Ukraine-Krieg: Kanton Luzern plant weitere Asylunterkunft für 70 Personen in Nottwil
Seit Beginn der Fluchtbewegungen aus der Ukraine hat der Kanton Luzern bereits knapp 1400 zusätzliche Plätze in den kantonalen Unterbringungsstrukturen geschaffen. «Aufgrund der weiter zu erwartenden Zuweisungen ukrainischer Flüchtlinge werden weitere Plätze dringend benötigt», heisst es in einer am Mittwochmorgen verschickten Mitteilung des Kantons.
Parallel dazu beginnt die Dienststelle Asyl- und Flüchtlingswesen (DAF) damit, die Schutzsuchenden aus der Ukraine den Luzerner Gemeinden zur Unterbringung zuzuweisen, teilte der Kanton ebenfalls mit.
Mit der geplanten temporären Asylunterkunft auf dem Gelände der Paraplegiker-Stiftung in Nottwil können bis Anfang September 2022 weitere 70 Plätze geschaffen werden. Die Asylunterkunft besteht aus einer Container-Anlage mit Zimmern, Wohnraum, Küchen und sanitären Anlagen. Die temporäre Nutzung des Asylzentrums ist für mindestens zwei Jahre angedacht. Je nach Entwicklung der Fluchtbewegungen wird anschliessend eine Verlängerung geprüft.
Die Betreuung erfolgt durch die Dienststelle Asyl- und Flüchtlingswesen (DAF) während den Wochentagen zu den Bürozeiten. Kinder im schulpflichtigen Alter besuchen die Zentrumsschule, welche die Dienststelle Volksschulbildung in Absprache mit dem Gemeinderat Nottwil führen wird. In der Container-Anlage in Nottwil werden primär Frauen und Kinder aus der Ukraine untergebracht.
Aufgrund der Notsituation kann für die Errichtung der Container-Anlage ein vereinfachtes Baubewilligungsverfahren durchgeführt werden. Der Kanton hat ein entsprechendes Baugesuch bei der Gemeinde Nottwil eingereicht.
Unterstützung von Gemeinde und Austausch mit Bevölkerung
Der Gemeindepräsident von Nottwil, Walter Steffen, lässt sich in der Mitteilung des Kantons wie folgt zitieren: «Der Gemeinderat Nottwil befürwortet das Asylzentrum in Nottwil. Es ist uns ein grosses Anliegen, dass auch unsere Gemeinde dazu beiträgt, genügend Unterbringungsplätze zur Verfügung zu stellen, um den starken Zustrom an Geflüchteten zu bewältigen.»
Ein ebenso grosses Anliegen sei es dem Gemeinderat, die Nottwiler Bevölkerung transparent zu informieren und mit ihr in den Dialog zu treten. Darum fand gestern eine Informationsveranstaltung für die Nottwilerinnen und Nottwiler statt, an der die Dienststelle Asyl- und Flüchtlingswesen und die Gemeinde gemeinsam über das Vorhaben informierten und den Austausch mit der Bevölkerung pflegten.
Es ist uns ein grosses Anliegen, dass auch unsere Gemeinde dazu beiträgt, genügend Unterbringungsplätze zur Verfügung zu stellen, um den starken Zustrom an Geflüchteten zu bewältigen.
Walter SteffenGemeindepräsident von Nottwil
Schweizer-Paraplegiker-Stiftung zeigt sich solidarisch
Wie bereits während Corona (Umnutzung Turnhalle) zeigt sich die Schweizer Paraplegiker-Stiftung auch in dieser ausserordentlichen Lage solidarisch und stellt dem Kanton Land zur Verfügung. «Dieser Krieg geht alle etwas an. Wir behandeln im Schweizer Paraplegiker-Zentrum bereits querschnittgelähmte Flüchtlinge aus der Ukraine, betreuen betroffene Menschen im Rollstuhl an der polnisch-ukrainischen Grenze und leisten nun auch hier noch unseren Beitrag», wirdJoseph Hofstetter, Direktor der Schweizer Paraplegiker-Stiftung zitiert.
Der Kanton Luzern schätzt die Solidarität
Regierungsrat Guido Graf, Vorsteher des Gesundheits- und Sozialdepartements, schätzt die Solidarität sehr. «Diese grosse Herausforderung ist nur zu meistern, wenn alle bestmöglich zusammenarbeiten und sich gegenseitig unterstützen. Ich danke der Gemeinde Nottwil und der Nottwiler Bevölkerung sowie der Schweizer-Paraplegiker-Stiftung herzlich für das grosse Engagement», so Graf. (pd/ben)
Rund 2300 Personen aus der Ukraine im Kanton Luzern
In der Schweiz haben bisher über 55’000 Menschen aus der Ukraine Zuflucht gesucht. Aktuell befinden sich im Kanton Luzern rund 2300 Personen mit Schutzstatus S, davon rund 1350 in kantonalen Strukturen und rund 950 in privaten Unterkünften.
Gemäss Schätzungen des Staatssekretariats für Migration SEM könnten sich je nach Verlauf des Konflikts bis Ende Herbst insgesamt rund 120’000 geflüchtete Personen aus der Ukraine in der Schweiz befinden. Dazu kommen schätzungsweise noch 18’000 Personen im ordentlichen Verfahren bis Ende Jahr dazu.
Gemäss diesen Schätzungen ist bis Ende Jahr insgesamt mit rund 200’000 Personen schweizweit zu rechnen. Dem Kanton Luzern würden gemäss Verteilschlüssel 4.8 Prozent zugewiesen. (pd/ben)