Jede dritte Person in der Schweiz wurde schon einmal diskriminiert: Besonders betroffen sind Migranten
Rassismus und Diskriminierung in der Schweiz sind immer noch Alltag. Das zeigt eine neue Erhebung im Auftrag des Bundes. «Ein Drittel der ständigen Wohnbevölkerung der Schweiz hat nach eigenen Angaben Diskriminierung oder Gewalt erlebt, meistens aus rassistischen Gründen», heisst es in einer Medienmitteilung vom Donnerstag.
Besonders davon betroffen sind gemäss Umfrage Personen mit Migrationshintergrund zwischen 15 und 24 Jahren. Hier geben 50 Prozent aller Befragten an, dass sie schon Diskriminierung oder Gewalt erlebt haben. Besonders alarmierend: Dieser Wert hat seit 2020 um 6 Prozentpunkte zugenommen.
Neben der Hautfarbe, der Sprache und der Nationalität gaben zahlreiche Befragte aber auch an, dass sie sich aus anderen Gründen diskriminiert fühlen. Unter anderem wegen ihres Geschlechts, ihrem Alter und der sexuellen Orientierung. Ebenfalls oft als Diskriminierungsgrund wird die Religion genannt. «Negative Stereotype insbesondere gegenüber Muslimen und Musliminnen, aber auch Juden und Jüdinnen, halten sich hartnäckig», schreibt das Eidgenössische Departement des Innern (EDI) in der Mitteilung.
Insgesamt, so die Studienautorinnen und -autoren, habe sich gezeigt, dass «die bisherigen Trends weiter anhalten». Die «Trends» bei Rassismus und anderer Diskriminierung in der Schweiz sind «leicht sinkende» Werte bei «negativen Einstellungen gegenüber Gruppen und Minderheiten» und «stabile Indexe» bei «Rassismus und Fremdenfeindlichkeit». Ein Grund für Euphorie ist das nicht.
Fahrende Lebensweise eckt an
Gleichzeitig ist sich eine Mehrheit (60 Prozent) der Schweizer Wohnbevölkerung einig, «dass Rassismus in der Schweiz ein aktuelles und ernstzunehmendes Problem darstellt», wie es in der Mitteilung heisst. Stets gestiegen ist in den letzten Jahren der Anteil jener Menschen in der Schweiz, die finden, dass die Massnahmen zur Rassismusbekämpfung nicht ausreichen. Bei der aktuellen Erhebung waren dies 34 Prozent. 2 Prozent mehr als noch 2020.
Spannend ist der umgekehrte Blick. So zeigt die Befragung auch, woran sich die in der Schweiz lebenden Menschen stören. So fühlen sich etwa 3,2 Prozent aller Befragten gestört, wenn eine Person mit einer anderen Hautfarbe anwesend ist. 4,6 Prozent sind gestört, wenn ein Mensch aus einer anderen Nationalität anwesend ist und 9,6 fühlen sich gestört, wenn eine Person anwesend ist, die eine andere Sprache spricht.
Auf grosses Unwohlsein stösst laut der Befragung immer noch die fahrende Lebensweise der Sinti und Roma und weiteren Gruppierungen. Während all die anderen Gründe in den letzten beiden Jahren leicht zurückgingen, haben die Statistiker hier sogar eine leicht Zunahme festgestellt.