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Diese Aktion kostet französischen Tennis-Rüpel 144’000 Euro Busse – mehr, als er in diesem Jahr verdient hat

Nachdem er eine Filzkugel noch während eines Ballwechsels aus dem Hosensack hat purzeln lassen, kassiert der Tennisspieler Hugo Gaston eine drakonische Strafe. Weil er ein Wiederholungstäter ist.

Seines kreativen Spielstils wegen ist Hugo Gaston beim Publikum äusserst beliebt, Gegnern und Regelhütern hingegen ist er ein Stachel im Fleisch. Grund dafür sind seine wiederholten Unsportlichkeiten, die ihm nun eine Busse in Rekordhöhe einbringen. 144’000 Euro muss der Franzose zahlen.

Zum Vergleich: Im bisherigen Saisonverlauf hat Gaston ein Preisgeld in der Höhe von insgesamt 114’218 Euro erspielt. Doch was ist passiert?

Beim Masters-Turnier in Madrid liess Gaston im Spiel der zweiten Runde gegen den Kroaten Borna Coric während eines Ballwechsels bei Satzball gegen sich vorsätzlich einen Ball aus seiner Hosentasche auf den Platz fallen. Nach Ansicht der Regelhüter mit der Absicht, den Schiedsrichter zur Wiederholung des Punktes zu nötigen. Dieser ging nicht auf das Mätzchen ein, der Punkt ging an Coric, der die Partie mit 6:3, 6:3 für sich entschied.

Das vermeintlich harmlose Vergehen wird deshalb so drakonisch bestraft, weil Gaston im vergangenen Jahr gleich mehrfach negativ aufgefallen ist und sich das Strafmass in diesem Fall potenziert. Nach jedem Vergehen innerhalb eines Kalenderjahrs steigt der Betrag um 100 Prozent.

Sieg gegen Wawrinka als Karrierehöhepunkt

Mit Jahresbeginn trat der neue Strafenkatalog der Profi-Vereinigung ATP in Kraft, der deutlich höhere Bussen ermöglicht. Bei Challenger-Turnieren werden Unsportlichkeiten mit 20’000 Dollar Busse bestraft, bei ATP-250-Turnieren mit 30’000 Dollar, bei ATP-500-Turnieren mit 40’000 Dollar und bei Masters-1000-Turnieren sogar bis zu 60’000 Dollar.

In besonders schwerwiegenden Fällen, die als schädlich für die Integrität des Sports taxiert werden, können Turnierverantwortliche den Fall an die Disziplinarkommission übertragen, die das Strafmass festlegt. Genau das ist im Fall von Hugo Gaston passiert, an dem ein Exempel statuiert wird.

Dass es der nur 1,73 Meter grosse Linkshänder mit den feinen Händen auch ganz anders kann, bewies er 2020 bei den French Open, als er mit Stan Wawrinka den früheren Sieger ausschaltete und als Qualifikant die Achtelfinals erreichte. 2021 erreichte Gaston in Gstaad den Final, wo er Casper Ruud unterlag. Im Vorjahr erreichte er mit Rang 58 seine beste Klassierung in der Weltrangliste. Derzeit wird er im 108. Rang geführt.

2021 erreichte Hugo Gaston (links) in Gstaad den Final, wo er dem Norweger Casper Ruud in zwei Sätzen unterlag.
Bild: Keystone

Dank Wildcard bestreitet Gaston die French Open

Die Höhe der Busse wird von Spielerkollegen übrigens durchaus kritisch betrachtet. «Gaston hat eine Dummheit begangen, aber das ist lächerlich. Wir sehen jede Woche schlimmere Dinge auf Tennisplätzen», sagt der Australier John Millman. «Spieler, die mit Doping erwischt wurden, Ballkinder oder Schiedsrichter beschimpfen erhalten kleinere Bussen – wenn überhaupt. Gastons Verhalten war nicht gut, aber wir machen uns lächerlich, wenn wir behaupten, diese Busse sei im Vergleich vertretbar.»

Gaston hat sich bisher weder zum Vorfall noch zum Strafmass öffentlich geäussert. Eine Anfrage dieser Zeitung liess er bisher unbeantwortet.

Weil er dank einer Wildcard im Hauptfeld der French Open steht, kann der Tennis-Rüpel ab der kommenden Woche sein Bussgeld abtragen. Für ein Aus in der ersten Runde erhält der Verlierer 69’000 Euro. Die Hälfte der 144’000 Euro Busse sind zudem für zwölf Monate zur Bewährung ausgesetzt. Heisst: Gaston muss «nur» 72’000 Euro überweisen, aber auch, dass es für den Franzosen beim nächsten Vergehen richtig teuer wird.