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Terminchaos rund um Schweizer Ski-Events – und kommt es noch schlimmer?

Erstmals finden die drei Weltcup-Veranstaltungen in St. Moritz (Alpin Frauen), Davos (Langlauf) und Engelberg (Skispringen) am gleichen Wochenende statt. Wieso konnte Swiss-Ski dies nicht verhindern?

Diego Züger, Vizedirektor und Marketingchef von Swiss-Ski, will zuerst den positiven Aspekt betonen: «Dass wir überhaupt fähig sind, dies zu stemmen, zeigt die Kompetenz der Schweiz als Veranstalter von Wintersport-Events.» Damit wäre zum erfreulichen Teil dieser erstmaligen Konstellation mit drei Weltcups am gleichen Wochenende alles gesagt. «Grundsätzlich ist es eine Riesenübung, die wir bewältigen müssen», so Züger.

Bereits die Konkurrenzsituation der beiden Grossanlässe im Nordischen Skisport in Davos und Engelberg versuchte Swiss-Ski in der Vergangenheit zu verhindern. Seit dem Jahr 2000 gelang dies dreimal nicht: 2001 sorgten die bevorstehenden Olympischen Spiele von Salt Lake City für einen gewissen Dichtestress im Weltcupkalender, 2014 übernahm Davos einen zuvor ausgefallenen Event und führte ein Doppelwochenende durch und 2018 fand Engelberg eine Woche früher als üblich statt.

In diesem Winter ist es Davos, das um eine Woche nach hinten rutscht. Im Zusammenhang mit dem ökologischen Fussabdruck versucht der Internationale Skiverband (FIS) wenn mögliche regionale «Pakete» zu schnüren, um die Reisetätigkeit zu reduzieren. So fanden alle bisherigen Langlauf-Weltcups der Saison in Skandinavien statt.

Grosse Verspätung der FIS mit dem Saisonkalender der Alpinen

Wieso aber konnte Swiss-Ski dieses unerwünschte «Triple» mit St. Moritz nicht verhindern? Diego Züger sagt, dass die FIS unter der neuen Führung den Saisonkalender sehr kurzfristig erstellt hat. «Wir hatten im Ski alpin sehr lange keinen Kalender. Zudem fehlt auch eine Langzeitplanung über vier Jahre. Unser Einfluss darauf war beschränkt, denn letztlich war es eine Council-Entscheidung.»

Die parallele Durchführung von drei Grossevents bringt vielerlei Herausforderungen mit sich. Zum einen muss das Schweizer Fernsehen gleichzeitig drei Live-Übertragungen für eine internationale Kundschaft stemmen. In Engelberg wird diese Aufgabe ans Tessiner RSI delegiert.

Auch für die Verbandssponsoren ist es schwierig, gleichzeitig an drei Orten mit den geplanten Hospitality-Aktivitäten präsent zu sein. «Und beim Ticketing für die Zuschauer findet bis zu einem gewissen Grad unter Wintersportfans eine Kannibalisierung statt», sagt Züger.

Weniger Zuschauer, keine Aushängeschilder – eine schwierige Situation

Ein Rückgang des Zuschauerinteresses kann vor allem für die örtlichen Organisatoren zum Motivationsdämpfer werden. Beim Langlauf und im Skispringen fehlen derzeit ohnehin mobilisierende Zugpferde im Schweizer Team. «Und ohne ‹Local Heroes› funktionieren diese Sportarten als Publikumsmagneten ohnehin nur beschränkt», erklärt Züger.

Der Vizepräsident von Swiss Ski kann nicht versprechen, dass sich eine solche Überschneidung in Zukunft nicht wiederholt. Die Planung und Koordination der Saisonkalender sei eine sehr komplexe Angelegenheit. Wo habe es ab wann Schnee? Welche Pisten funktionieren zu welcher Uhrzeit nicht? An welchen Orten kann ein Wettkampf auch bei Flutlicht stattfinden? «Es gibt sehr viele Parameter und noch mehr Interessen, die berücksichtigt werden müssen», so Züger.

Kurzfristig wird die Herausforderung für Swiss-Ski auf jeden Fall nicht kleiner. Denn im Gegensatz zur FIS kennt der internationale Biathlon-Verband einen Langfristkalender. Und dieser zeigt auf den ersten Blick Erfreuliches: In einem Jahr geht in Lenzerheide zum ersten Mal überhaupt in der Schweiz eine Weltcup-Veranstaltung über die Bühne. Und was sagt der zweite Blick? Diese Premiere findet vom 13. bis 17. Dezember 2023 statt!