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AHV-Reform: Analyse zeigt grössten jemals festgestellten Geschlechtergraben 

Umfragen im Nachgang zur AHV-Abstimmung vom 25. September zeigen das Ausmass des Geschlechtergrabens, den die Vorlage aufgerissen hat. Auch bei der Verrechnungssteuer waren sich Frauen und Männer nicht einig. 

Bei der knapp angenommenen Abstimmung über die Erhöhung des Frauenrentenalters waren sich viele selbst am nächsten: «Während Männer die AHV-Reform klar angenommen haben, haben Frauen sie klar abgelehnt», heisst es in einem am Freitag veröffentlichten Bericht des Politforschungsinstituts gfs.bern. «Es resultierte der grösste Unterschied zwischen den Geschlechtern aus allen verfügbaren Nachanalysen eidgenössischer Urnengänge.» Männer sagten gemäss der Analyse mit 64 Prozent Ja zur AHV-Revision und damit zum höheren Rentenalter für Frauen. Bei den Frauen betrug der Ja-Anteil lediglich 38 Prozent.

Untersucht wurde in der Analyse auch, welche Argumente in den beiden Lagern besonders stark verfingen. Insbesondere für junge Frauen stand die Forderung «gleicher Lohn für gleiche Arbeit» als Grundvoraussetzung für eine Angleichung des Rentenalters im Vordergrund. Nicht so beim anderen Geschlecht: «Für das Gros der Männer gibt es keinen Grund, dass Frauen früher pensioniert werden als Männer», so der Bericht.

Einen deutlichen Graben gab es dabei auch zwischen den politischen Lagern. Ein deutliches Nein gab es demnach von der Anhängerschaft von SP und Grünen. Bei den Sympathisierenden aller anderen Parteien stellten die Analyse dagegen ein klare Zustimmung zur Vorlage fest.

Bei der Massentierhaltungsinitiative ging es auch um den Fleischkonsum

Gespalten zeigte sich die politische Linke bei der zweiten Frage – jene nach der Erhöhung der Mehrwertsteuer zur finanziellen Stärkung der AHV. Bei Personen, die sich selbst als links einstufen, war die Ablehnung knapp: Ganze 49 Prozent stimmten trotz der Nein-Parole von Gewerkschaften und SP dafür. Ein klares Nein gab es nur von Stimmberechtigten, die sich selbst «linksaussen» sehen. «Mit anderen Worten gab es bei der Mehrwertsteuererhöhung eine klare Ja-Mehrheit von einer breiten Mitte bis nach rechtsaussen», konstatiert der Bericht.

Klare parteipolitische Präferenzen zeigten sich bei der Untersuchung zur mit 63 Prozent abgelehnten Massentierhaltungsinitiative. «Die Ja-Stimmenden verorten sich links-grün und vertrauen Tierschutzorganisationen eher als der Bauernschaft», heisst es im Bericht. Als ein wichtiges Motiv wird neben dem Tierwohl auch der «Wandel im Fleischkonsum» genannt.

Verrechnungssteuer: Linke schlossen die Linien

Während die Linke bei der AHV-Revision und der Massentierhaltungsinitiative eine Niederlage hinnehmen musste, kann sie die Ablehnung des Bundesgesetzes über die Verrechnungssteuer als Erfolg auf ihrem politischen Konto verbuchen. Für die Nein-Mehrheit von 52 Prozent ausschlaggebend gewesen sei nämlich die «Geschlossenheit der Linken», so der Bericht. Bei der Basis von SP und Grünen stimmten demnach nur gerade sieben Prozent mit Ja.

Auch bei dieser Vorlage zeigte sich ausserdem ein deutlicher Geschlechtergraben: Während nur 40 Prozent der Frauen die Vorlage unterstützten, hätten sie die Männer mit 56 Prozent Ja klar angenommen.

Für die von der Bundeskanzlei finanzierte Untersuchung waren rund 3000 Teilnehmende der Abstimmung vom 25. September nachgängig befragt worden.