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Typischer April in der Schweiz – in Spanien drohen Hitzerekorde

Während es in der Schweiz kühl und nass ist, ächzen Spanien und Portugal unter der Hitze. In den kommenden Tagen kann es Temperaturen von 40 Grad geben.

Der April wird in der Schweiz seinem Ruf gerecht: Er macht, was er will. Am Dienstag ist es noch kühl und nass. Teilweise gibt es Schnee, aber auch Aufhellungen. In den Tälern gibt es dagegen dank Nordföhn Temperaturen bis 21 Grad. Der Mittwoch bleibt unspektakulär und der Donnerstag bringt dann einen freundlichen Mix aus wechselnder Bewölkung und Sonne – so zumindest die aktuellen Prognosen von Meteonews. Allerdings bleibt das Wetter klassisch wechselhaft. Regen ist immer möglich.

Ganz anders ist die Situation in Spanien und Portugal. Dort herrschen gemäss dem Wetterdienst «deutlich zu heisse Wetterverhältnisse». Grund ist ein Hochdruckrücken, der sehr warme afrikanische Luftmassen von Süden in die Länder schaufelt. Dadurch steigen die Temperaturen teilweise über 35 Grad. Gemäss Meteonews werden sie in fast ganz Spanien rund 15 Grad über der Klimanorm für April liegen.

Dürre verschärft Hitze

Der Wetterdienst geht davon aus, dass an mehreren Station die Aprilrekorde geknackt werden. Die wärmste Phase wird am Donnerstag und Freitag erwartet. Aktuelle Prognosen mit Stand vom Dienstag rechnen beispielsweise in Sevilla und Valencia mit 37 Grad. In Madrid könnten es 33 Grad werden, in Barcelona 28.

Ob es lokal auch 40 Grad geben könne, lasse sich derzeit weder bestätigen noch ausschliessen. Andere Faktoren wie etwa der Bewölkungsgrad haben ebenfalls einen Einfluss.

Spanien leidet derzeit unter einer Dürre. Diese dürfte sich nicht so bald entschärfen, wie es weiter heisst. Zudem trage die fehlende Bodenfeuchte ebenfalls zur Hitze bei. Denn bei einem feuchten Boden führen die Verdunstungsprozesse durch den Entzug von latenter Wärme zu einer Abkühlung. So aber werde die Energie der Sonneneinstrahlung nur in den fühlbaren Wärmefluss eingespeist, wodurch sich gemäss dem Wetterdienst die Lufttemperaturen weiter erhöhen.

Es drohen trockengelegte Pools und Duschverbote

Dieser Wassermangel macht denn auch kurz vor dem Start der Sommersaison Südeuropa zu schaffen. Besonders dramatisch ist die Lage in Katalonien mit der Metropole Barcelona und den vielen beliebten Strandorten.

Wer etwa in Barcelona an den Strand geht, muss sich aufs Schlangestehen gefasst machen. Die Hauptstadt Kataloniens hält nämlich pro Strand nur eine einzige Dusche in Betrieb. Der Grund: eine extreme, seit vielen Monaten anhaltende Dürre, die inzwischen sogar zu Einschränkungen des Wasserverbrauchs in über 200 Gemeinden der Region im Nordosten Spaniens geführt hat.

Ähnliche, wenn auch weniger gravierende Probleme hat man in Andalusien sowie in anderen europäischen Urlaubsparadiesen. Kurz vor Beginn der Sommersaison macht sich daher nicht nur die Tourismusbranche Sorgen. Immer mehr Südeuropa-Fans fragen sich: Muss ich im Urlaub mit trockengelegten Pools und Duschverboten rechnen?

Tiefe Pegel in den Stauseen – und sie sinken weiter

Die Sorgen sind nicht unberechtigt: In Katalonien sind die Stauseen im Schnitt nur noch zu 26 Prozent gefüllt. Vor einem Jahr waren es noch 58 Prozent. Schon seit Herbst 2021 regnet es in der Region extrem wenig. Experten sprechen von der schlimmsten Dürre in Katalonien seit Beginn der Erfassungen im Jahr 1914. Die Malaise wird von Forschern zum grössten Teil auf den vom Menschen verursachten Klimawandel zurückgeführt.

«Wegen des Klimawandels müssen wir damit rechnen, dass die Dürren in den nächsten Jahrzehnten noch häufiger, intensiver und länger anhaltend sein werden», warnt Javier Martín Vide, Professor für Physische Geographie an der Universität Barcelona. Auch kurzfristig sei die Lage nicht rosig. «Ein Ende dieser Dürre ist nicht in Sicht.»

Trotz der Ende Februar beschlossenen Wassersparmassnahmen sinken die Pegel weiterhin rapide. Landwirte müssen 40 Prozent weniger Wasser konsumieren, die Industrie 15. Untersagt sind unter anderem die Bewässerung öffentlicher und privater Grünflächen sowie die Strassenreinigung mit Trinkwasser.

Pläne, das Auffüllen von Hotel-Pools und Schwimmbädern zu verbieten, wurden jüngst ad acta gelegt. Aber die Privathaushalte in den betroffenen Gebieten mit insgesamt sechs Millionen Einwohnern werden ihre Pools unter anderem wegen eines Konsumlimits von 230 Liter pro Kopf und Tag kaum geniessen können.

Tourismusbehörde gibt Entwarnung

Wenn es jetzt schon so schlimm ist, wie wird es dann im Sommer sein, wenn es ohnehin weniger regnet, die Touristen in Scharen einreisen und der Wasserkonsum noch einmal drastisch in die Höhe schnellt? Zumal Spanien 2023 einen Besucherrekord erwartet. In Lloret de Mar kommen zu den 40’000 Einwohnern im Sommer 100’000 Touristen hinzu. An der gesamten Costa Brava wächst im August die «Bevölkerungszahl» von 265’000 auf circa 1,2 Millionen.

Das katalanische Wasseramt ACA gibt Entwarnung – vorerst zumindest: Bei den Einschränkungsmassnahmen seien die Sommer-Touristenströme berücksichtigt worden, so dass das Wasser ausreichen müsste, sagte ACA-Chef Samuel Reyes. Aber spüren dürften die Besucher das Problem auf jeden Fall – etwa in Hotels, die schon jetzt mit Sparduschköpfen den Wasserdruck verringern.

Sorgen in Italien, Zuversicht in Frankreich und Griechenland

Wie sieht es in anderen beliebten Ferienzielen aus? In Italien macht man sich vor allem im Norden Sorgen. Insbesondere der bei Touristen beliebte Gardasee sowie der Po, Italiens grösster Fluss, leiden unter extrem niedrigen Wasserständen. Doch die Tourismusbranche denkt auch ans Geschäft und beklagt eine «Dürre-Kampagne», die zu einem massiven Imageschaden und einem Rückgang der Besucherzahlen in der Region führen könne. Es gebe «alarmistische Berichte», heisst es.

«Niemand verschweigt, dass es sich hier um eine aussergewöhnliche Situation handelt, aber der derzeitige Wasserstand des Gardasees gefährdet keine der wichtigsten touristischen oder sportlichen Aktivitäten, die hier stattfinden», zitierte die Zeitung «L’Adige» eine Vertreterin des Tourismusverbandes der Gardasee-Region. Gäste und Mitarbeiter seien jedoch zum Wassersparen angehalten.

Dass Tourismus aber den Druck auf Biodiversität und Wasservorräte erhöht, ist unbestritten. Auch in Frankreich kommen die meisten Urlauber genau dann, wenn das Wasser im Sommer am knappsten ist. Die Branche zeigt sich aber zuversichtlich. «Bereits im vergangenen Jahr war die Trockenheit besorgniserregend und dennoch wussten sich vor allem die Fachkräfte der Wasseraktivitäten anzupassen. Die Saison war sehr gut», sagte François de Canson, Vorsitzender des französischen Tourismus-Verbands ADN Tourisme, über den Südwesten Frankreichs.

Griechenland ist bisher nicht übermässig stark von Dürre betroffen. Die Wasserspeicher, die unter anderem die Hauptstadt Athen versorgen, sind gut gefüllt. Auf manchen Inseln in der südlichen Ägäis hingegen war Trockenheit schon immer ein Problem; zum Teil werden dort mit Photovoltaik Anlagen betrieben, die Meerwasser zu Trinkwasser aufbereiten. Die Folgen des Klimawandels beklagen dennoch auch griechische Experten: Wetterphänomene wie Starkregen und extreme Hitzewellen hätten in den vergangenen Jahren zugenommen. (abi/dpa)