Paradigmenwechsel: Politik gibt Wolf zum Abschuss frei
Es geht um nichts weniger als einen Paradigmenwechsel. Wölf sollen bereits präventiv abgeschossen werden dürfen, um künftige Schäden oder Gefährdungen zu verhindern. Nicht mehr entscheidend wäre, welche Schäden ein Tier oder ein Rudel in der Vergangenheit verursacht hat. Ein grösserer Handlungsspielraum soll auch beim Abschuss einzelner Tieren bestehen: Neu sollen Wölfe, die ihre natürliche Scheu verlieren, zunehmend in Siedlungen auftauchen und so zum Risiko werden, erlegt werden können.
Angestossen hatte dieser Plan die Umweltkommission des Ständerates. Im September stimmte die kleine Kammer zu. Auch im Nationalrat stehen die Chancen gut. Dessen vorberatende Kommission spricht sich mit 15 zu 9 Stimmen für eine Lockerung des Jagdgesetzes aus, wie die Parlamentsdienste am Mittwoch mitteilten.
Politik rüttelt an Volksentscheid
Mit der Reform solle der raschen Zunahme von Wölfen in der Schweiz begegnet werden, führt die Kommissionsmehrheit ins Feld. Sie spricht gemäss Mitteilung von einer Verdoppelung des Wolfsbestandes innerhalb von drei Jahren. Nicht gerüttelt wird bei der Reform an der Zuständigkeit: Bevor die Kantone Tiere abschiessen dürfen, muss der Bund seinen Segen geben.
Die Politik lässt sich indes nicht davon beirren, dass sie damit am Volksentscheid vom September 2020 rüttelt. Bei der Revision des Jagdgesetzes hatte sich eine Mehrheit der Stimmbevölkerung gegen einen präventiven Abschuss von Wölfen ausgesprochen. Der neue Entwurf nehme Rücksicht auf diese Vorbehalte, versicherte Kommissionssprecher Martin Schmid (FDP/GR) während der Debatte im Ständerat. (rwa)