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Für 44 Milliarden Dollar: Elon Musk will den Internet-Dienst Twitter zur «globalen Plattform für Meinungsfreiheit» machen

Am Anfang schien Elon Musks Angriff auf den Kurznachrichtendienst Twitter ein nahezu aussichtsloses Unterfangen. Jetzt steht der reichste Mann der Welt kurz vor dem Ziel.

Twitter hat den Widerstand gegen eine Übernahme durch Tech-Milliardär Elon Musk aufgegeben. Der Online-Dienst teilte am Montag mit, dass er sich mit Musk auf einen Deal verständigt hat. Twitter soll nach Abschluss der Übernahme Ende Jahr von der Börse genommen werden. Der Preis bleibt bei 54,20 Dollar je Aktie, dem «besten und letzten Angebot» Musks.

Dieser Preis entspricht einem Aufschlag von 38 Prozent gegenüber dem Kurs der Twitter-Aktie am 1. April, kurz bevor Musk seinen Einstieg beim Kurznachrichtendienst publik machte. Am Montag schloss die Twitter-Aktie bei 51,70 Dollar, was ungefähr den Erwartungen der Börsianer entsprach.

In der Mitteilung von Twitter gab es keine Hinweise darauf, ob Musk sich bereits die Zustimmung von genug Anteilseignern sichern konnte. Er hält nach bisherigen Angaben 9 Prozent der Aktien und müsste auf über 50 Prozent kommen. Twitter hat mehrere Grossaktionäre aus der Finanzbranche. So hält der Dienstleister Vanguard Group gegen 10 Prozent der Aktien, während der Anteil der Investmentbank Morgan Stanley rund 8 Prozent beträgt. Die institutionellen Investoren scheinen aber kein Interesse daran zu haben, Musk noch zu stoppen.

Unsicherheit über den künftigen Kurs von Musk

Musk begründet sein Interesse an Twitter mit angeblichen Einschränkungen der Redefreiheit bei dem Kurznachrichtendienst, die er abstellen wolle. Diese Ankündigung stiess am Montag im rechten Amerika auf grosse Zustimmung. Prominente Linke hingegen bezeichneten Musk als eine Gefahr für die Demokratie. Unter den Twitter-Angestellten, gegen 7500, herrscht vorerst Unsicherheit über den künftigen Kurs des Unternehmens. Während einer internen Info-Veranstaltung sagte Konzernchef Parag Agrawal angeblich: «Wir wissen nicht, in welche Richtung sich die Firma entwickeln wird.»

Parag Agrawal.
Keystone

Der Angriff Musks auf Twitter dauerte nur wenige Woche. Der Milliardär teilte Anfang April mit, dass er sich still und heimlich eine Twitter-Beteiligung zusammengekauft habe. Dann überschlugen sich die Ereignisse. Erst sollte Musk in den Twitter-Verwaltungsrat einziehen. Doch Musk wies dieses Angebot von Twitter-Chef Agrawal am 10. April zurück. Nach einigen Tagen Funkstille kündigte der reichste Mann der Welt stattdessen an, das Unternehmen ganz übernehmen zu wollen.

Der Verwaltungsrat, in dem auch Twitter-Gründer Jack Dorsey sitzt, reagierte anfänglich skeptisch auf das Angebot – auch weil die Twitter-Aktie im vorigen Jahr noch deutlich über 60 Dollar gekostet hatte. Doch schnell zeigte sich: Die Suche nach einer Alternative zu Musk blieb erfolglos. Niemand sonst will den Internet-Dienst kaufen, der in seiner Geschichte bisher nur 2018 und 2019 schwarze Zahlen geschrieben hatte. Also blieb dem Verwaltungsrat nichts anderes übrig, in Verhandlungen mit Musk zu steigen.

Der 50-Jährige präsentierte in der vergangenen Woche Zusagen für Kredite über 25,5 Milliarden Dollar und will darüber hinaus Aktien im Wert von rund 21 Milliarden Dollar einbringen. Musk ist die mit Abstand reichste Person der Welt, mit einem geschätzten Vermögen von fast 270 Milliarden Dollar, vor allem in der Form von Tesla-Aktien. Flüssige Mittel aber besitzt der gebürtige Südafrikaner fast keine. Für einen Twitter-Kauf wird er deshalb auch zu Krediten greifen müssen.

Gibt Trump nun ein Twitter-Comeback?

Musk zählt zu den aktivsten und kantigsten Twitter-Nutzern und hat gegen 83,6 Millionen Follower. Von seiner Ankündigung, Twitter zu einer «globalen Plattform für Redefreiheit» machen zu wollen, würde er also auch persönlich profitieren – obwohl er in seiner Ankündigung sagte, dies sei wichtig für die Zivilisation.

Einer der grössten Stars der Plattform scheint aber kein Interesse an einem Comeback zu haben. Der ehemalige US-Präsident Donald Trump, der nach dem Sturm auf das Kapitol im Januar 2021 von Twitter verbannt wurde, sagte am Montag: Er werde nicht auf Twitter zurückkehren, auch wenn Musk die Plattform vollständig übernehme.

Trump kündigte in einem Interview mit dem Fernsehsender Fox News Channel vielmehr an, dass er künftig den neuen Dienst «Truth Social» nutzen werde. Truth Social sei eine Plattform «für meine Stimme und meine Unterstützer», sagte Trump. Während einer Wahlkampf-Veranstaltung am vorigen Wochenende allerdings vergass der Ex-Präsident den Namen seines Unternehmens. (Er nannte den Dienst «Truth Central».)

Der Dienst ist seit zwei Monaten in den USA online, fiel aber bisher vor allem mit technischen Problemen auf. Selbst Trump publizierte bisher nur eine einzige Nachricht auf dem Dienst, den er finanziell unterstützt. Dies soll sich in den nächsten Tagen ändern, gab der Ex-Präsident bekannt. Die Aktie der Digital World Acquisition Corp, dem künftigen Besitzer von Truth Social, verlor am Montag an der Technologiebörse Nasdaq massiv an Wert.

Mit Material der Nachrichtenagentur dpa.