
Wie dieser US-Milliardär und Trump-Freund über eine Hintertür Novak Djokovics Klagen unterstützt
Sportlich ist Novak Djokovic nach zuletzt drei Niederlagen in Folge und einer Verletzung am Oberschenkel wieder zurück in der Spur. Das zeigen seine Auftritte beim Masters-Turnier in Miami. Und auch neben dem Platz hat der 37-jährige Serbe offenbar zur seiner Angriffslust zurückgefunden.
Die von ihm mitgegründete Spielervereinigung PTPA hat jüngst eine Klage gegen vier Organisationen im Tennis (ATP, WTA, ITF, ITIA) eingereicht. Die Vorwürfe sind massiv: Sie würden ein «Kartell» bilden und unterhielten ein «korruptes, illegales und missbräuchliches System», schüchtere die Spielerinnen ein und beute sie aus. Dazu fehle es an Transparenz. Über allem steht der Wunsch, stärker an Gewinnen beteiligt zu werden.
163 Seiten umfasst die Klageschrift, die in New York eingereicht worden ist, weitere sollen in Grossbritannien und in der Europäischen Union folgen. Das kündigte PTPA-Generalsekretär Ahmad Nassar an. Zwar sei es nicht das Ziel, während Jahren zu prozessieren und dabei Millionen Dollar auszugeben, doch Nassar sagte auch: «Wir lassen niemanden vom Haken und ich werde ihnen keine Atempause gönnen, bis wir Lösungen haben.»

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Klagen in USA, Grossbritannien und Europa
Zumindest vordergründig lassen sich die beklagten Organisationen von der Drohkulisse nicht einschüchtern. Die PTPA setze «konsequent auf Spaltung und Ablenkung durch Fehlinformationen statt auf Fortschritt», schreibt die Profi-Organisation der Männer. «Wir halten die Klage für völlig unbegründet und werden unsere Position energisch verteidigen.»
Vieles deutet also darauf hin, dass beide Seiten entschlossen sind, den Konflikt vor Gerichten auszutragen. Zwar veröffentlicht die ATP keine Gewinnzahlen. Bekannt ist aber, dass die Organisation alleine durch den Verkauf von Medienrechten über 200 Millionen Dollar verdiente und die Einnahmen durch Sponsoren 2024 um 50 Prozent steigern konnte. Heisst: ATP-Direktor Andrea Gaudenzi kann es sich leisten, zu prozessieren.

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Stellt sich die Frage, welche Mittel Novak Djokovics Spielervereinigung zur Verfügung stehen. Zumal diese keine Mitgliederbeiträge erhebt und nicht einmal bekannt ist, wie viele sich der PTPA bisher angeschlossen haben.
Zahlt ein Milliardär Prozesskosten?
PTPA-Generalserkretär Ahmad Nassar erklärt im Interview mit dem US-Journalisten Ben Rothenberg,wie er die Kosten tief halten will: Weil es sich um einen öffentlichkeitswirksamen Fall handle, habe man günstige Konditionen mit Rechtsvertretern aushandeln können. Dazu habe man eine mehrstufige Ausschreibung mit über 25 Kanzleien vorgenommen. Zudem werde die Vereinigung von anderen Spielergewerkschaften und «eigenen kommerziellen Sponsoren» unterstützt, erklärte Nassar.
Welche das sind, ist nicht bekannt, was angesichts des Vorwurfs fehlender Transparenz der Tennisbosse nicht einer gewissen Ironie entbehrt.
Wahrscheinlich scheint, dass Bill Ackman Djokovics Vereinigung indirekt alimentiert. Das Wirtschaftsmagazin «Forbes» schätzt sein Vermögen auf 9 Milliarden Dollar. Reich geworden ist der 56-jährige Hedgefondsmanager mit «aktivistischen Investitionen», wie er es nennt. Das Modell: Ackman kauft grosse Anteile, mischt sich in die Geschäftsführung ein und versucht, den Unternehmenswert zu steigern, um später mit Gewinn zu verkaufen.

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Den grössten Coup landete er während der Corona-Krise, als er zu Beginn der Pandemie auf einen Börsencrash wettete und Versicherungen gegen Unternehmenspleiten kaufte. Als die Krise sich verschärfte, wurden diese teurer. Nach nur einem Monat verkaufte Ackman die Versicherungen für 2,6 Milliarden Dollar. Investiert hatte er «nur» 27 Millionen US-Dollar. In der Branche gilt Ackmans Stil als rücksichtslos, aggressiv und unverfroren.
Zugleich hat sich Bill Ackman verpflichtet, bis zu seinem Lebensende die Hälfte seines Vermögens für wohltätige Zwecke zu spenden. Jahrelang galt er als Unterstützer der Demokratischen Partei, ehe er sich 2024 von ihr abwendete und erklärte, den Republikaner Donald Trump zu unterstützen.

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Novak Djokovic und Bill Ackman lernten sich 2020 über die serbisch-kanadische Unternehmerin Rebecca MacDonald kennen. Daraufhin habe Ackman Djokovic bei der Gründung der Spielervereinigung beraten und diese auch finanziell unterstützt, sagt Generaldirektor Ahmad Nassar. Es habe sich dabei um ein Darlehen gehandelt. «Es war auch nicht viel Geld und es ist inzwischen zurückbezahlt», sagt Nassar. Ackman sei weder der Besitzer, noch ein Berater oder Investor bei der Spielervereinigung.
Djokovic spielt Tennis mit Kennedy
Allerdings hat Ackman über seine Stiftung Geld in die Winners Alliance investiert, wo er Präsident des Verwaltungsrats ist. Die Winners Alliance hilft Sportlern bei der Vermarktung, sieht sicht sich als Dachorganisation von Spielergewerkschaften und arbeitet deshalb auch eng mit der PTPA zusammen. Geschäftsführer beider Organisationen ist Ahmad Nassar.
Wie die PTPA sagt Ackman, die Führungen der Tennisorganisationen seien korrupt und verhielten sich monopolistisch.Ihre Marktmacht würden sie auf Kosten der Spieler missbrauchen und diese massiv ausbeuten.

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Nassar bestreitet also eine finanzielle Beteiligung Ackmans, aber er sagt auch: «Seine Verbindungen zur Trump-Administration helfen. Rechtlich ist das eine kluge Strategie.» Novak Djokovic wurde dazu bisher nicht befragt. Aber am Wochenende stand er offenbar mit Robert F. Kennedy Junior auf dem Tennisplatz. Der Impfgegner ist seit Februar US-Gesundheitsminister.