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Trotz Wachstum der Vermögen: Schweiz verliert Spitzenplatz an Hongkong

Die Schweizer Dominanz bei der Verwaltung von grenzüberschreitenden Vermögen dürfte schon bald ein Ende haben: Im Jahr 2023 wird Hongkong die Schweiz als Nummer eins ablösen. Das zeigt eine neue Studie.

Die vergangenen zwei Jahre standen ganz im Zeichen der Coronakrise. Davon ist im jüngsten «Global Wealth Report» der Boston Consulting Group (BGC) aber nichts zu sehen: Aus der am Donnerstag veröffentlichten Analyse des Unternehmensberaters geht hervor, dass die weltweiten Vermögen einen neuen Höchststand erreicht haben.

Konkret stieg das weltweite Vermögen im Vergleich zu 2020 um 10,3 Prozent auf 473 Billionen Dollar, wie Anna Zakrzewski vor den Medien erläuterte. Dies sei das stärkste Wachstum in den vergangenen 20 Jahren. Während Nordamerika um 15 Prozent zulegte, betrug das Wachstum der Schweiz 8 Prozent. Der Grund für die Steigerung trotz Pandemie: «2021 war ein fantastisches Jahr auf den Finanzmärkten», sagte die globale Leiterin der BCG-Wealth-Management-Division.

Dabei profitierten vor allem diejenigen, die bereits über ein grosses Finanzvermögen verfügen: Die Segmente ab 1 Million Dollar und ab 100 Millionen Dollar wuchsen laut Zakrzewski doppelt oder gar dreimal so schnell wie die kleineren Vermögensgruppen. Und so soll es auch weiter gehen: Die BCG rechnet damit, dass die Vermögen in den kommenden fünf Jahren um weitere 80 Billionen Dollar zulegen werden – trotz wirtschaftlicher Destabilisatoren wie der Inflation und des Ukraine-Kriegs.

Schweiz wird von Hongkong überholt

Allerdings kommt es zu einer laut Bericht «bemerkenswerten und überraschenden» Branchenverschiebung: Hongkong wird die Schweiz im kommenden Jahr wahrscheinlich von der Spitze verdrängen, wenn es um die grenzüberschreitende Vermögensverwaltung geht. Das geschehe zum ersten Mal in der Geschichte dieses Reports, der seit 22 Jahren erscheint. Vielleicht sogar zum ersten Mal überhaupt, denn die Schweizer Dominanz reiche weit zurück. Dahinter drückt Singapur, welches laut der Expertin das weltweit stärkste Wachstum aufweist.

Zakrzewski betont, dass die Schweiz keine Nachteile habe. Der Grund liegt vielmehr darin, dass Hongkong vom stärkeren Wachstum seiner Märkte profitieren kann. So soll der asiatisch-pazifische Raum weiterhin die schnellsten Zuwachsraten verzeichnen. Die BCG rechnet mit einer durchschnittlichen jährlichen Wachstumsrate von 8,4 Prozent bis 2026. Halte diese Rate an, könnte die Region bis dann fast einen Viertel des weltweiten Vermögens beherbergen. Das Vermögenswachstum in Nordamerika und in Westeuropa dürfte sich dagegen verlangsamen.

Russisches Geld fliesst in die Vereinigten Arabischen Emirate

Auch auf den gesamten Finanzplatz gesehen wird die Schweiz laut Boston Consulting Group wohl einen Platz verlieren: Sie landet in der Rangliste der weltweit tätigen Unternehmens- und Strategieberatungsfirmen neu hinter dem Vereinigten Königreich auf Rang vier – wenn auch knapp. Immerhin: Ein Wachstum von 2,4 Prozent dürfte gemäss BCG bis 2026 hierzulande ein zusätzliches Vermögen von rund 320 Milliarden Dollar generieren.

Ein weiteres Thema waren die russischen Vermögen, die momentan in der Schweiz eingefroren sind. Zakrzewski erwartet nicht, dass diese nach der Aufhebung der Sanktionen im grossen Stil wegtransferiert werden. Sie geht von 5 bis 7 Prozent der heutigen Vermögen aus, die abfliessen werden. Dabei kommt es zu einer Umverteilung, von der vor allem die Vereinigten Arabischen Emirate profitieren werden. (abi)