Überraschung: Nationalbankpräsident Thomas Jordan kündigt Rücktritt an
Die Schweizerische Nationalbank muss einen neuen Präsidenten suchen: Thomas Jordan hat den Bankrat über seinen Rücktritt per Ende September informiert. Das teilt die SNB am Freitag mit. Der 61-jährige Währungshüter steht seit 2012 an der Spitze der hiesigen Notenbank. Davor hat er seit 2007 als Mitglied bereits dem Direktorium angehört.
Über einen möglichen Rücktritt Jordans war zuletzt immer wieder spekuliert worden. Dennoch kommt der Zeitpunkt der Rücktrittsankündigung nun überraschend.
Der Bankrat als oberstes Gremium der SNB und dessen Direktorium «bedauern den Entscheid von Thomas Jordan ausserordentlich», heisst es denn auch in der Mitteilung. Und sie «danken ihm herzlich für seinen langjährigen und herausragenden Einsatz im Interesse einer stabilitätsorientierten Geld- und Währungspolitik». Ebenso werden Jordans «hervorragende Dienste für die Nationalbank und das Land» verdankt.
Was Jordans Pläne für die verbleibenden Jahre bis zur offiziellen Pensionierung sind, dazu machen am Freitag weder SNB noch deren scheidender Präsident nähere Angaben. Die Nationalbank wünscht dem quasi mächtigsten Mann der Schweizer Wirtschaft allerdings «bereits heute für den bevorstehenden neuen Lebensabschnitt alles Gute».
Überschwängliches Lob zum Rücktritt
«Mit Thomas Jordan tritt eine herausragende Persönlichkeit zurück», würdigt Bankrats-Präsidentin Barbara Janom Steiner den scheidenden Nationalbankpräsidenten. Die Nationalbank habe in seiner Präsidialzeit «ihr Mandat hervorragend erfüllt». Und die SNB geniesse «dank ihrer überzeugenden Geld- und Währungspolitik und ihrer Innovationskraft» nicht nur «einen ausgezeichneten Ruf», sondern gehöre in vielen Gebieten auch zu den führenden Zentralbanken der Welt.
Zum Rücktritt selbst schreibt Thomas Jordan: «Nach der Bewältigung der verschiedenen Herausforderungen der letzten Jahre ist nun der richtige Zeitpunkt gekommen, von meinem Amt zurückzutreten». Seine zwölf Jahre an der Spitze der SNB seien «ein grosses Privileg» gewesen. Seinerseits dankt Jordan «Bundesrat, Parlament und Bevölkerung» für «das grosse Vertrauen in die Nationalbank sowie für die Bewahrung ihres Mandats und ihrer Unabhängigkeit».
Zur Nachfolge äussert sich die SNB in ihrer Mitteilung vom Freitag nicht, auch nicht zu einem allfälligen Zeitplan. Und erst recht nicht zu möglichen Nachfolgerinnen oder Nachfolgern für Thomas Jordan.
Am Nachmittag will sich Jordan erklären
Allem Lob zum Trotz: Die SNB unter Jordan musste bisweilen auch heftige Kritik einstecken – aus Wirtschaftskreisen etwa wegen des allzu starken Frankens, aber auch aus Umweltschutz- oder friedenspolitischen Kreisen wegen ihrer Anlagepolitik.
Und aus dem Inneren der Nationalbank gab es bisweilen Kritik am Führungsstil des Direktoriums. Und auch die Diversität war verschiedentlich Thema. Namentlich wurde kritisiert, dass der Frauenanteil an der Spitze der Notenbank zu tief sei respektive Frauen am Vorankommen in der SNB gehindert würden.
Thomas Jordan wird sich am Freitagnachmittag an einer Pressekonferenz zu seinem Abgang äussern.