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Deshalb verklagt Novak Djokovic die Tennisbosse

Novak Djokovic und seine Spielervereinigung fordern eine gerechtere Verteilung der Preisgelder und haben Klage gegen die ATP eingereicht. Diese beute die Spieler aus und manipuliere sie. Doch Djokovic geniesst dabei nicht uneingeschränkten Rückhalt. Das sind die Hintergründe.

Abgesehen vomOlympiasieg in Pariswartet er seit November 2023 auf einen Turniersieg und im Mai feiert er seinen 38. Geburtstag. Auch die Zeit von Novak Djokovic im Tenniszirkus neigt sich dem Ende entgegen. Doch anders als seine früheren Rivalen Roger Federer und Rafael Nadal, die sich nach dem Rücktritt anderen Dingen widmen, möchte der Serbe dem Sport danach erhalten bleiben. Mehr noch: Er will ihn fundamental verändern.

Novak Djokovic und seine Spielervereinigung PTPA haben in den USA, in Grossbritannien und in der EU eine Klage gegen die ATP und die WTA eingereicht. Die Vorwürfe an die Profi-Organisationen der Männer und Frauen sowie den Weltverband ITF sind happig: Sie würden ein «Kartell» sowie ein «korruptes, illegales und missbräuchliches System» bilden.

PTPA spricht von Ausbeutung

Mehr als ein Dutzend Profis moniert die hohen Belastungen, eine zu lange Saison und Absprachen zur Verhinderung von Wettbewerben zwischen den Turnieren. Zudem könnten die Spielerinnen durch ein restriktives Ranglistensystem kaum an alternativen Veranstaltungen teilnehmen.

«Tennis ist kaputt», sagt PTPA-Generaldirektor Ahmad Nassar. «Hinter der glamourösen Fassade, mit der die Angeklagten werben, sind die Spieler in einem unfairen System gefangen, das ihr Talent ausbeutet, ihre Einnahmen drückt und ihre Gesundheit und Sicherheit gefährdet.» Seit ihrer Gründung vor knapp vier Jahren habe seine Vereinigung leider erfolglos versucht, Reformen im Dialog mit den Verbänden anzustossen und umzusetzen.

Nick Kyrgios gehört zu den Unterzeichnern der Klage.
Bild: Kirsty Wigglesworth/AP

ATP: «Klage ist völlig unbegründet»

Die ATP weist die Vorwürfe entschieden zurück. «Wir halten die Klage für völlig unbegründet und werden unsere Position energisch verteidigen», heisst es. Die Zahlungen in den Pensionsfonds der Spieler seien sprunghaft gestiegen, die Preisgelder bei den Events der ATP Challenger Tour hätten sich mehr als verdoppelt. Djokovics Vereinigung setze «konsequent auf Spaltung und Ablenkung durch Fehlinformationen statt auf Fortschritt».

Es gehe nicht darum, dem Tennissport zu schaden und ihn zu zerschlagen, «sondern darum, ihn für kommende Generationen von Spielern und Fans zu retten», argumentierte Nassar. Es gehe um Fairness, Sicherheit und Würde. Das Vertrauen in die Tennisbosse sei irreparabel zerstört. Zu den Klägern gehören neben Djokovic, Vasek Pospisil und Nick Kyrgios.

Federer und Nadal gegen Spielervereinigung

Innerhalb des Tenniszirkus sind die Meinungen geteilt. Wie gross die Lager sind, ist schwer abschätzbar. Bekannt ist, dass sich Roger Federer und Rafael Nadal einst mit einem gemeinsamen Schreiben an die Mitspieler wendeten und die Gründung der Vereinigung kritisierten. «Eine neue Spielervereinigung kann nicht neben der ATP koexistieren», schrieben sie.

Zwar schüttet die ATP im vergangenen Jahr bei ihren 60 angeschlossenen Turnieren und dem United Cup über 54 Millionen Dollar an Preisgeldern aus, vom Tennis leben können aber nur die besten 100. Richtig viel Geld verdienen nur die Weltbesten. Novak Djokovic hat bisher 186 Millionen Dollar Preisgeld eingespielt, Sponsorenbeiträge und Antrittsgagen an den verschiedenen Schauturnieren sind dabei noch nicht eingerechnet.

Dennoch setzt sich Novak Djokovic schon seit Jahren dafür ein, dass die Turniere die Spieler stärker an ihren Gewinnen beteiligen und dass die Preisgelder fairer verteilt werden. Damit mehr vom Tennis leben können.

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