Wohnungsproblem: Die FDP will in den Schweizer Städten einen Stock höher bauen
Das Thema Wohnen beschäftigt die Menschen – insbesondere in den grossen Städten. 2023 war es eines der Top-Ten-Themen im Sorgenbarometer der «Credit Suisse». Dies betrifft insbesondere jene 58,1 Prozent der Schweizer Bevölkerung, die zur Miete wohnen.
Die Mieten sind in den vergangenen Jahren im Schnitt stark gestiegen. Dies zeigt der vom Bundesamt für Statistik (BFS) errechnete Mietpreisindex: Er stieg von Ende 2005 bis Ende 2023 um 24,8 Prozent, obwohl in dieser Zeit die Kosten für Immobilienbesitzer dank tiefer Hypothekarzinsen gesunken sind.
Problematisch ist auch, dass die Bautätigkeit zuletzt nachgelassen hat, obwohl die ständige Wohnbevölkerung, nicht zuletzt dank der Zuwanderung, kräftig wächst (2023: plus 89’200 Personen, ohne ukrainische Staatsangehörige). Während die Nachfrage nach Wohnraum also steigt, kann das Angebot nicht mithalten: 2023 wurden rund 43’000 neue Wohnungen gebaut, während es 2018 noch 530’000 waren. Gemäss Bundesrat entsteht hier eine Lücke von 7000 bis 10’000 Wohnungen pro Jahr.
Für die FDP heisst die Lösung des Problems «mehr Wohnungen dank weniger Vorschriften». Am Montag zog die Partei vor den Bundeshausmedien ein erstes Zwischenfazit zu dem vor einem Jahr präsentierten 6-Punkte-Plan gegen die Wohnungsknappheit.
Positiv bewertete der Berner Nationalrat Christian Wasserfallen, dass es in der Frühlingssession gelungen ist, mit der Flexibilisierung der Lärmschutzvorschriften im Umweltschutzgesetz das Bauen an lärmigeren Lagen zu vereinfachen. Weiterhin Aufholbedarf gebe es bei den zu langen Bewilligungsverfahren.
Einen Stock höher bauen
In die Offensive gehen will die FDP Urban, der Zusammenschluss der freisinnigen Parteisektionen in den grössten Schweizer Städten, bei der «Verdichtung in die Höhe».In der Stadt Zürich hat man bereits eine Initiative lanciert, welche die flächendeckende Erhöhung bestehender Wohngebäude um eine Etage ermöglichen soll. Ähnliche Vorstösse will die FDP Urban nun in weiteren Städten einbringen.
Um die Lebensqualität in den Städten zu schützen, müsse der knappe Grünraum erhalten bleiben. «Verdichtung in die Höhe ist deshalb der zentrale Hebel gegen die Wohnraumknappheit im urbanen Raum», sagte Raphael Karlen, Vorstandsmitglied der FDP Urban.
Dass manche Vermieter Aufstockungen für Gesamtrenovationen nutzen, welche die Mietzinse bestehender Mietverhältnisse erhöhen und dadurch etwa Familien mit Kindern durch Einzelmieter oder Paare verdrängt werden könnten, stellte Karlen nicht in Abrede. Doch als Ökonom sei er überzeugt: «Wir müssen dafür sorgen, dass das Angebot steigt, damit der Markt wieder spielen kann.»