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Europas drittgrösster Reiseveranstalter meldet Insolvenz an – Reisen abgesagt

Europas drittgrösster Reisekonzern FTI, der auch eine Niederlassung in der Schweiz hat, ist in die Pleite gerutscht. Die FTI Touristik GmbH hat einen Antrag auf Eröffnung eines Insolvenzverfahrens gestellt, teilte das Unternehmen mit. Hauptgesellschafter war zuletzt die in der Schweiz bekannte ägyptische Investoren-Familie Sawiris.

«Derzeit wird mit Hochdruck daran gearbeitet, dass die bereits angetretenen Reisen auch planmässig beendet werden können». Noch nicht begonnene Reisen würden voraussichtlich ab morgigen Dienstag nicht mehr oder nur teilweise durchgeführt werden können. Vom Insolvenzantrag unmittelbar betroffen ist den Angaben zufolge zunächst nur die Veranstaltermarke FTI Touristik. In der Folge würden aber auch für weitere Konzerngesellschaften entsprechende Anträge gestellt.

Eigentlich schien die Zukunft des Unternehmens gesichert, das in der Corona-Krise insgesamt 595 Millionen Euro staatliche Hilfe aus dem Wirtschaftsstabilisierungsfonds (WSF) bekommen hatte. Ein Konsortium unter Führung des US-Finanzinvestor Certares wollte die FTI Group für einen Euro übernehmen und 125 Millionen Euro frisches Kapital in das Unternehmen stecken. Die Wettbewerbshüter mussten dem Deal noch zustimmen.

Die FTI Touristik AG wurde in der Schweiz unter dem Namen CA Fernreisen gegründet und ist auch in der Schweiz ein bekanntes Touristikunternehmen, wie es auf der Website der FTI Group heisst. Es werden klassische Badeferien ebenso wie Fernstreckenziele angeboten, aber auch Produkte des Mietwagenbrokers Drive FTI. Das Unternehmen hat seinen Firmensitz in Allschwil (BL). (pin)

Den Angaben zufolge sind jedoch die Buchungszahlen zuletzt deutlich hinter den Erwartungen zurückgeblieben. «Hinzu kam, dass zahlreiche Lieferanten auf Vorkasse bestanden haben. In der Folge kam es zu einem erhöhten Liquiditätsbedarf, welcher bis zum Closing des Investorenprozesses nicht mehr überbrückt werden konnte», teilte FTI mit. Dem «Handelsblatt» zufolge soll sich bei FTI kurzfristig eine Deckungslücke in Höhe eines zweistelligen Millionenbetrages aufgetan haben. Der Bund habe nach Verhandlungen am Wochenende weitere Hilfen für das Unternehmen abgelehnt.

Jetzt ist der 2021 gestartete Deutsche Reisesicherungsfonds am Zug. Er soll sich bei einer Pleite eines Reiseanbieters um die Erstattung der Vorauszahlungen der Kunden, gegebenenfalls den Rücktransport gestrandeter Urlauber sowie deren Unterbringung bis zum Rücktransport kümmern. Die FTI Group mit etwa 11’000 Beschäftigten war in der Pandemie in Bedrängnis geraten. Hauptgesellschafter war zuletzt die ägyptische Investoren-Familie Sawiris.(dpa/pin)