscht werden, die an der SIX gehandelt werden.

Keine Kursexplosion zu erwarten

Für die Liberty-Grossaktionäre John Malone und Mike Fries wurde extra eine Aktienkategorie mit zehnfacher Stimmkraft geschaffen, die nicht an der Börse gehandelt wird. So sichern sich die beiden auch weiterhin einen Anteil von etwa 30 Prozent der Stimmrechte an Sunrise.

Verboten ist das nicht, aber auch nicht vorbildlich. Viele Investoren halten das Prinzip von «one share, one vote» für essenziell. Es bedeutet, dass alle Aktionäre das gleiche Stimmrecht und eine Stimme pro Aktie haben.Gegenüber der «Handelszeitung»kritisierten Vertreter von institutionellen Investoren die Sunrise-Pläne – und wiesen darauf hin, dass sie die Aktie unattraktiver machen könnten. Sunrise argumentiert, «dass damit die Kontinuität mit klar positionierten Ankeraktionären gewährleistet ist».

Mit einer Kursexplosion sollten Aktionäre nicht rechnen. Das zeigt der Aktienkurs der Nummer 1 im Schweizer Telekom-Markt, der Swisscom. Dieser bewegt sich seit Jahren seitwärts. Der hiesige Telekom-Markt ist gesättigt, grosse Innovationen sind nicht absehbar. Dafür ist der Geldfluss sehr gut vorhersehbar und die Eintrittshürden in den Markt sind hoch. Telekom-Aktien gelten deshalb als eher konservatives Investment.

Keine tiefen Preise zu erwarten

Um Aktionäre zu begeistern, setzt Sunrise auf hohe Dividenden – nicht unähnlich der Swisscom. Sunrise will mindestens 4 Prozent Dividendenrendite bieten, was deutlich höher wäre als der historische Schweizer Börsendurchschnitt von etwa 3 Prozent. Mit 240 Millionen Franken will Sunrise dieses Jahr einen Grossteil des Free Cashflows von voraussichtlich etwa 360 Millionen Franken dafür aufwenden.

Für die Schweizer Kundschaft ist der Börsengang kein Grund zum Jubeln. Sunrise wird kurzfristig mit dem Abtragen von Schulden beschäftigt sein, die Liberty Global der Firma seit der Übernahme aufgedrückt hat. Das Management dürfte sich die Erhöhung der Profitabilität zum Ziel setzen, etwa dank höheren Preisen für massgeschneiderte Produkte. Der Gewinn von Marktanteilen im Privatkundenmarkt wird wohl an Relevanz verlieren. Aus Preiskämpfen hat sich die Firma zuletzt eher zurückgezogen.

Das Gleiche gilt für Swisscom: Der staatlich kontrollierte Telekom-Anbieter hat in den vergangenen Monaten einen Fokus auf die Profitabilität gelegt und nimmt in Kauf, mit der teuren Kernmarke Marktanteile zu verlieren, weil preissensible Kunden abspringen. Das sei «okay»,sagte CEO Christoph Aeschlimann im Februar zu CH Media. Zudem dürfte Swisscom in naher Zukunft viele Ressourcen für die Übernahme von Vodafone Italia aufwenden müssen.

Übrig bleibt Salt als Nummer 3. Die nicht börsenkotierte Firma in Besitz des französischen Investors Xavier Niel gefällt sich in der Rolle des Preisbrechers undkonnte zuletzt Marktanteile gewinnen. In einem Oligopol wie dem Schweizer Telekom-Markt gibt es aber auch für Salt keine Anreize, günstiger zu sein als unbedingt nötig. Die Zeit der immer billigeren Handy- und Internet-Abos könnte deshalb zu Ende gehen.