«Love from Switzerland»: Wie Menschen mit ihren Spenden den Krieg finanzieren – sogar ein Schweizer Lehrer ist dabei
Die Slogans sind bisweilen krud, und manchmal höchst persönlich. «Der Kampf gegen den Faschismus ist eine Vollzeitbeschäftigung», ist auf einem schweren Artilleriegeschoss der ukrainischen Streitkräfte zu lesen. «Friss das und stirb, du Hurensohn», auf einem anderen. «Ich liebe dich, Vinny», lautet die Botschaft auf einem dritten Geschoss.
Gemein ist diesen Botschaften, dass sie über eine ukrainische Internetseite (mit dem treffenden Namen SignMyRocket.com) organisiert wurden. Gegen die Bezahlung von einigen Hundert Dollar können Menschen rund um die Welt ein ukrainisches Artilleriegeschoss mit einer persönlichen Botschaft versehen. Im Gegenzug knipsen die Soldaten im Feld ein Erinnerungsfoto oder filmen ein Video, das die stolzen Spender dann online veröffentlichen können.
Informelle Zusammenarbeit, die funktioniert
Mehr als 250’000 Dollar hat eine gemeinnützige Organisation auf diese Art und Weise bereits gesammelt, ist auf der Internetseite nachzulesen. Mit dem Geld werden die ukrainischen Streitkräfte, die sich seit sechs Monaten in einem Abwehrkampf gegen die russischen Invasoren befinden, mit Ausrüstungsgegenständen, Nahrungsmitteln und Medikamenten unterstützt. Die Zusammenarbeit ist informell, aber scheint zu funktionieren.
Die Idee für diese zugegeben ungewöhnliche Spendenaktion kam dem 21 Jahre alten Anton Sokolenko, dem kreativen Kopf von SignMyRocket.com, vor einigen Monaten. Damals sah sich sein Hilfswerk im Spätfrühjahr mit sinkenden Spendeneinnahmen konfrontiert.
Zusammen mit seinen zwei Kollegen Iwan Kolesnik and Kyrill Jakowlew stellte er eine Internetseite auf die Beine, über die auch Menschen ausserhalb der Ukraine Geld spenden und «ihren Hass gegen die Russen zum Ausdruck» bringen können.
Ostschweizer: «Habe schon für Dümmeres Geld ausgegeben»
Unter den Gönnern befindet sich auch ein Lehrer aus der Ostschweiz, der seinen Namen lieber nicht in der Zeitung lesen möchte. Im Gespräch mit CH Media sagt der Mann, dass er über die Internet-Plattform Reddit von der Aktion erfahren habe. «Ich fand das eine lustige Idee», um die Ukraine zu unterstützen. «Ausserdem habe ich schon für Dümmeres Geld ausgegeben», sagt er.
Auf dem ersten Artilleriegeschoss, das er finanzierte, liess der Lehrer die Botschaft: «Switzerland says hell to the ruZZian untermenschen» anbringen, wobei es sich beim Wort «hell» (auf Deutsch: Hölle) um einen Schreibfehler handle. Er habe eigentlich sagen wollen: Die Schweiz sagt den russischen Untermenschen Hallo. Der zweite Slogan, den er finanzierte, war auf fünf Geschossen verteilt: «Eine Bombe für jeden Monat russischen Misserfolgs. Alles Liebe aus der Schweiz.»
Er sei nicht kriegsgeil, sagt der Lehrer. Und natürlich sei er sich bewusst, dass die Geschosse, die seine Botschaft tragen, eingesetzt würden, um Menschen zu töten. Die russischen Soldaten hätten aber nichts anders verdient. Angesichts der Kriegsverbrechen, die sie begangen hätten, «verdienen sie kein Mitleid».