Russland schiesst scharf gegen Bundespräsident Cassis
Russland ist verärgert: Maria Sacharowa, die Sprecherin des russischen Aussenministeriums, kritisiert in einem von der russischen Botschaft in Bern am Dienstag verbreiteten Tweet den Bundesrat und vor allem Bundespräsident Ignazio Cassis heftig. Die Aussagen der Schweizer Staatsführung würden «berechtigte Fragen» aufwerfen.
Einerseits geht es um ein Interview von Cassis in der luxemburgischen Zeitung «Le Quotidien». In diesem habe der Bundespräsident das Ende der Ära verkündet, «in der seit dem Ende des Zweiten Weltkriegs kein einziges souveränes und demokratisches Land auf dem Kontinent angegriffen wurde». Dabei ignoriere der Bundespräsident die Bomben- und Raketenangriffe der Nato auf die jugoslawischen Städte im Jahr 1999. «Diese Vergesslichkeit und willkürliche Interpretation historischer Fakten wegen politischer Zweckmässigkeit ist völlig inakzeptabel», schreibt Sacharowa.
Andererseits geht es um eine Stellungnahme des Eidgenössischen Aussendepartements (EDA) vom 8. April. Das EDA habe «nach weiteren barbarischen Verbrechen des ukrainischen Regimes» in Butscha und Kramatorsk «unsere ausführlichen Erklärungen ignoriert und alle Verantwortung rückhaltlos der russischen Seite zugeschoben».
Russische Zweifel an Neutralität der Schweiz
Solche Aussagen der Schweizer Seite verurteile Russland «aufs Schärfste», heisst es weiter. «Wir fordern Bern, das sich als neutraler und ‹ehrlicher Makler› zu positionieren versucht, nachdrücklich dazu auf, objektiv und treulich mit den Fakten umzugehen», so die Sprecherin. Russland hoffe, dass die Schweizer Staatsführung die Zusicherungen der Unverletzlichkeit der Neutralität «nicht nur für schöne Worte hält».
Das Land wartet nun auf die praktischen Schritte der Schweiz. Diese würden zeigen, wie ehrlich die Worte seien. «Auf dieser Grundlage werden wir die wahre Qualität des neutralen Status der Schweizerischen Eidgenossenschaft beurteilen.» (abi)