«Ich hätte das nie erwartet» – neue Informationen zu Trump-Attentäter Crooks
«Es reden alle nur über Bidens Gesundheit, das ist sicher ganz im Sinne der Republikaner» sagte USA-Expertin Claudia Brühwiler letzte Woche im Gespräch mit watson.
Tatsächlich war der mentale und physische Zustand des 81-Jährigen spätestens seit der missglückten TV-Debatte Ende Juni das dominierende Thema in den amerikanischen Gazetten.
Dies sollte sich am Samstagabend schlagartig ändern. Bidens Herausforderer Donald Trump stand bei seiner Wahlkampf-Rally in Butler, Pennsylvania, erst wenige Minuten auf der Bühne, als plötzlich Schüsse zu hören waren.
Thomas Matthew Crooks befand sich rund 120 Meter entfernt auf dem Dach eines Gebäudes und feuerte dort mit einem halbautomatischen Gewehr des Typs AR-15 mehrere Schüsse auf Trump ab. Das Motiv ist weiterhin unklar, die Behörden ermitteln auf Hochtouren. Nun sind weitere Details zum 20-jährigen Attentäter bekannt.
Sein Alltag
Thomas Crooks wohnte mit seinen Eltern in Bethel Park, einem relativ wohlhabenden Vorort mit 33’000 Einwohnern im US-Bundesstaat Pennsylvania. Von Bethel Park ist Butler, der Ort von Trumps Rede, in rund einer Autostunde zu erreichen.
Crooks Vater war in der Medizinbranche tätig, wie aus einem LinkedIn-Profil hervorgeht. Anders als Crooks selbst waren seine Eltern als Demokraten und Libertäre registriert.
Dan Grzybek, ein lokaler Politiker, erinnert sich in der «New York Times» an eine Begegnung mit Crooks Eltern, als er für seine Kandidatur warb. Sie hätten sympathisch gewirkt und seine offen gewesen, sich sein Programm anzuhören.
Der Attentäter hat am Community College of Allegheny County Ingenieurswissenschaften studiert und vor zwei Monaten mit einem Vordiplom abgeschlossen.
Crooks hatte ausserdem in einem Reha-Center in Bethel Park in der Lebensmittelzubereitung gearbeitet. Gemäss einer Mitarbeiterin habe der 20-Jährige «seine Arbeit ohne Bedenken ausgeführt und sein Hintergrundcheck war sauber».
Die Tatwaffe
Die Tatwaffe, ein halbautomatisches Gewehr des Typs AR-15, hat sich der Attentäter nicht selbst angeschafft. Es handelt sich um einen Kauf seines Vaters. Die Eltern wussten nicht, dass ihr Sohn die Waffe am Samstag benutzte und ob er dies in der Vergangenheit schon einmal tat. Sie kooperieren mit den Behörden. Crooks Vater sagte gegenüber «CNN», er sei «fassungslos».
Im Auto von Crooks fanden die Ermittler zudem zwei Sprengsätze, noch unbestätigt ist, ob beim 20-Jährigen zu Hause ein dritter Sprengsatz gefunden wurde.
Die Polizei hat alle Zufahrtsstrassen zum Haus der Familie gesperrt. Lokalpolitiker Dan Grzybek sagte, die Gegend stehe unter Schock.
Crooks war gemäss Medienberichten Mitglied eines Vereins, der über einen 200-Meter-Schiessstand verfügt. Ob er wirklich dort trainiert hat, ist nicht bekannt. Der Verein verurteilt «die sinnlose Gewalttat aufs Schärfste» und spricht der Familie des verstorbenen Mannes an der Wahlkampfveranstaltung sein aufrichtiges Beileid aus.
Er könne aufgrund der laufenden Ermittlungen jedoch keine weiteren Kommentare abgeben, so ein Anwalt des Vereins.
Seine Online-Präsenz
Ermittler durchforsteten im Anschluss an das Attentat Crooks Präsenz im Internet. Dabei kam heraus: Radikale Züge zeigte der 20-Jährige nicht. Vielmehr sei die Situation verwirrend. Crooks war registrierter Republikaner, spendete 2021 über eine demokratische Spendenplattform jedoch 15 Dollar für ein progressives Projekt.
Weiter ging bei den Ermittlungen hervor, dass er gerne Schach und Videogames spielte, zudem lernte er zu programmieren. Crooks habe kein für einen 20-Jährigen unübliches Online-Verhalten gezeigt.
Öffentliche Profile auf den grossen Social-Media-Plattformen wie Facebook oder Instagram fand das FBI nicht. Crooks hatte einen Account auf dem Messaging-Dienst Discord, dieser sei aber selten genutzt worden. Zudem seien keine Hinweise gefunden worden, wonach der 20-Jährige das Attentat auf Discord geplant oder seine politischen Ansichten auf der Plattform diskutiert habe, so das Unternehmen.
Das FBI hat auch kein Manifest gefunden und es sei noch nie gegen den Attentäter ermittelt worden.
Das sagen seine Mitschüler
«Ich war schockiert. Ich hätte das ehrlich gesagt nie erwartet», sagte Zach Bradford, einer von Crooks Mitschülern an der Highschool, gegenüber der «New York Times». Bradford sass mit dem Attentäter unter anderem im Geschichtsunterricht und bezeichnete ihn als «unglaublich intelligent». Crooks’ Ansichten bewertete er als «leicht rechtslastig»
Bradford sagte, dass einige Mitschüler Crooks teilweise das Leben schwer gemacht hätten, andere Mitschüler sagen, er sei regelmässig gemobbt worden. Hinweise auf ein mögliches Attentat habe er nie festgestellt, lässt sich einer der Klassenkameraden zitieren.
Jameson Myers, ein weiterer Mitschüler, sagte gegenüber «ABC News», Crooks sein ein ruhiger Schüler gewesen, der nicht viele Freunde hatte. «Er war jemand, der oft einsam rüberkam.» Myers betrachtete Crooks aber auch als «netten, sogar süssen Kerl, soweit ich wusste».
Schiessen konnte Crooks schlecht, dies berichten mehrere seiner ehemaligen Mitschüler. Crooks soll versucht haben, dem Schützenteam beizutreten, er wurde jedoch abgelehnt. Myers sagte:
«Er hat es nicht nur nicht ins Team geschafft, er wurde gebeten, nicht wiederzukommen, weil er so ein schlechter Schütze war, dass es als gefährlich angesehen wurde.»
Crooks hat die Highschool 2022 abgeschlossen und gehörte zu einer Gruppe von 20 Schülern, die einen mit 500 Dollar dotierten Preis für Mathematik und Naturwissenschaften erhielten.