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«Ich wurde mit Essen vergiftet»: Novak Djokovic erhebt schwere Vorwürfe an australisches Gefängnis

2022 wurde Novak Djokovic aus Australien ausgewiesen, weil er nicht gegen Covid-19 geimpft ist. Nun spricht er über die Bedingungen im Ausschaffungsgefängnis und erhebt dabei schwere Vorwürfe.

Wenn Novak Djokovic bei den Australian Open auf den Platz schreitet, wird er mit frenetischem Applaus begrüsst. So war es auch am Donnerstag abends, als der Serbe zur «Night with Novak» lud, um Geld für einen guten Zweck zu sammeln. Zehn Mal hat der mittlerweile 37-Jährige das Turnier in Melbourne gewonnen – und damit so oft wie sonst kein anderer.

Australien ist auch der Schauplatz der grössten Kontroverse um Djokovic: 2022 war ihm die Einreise verweigert und das Visum entzogen worden, weil er nicht gegen das Coronavirus geimpft ist. Der Serbe war dagegen in Berufung gegangen und kurzfristig auf freien Fuss gesetzt worden, ehe der damalige Einwanderungsminister ihm das Visum erneut entzog.Das Bundesgericht stürzte den Entscheid und verwies Djokovic des Landes.

Novak Djokovic in der Nacht des 5. auf den 6. Januar am Flughafen Tullamarine in Melbourne beim Versuch, einzureisen
Bild: AP

Er kehrte 2023 zurück und versöhnte sich mit einem emotionalen zehnten Sieg in Melbourne,wo auch sein Vater Srdjan für Aufsehen sorgte, weil er sich mit russischer Flagge hatte fotografieren lassen.Er hege keinen Groll, versichert Djokovic nun im Vorfeld der Australian Open. Doch wenn er einreise, die Passkontrolle anstehe, dann komme die Erinnerung an damals wieder hoch. «Einige Spuren sind immer noch da», sagt er in der australischen Zeitung «Herald Sun» und nennt es «ein kleines Trauma».

Nun spricht Djokovic im«GQ Magazine»erstmals ausführlich über seine Zeit im Ausschaffungsgefängnis. Demnach habe er sich nach der Rückkehr nach Serbien «sehr krank gefühlt». Zunächst habe es sich wie eine Grippe angefühlt. Doch auch nach Tagen seien die Symptome nicht abgeklungen und er habe eine Notfallbehandlung benötigt habe. Toxikologische Tests hätten ergeben, dass er Blei und Quecksilber im Körper gehabt habe.

2023 gewann Djokovic zum zehnten Mal die Australian Open.
Bild: Dita Alangkara / AP

Djokovics Vermutung: «In diesem Hotel wurde mir Essen gereicht, das mich vergiftet hat.» Es ist ein schwerwiegender Vorwurf an die Behören, die sich mit Verweis auf den Datenschutz nicht dazu äussern wollten.

Dazu muss man wissen, das der Serbe eine strikte Diät verfolgt. Er ernährt sich glutenfrei, trinkt fast ausschliesslich warmes Wasser, Lakritztee oder Proteinshakes aus Erbsen. Auf dem Speiseplan stehen neben Avocados, Cashewnüsse und aus Neuseeland importierter Manuka-Honig. Auf Kaffee und Schokolade verzichtet er. Im Buch «Serve to Win» beschreibt Djokovic einen 14-tägigen Ernährungsplan, der ein körperliches und geistiges Hochgefühl verspricht. Es ist eine Anleitung zur Askese. Es sind alles Dinge, auf die in Ausschaffungshaft keine Rücksicht genommen werden konnte.

Novak Djokovic wird 2022 für den Prozess vom Park Hotel in die Büros seiner Anwaltskanzlei im Rialto Tower gebracht.
Bild: James Ross / EPA

Djokovic wirft Behörden Schikane vor

Auch über die Haftbedingungen spricht Djokovic erstmals detailliert und lässt durchblicken, dass er schikaniert worden sei. Er habe eine Liste mit hundert Dingen erhalten, von denen alle mit Punkten versehen gewesen seien, von denen er 60 habe einsetzen dürfen für, «Zahnbürste, Wasser, Essen und so weiter». Zwanzig Minuten später habe man ihm gesagt, man habe einen Fehler gemacht, er habe nur 30 Punkte zur Verfügung.

Viele Athletinnen und Athleten hätten sich damals nach ihrer Einreise in Quarantäne begeben müssen, «aber der Unterschied zu mir war, dass sie nicht in einer Art Gefängnis waren, ich hingegen schon», sagt Djokovic.

Novak Djokovic mit seinem neuen Trainer, Andy Murray.
Bild: James Ross / EPA

Djokovic: «Bin nicht gegen Impfungen»

Das sei auch so gewesen, als er für kurze Zeit auf freien Fuss gesetzt und im Melbourne Park habe trainieren dürfen. Wobei der Begriff Freiheit ein dehnbarer Begriff gewesen sei. «Wo immer ich hinging, wurde ich von der Polizei begleitet. Und als ich trainierte, schwebte der Helikopter über dem Platz.» Er habe die Umkleidekabine und die Dusche nicht mit den anderen Teilen dürfen und sei wie ein Aussätziger behandelt worden, sagt Djokovic.

Viele verstünden noch heute nicht, weshalb er tatsächlich ausgewiesen worden sei. «Nicht, weil ich nicht geimpft war. Meine Haltung ist immer noch die gleiche wie damals: Ich bin nicht für und nicht gegen Impfungen, sondern für eine freie Wahl, was für den eigenen Körper richtig ist.» Seine Ausweisung habe nichts damit zu tun gehabt. «Es ging nur um Politik.» Er sei ein Spielball und letztlich Bauernopfer gewesen, ist Djokovic überzeugt.

Einwanderungsminister Alex Hawke hatte Djokovic das Visum entzogen.
Mick Tsikas / AP

Tatsächlich wurde Novak Djokovic letztlich deshalb ausgewiesen, weil er nach Ansicht der Behörden zur «Ikone für Impfgegner» geworden war und sie befürchteten, die Anwesenheit des Tennisspielers in Australien könne für soziale Unruhen im damals rigoros abgeriegelten Land führen.

Das ist nun nicht mehr zu befürchten. Nun strebt Djokovic in Australien seinen elften Titel an. Damit auch sportlich für Diskussionsstoff gesorgt ist.