Toxische Erde im Frühlingsgarten: Schockierende Testresultate im «Kassensturz»
Wer jetzt seine Setzlinge in Gartenerde aus einem Bau- und Hobbymarkt steckt, möchte dass sein Gemüse in gesunder Erde gedeiht. Doch die SRF-Sendung «Kassensturz» hat anderes gezeigt. Getestet wurden 14 Allzweck-Erden von neun Anbietern.
Bei sieben Anbietern und in zehn von diesen 14 Erden wurden polyzyklische aromatische Kohlenwasserstoffe (PAKs) oder Mineralölbestandteile (MKWs) gefunden. In einer Probe des Gartencenters Hauenstein war sogar ein Pestizid in der Erde, das in der Schweiz seit 2019 verboten ist.
Wenn die Erde nach Teer riecht
Damit hat sich bestätigt, was eine Konsumentin im Sommer 2021 in der Nase hatte. Sie hatte ihre Gartenerde in den Laden zurück gebracht, weil diese nach Teer gerochen hatte. Dieser Geruch stammte, wie die Tests zeigten, von PAKs. PAKs entstehen bei unvollständigen Verbrennungsprozessen von Kohle, Heizöl, Treibstoff, Holz oder Tabak und können unter Umständen das Erbgut schädigen und krebserregend sein.
Bei der Beurteilung gilt es aber immer die Schadstoff- Menge zu berücksichtigen. Und da hat bereits in der Kassensturz-Sendung Lothar Aicher, Humantoxiokologe an der Universität Basel, entwarnt: «Man hat hier relativ niedrige Mengen gefunden.» Diese Schadstoffe würden zudem über das Erdreich und die Wurzeln nur sehr schlecht in die Pflanzen aufgenommen.
PAKs hatte es auch in Migros-Gartenerden. Die Migros hat als einziges der von uns angefragten Gartencenter geantwortet. «In der Schweiz gibt es für Pflanzensubstrate keine gesetzlichen Grenzwerte für PAK», sagt Migros-Sprecher Matthias Schlatter. Grenzwerte gibt es nur für Kompost, der Hauptbestandteil von Gartenerde ist. Der beträgt beim Kompost für PAK 4 Milligramm pro Kilogramm Trockensubstanz.
Tiefe PAK-Werte bei Migros-Produkten
«Die vom Kassensturz gemessenen Werte liegen unter diesem Richtwert für Kompost», antwortet Schlatter. Bei Migros-Produkten wurden 1,5 und 2,1 Milligramm gemessen.
«Die Richtlinien von Migros Bio Garden wurden mit dem Forschungsinstitut für biologischen Landbau (FiBL) in Frick erarbeitet.» Dabei würden alle Bio-Richtlinien berücksichtigt. «Insbesondere wird darauf geachtet, dass unter dem Label von Migros Bio Garden nur Produkte verkauft werden, die auch auf Schweizer Biobetrieben eingesetzt werden dürfen», sagt Schlatter. Produkte, die auf der Liste des FiBL seien. Die PAKs in der Gartenerde erklärt das aber nicht.
Konsumentenschutz fordert regelmässige Kontrollen
Fehlende Grenzwerte hat 2021 schon die Stiftung für Konsumentenschutz bemängelt. Der Konsumentenschutz fordert nun regelmässige Kontrollen auf Chemikalien und andere Schadstoffe in der Gartenerde analog zum Kompost. Der Bund kommt dem entgegen und möchte jetzt die Düngermittel-Verordnung so anpassen, dass zukünftig die PAK-Grenzwerte auch für Gartenerde zählen.
Einen Aufschrei der Entrüstung hat die Kassensturz-Sendung anscheinend nicht ausgelöst. Migros-Sprecher Schlatter sagt nur: «Kassensturz-Berichte lösen kaum mehr Reaktionen aus.»