Landesregierung fällt in der Gunst des Volks zurück – diesem Bundesratskandidaten fliegen auf der Strasse die Herzen zu
Der Kontrast könnte grösser nicht sein: Nach anfänglichen Höhenflügen ist die FDP in den jüngsten Wahlumfragen eingebrochen. Statt um Platz 2 gegen die SP muss sich der Freisinn nun um Platz 3 mit der Mitte balgen.
Ganz anders die freisinnige Bundesrätin Karin Keller-Sutter: Nach viel Kritik rund um die erzwungene Grossbanken-Übernahme im Frühling kann die Finanzministerin als einziges Mitglied der Landesregierung in der aktuellen, regelmässig durchgeführten Beliebtheitsumfrage zulegen.
Wie die Tamedia-Zeitungen und «20 Minuten» am Montag berichten, hat Keller-Sutter im Vergleich zum Juli in der Beliebtheitsumfrage von der Schulnote 3,89 auf 3,94 zugelegt. Sprich: Auch die Finanzministerin bleibt zwar noch immer knapp ungenügend. Doch ist sie nach der UBS-CS-Notübernahme nun immerhin im Aufwind. Und das als Einzige. Und dennoch kann sie ihrer Partei im Wahlkampf offenbar nicht als Zugpferd dienen.
Jositsch im Volk eindeutiger Favorit
Nur gerade Armeechefin Viola Amherd (Note 4,09, –0,08) und der abtretende Alain Berset (4,09, –0,06) erhalten im Volk derzeit das Prädikat «genügend».
Der neue Umweltminister Albert Rösti fällt beim Volk bereits im ersten Amtsjahr von der Note 4,02 auf ungenügende 3,99 zurück. Guy Parmelin (3,69), Ignazio Cassis (3,49) und Schlusslicht Elisabeth Baume-Schneider (3,31) als zweite Neue bleiben je deutlich im Minus – und fallen allesamt gleich noch weiter zurück.
Nebst den Bisherigen waren in der aktuellen Beliebtheitsumfrage aber auch mögliche neue Bundesrätinnen und Bundesräte der SP für den Sitz von Alain Berset ein Thema. Dabei sind sich Herr und Frau Schweizer für einmal einig: Es muss Daniel Jositsch sein.
Auf der Strasse jedenfalls scheinen Daniel Jositsch die Herzen nur so zuzufliegen. Ganze 27 Prozent der Schweizerinnen und Schweizer wollen ihn laut der Umfrage nämlich als neuen Bundesrat. Keine Gnade erhält der Zürcher Ständerat für sein Verhalten bei den letzten Bundesratswahlen dagegen an der eigenen Basis: Nur gerade 15 Prozent der SP-Wählenden sehen ihn als Berset-Nachfolger. Ob es Jositsch unter diesen Umständen überhaupt erst auf das für die Wahl nötige Bundesrats-Ticket der SP schafft, scheint unwahrscheinlich.
Mit 9 Prozent auf Platz 2 in Volkes Gunst (16 Prozent der SP-Basis) steht einer, der – zumindest bislang – gar nicht will: Pierre-Yves Maillard, Waadtländer Nationalrat und Präsident des einflussreichen Schweizerischen Gewerkschaftsbunds (SGB).
Ebenfalls 9 Prozent (aber nur 10 Prozent der SP-Basis) wollen Nationalrat Matthias Aebischer als Bundesrat. Der Berner ist damit der Bestplatzierte mit intakten Chancen in der Fraktion.
Auf Platz 4 (7 resp. 8 Prozent) liegt in Volkes Gunst ebenfalls eine, die nicht mehr will: die Basler Ständerätin Eva Herzog.
Mit 4 Prozent der Stimmen (9 Prozent der SP-Basis) liegt der Bündner Nationalrat und Bundesratskandidat Jon Pult bereits abgeschlagen.
Die weiteren zwei Kandidierenden, die ihr Kandidatur bislang auf den Tisch gelegt haben, liegen laut der Umfrage in Volkes Gunst auf Rang 8 (Beat Jans – 3 resp. 4 Prozent der SP-Basis) und Rang 11 (Roger Nordmann – 2 resp. 3 Prozent der SP-Basis). Nicht in der Umfrage Thema war die vielseitig erwartete, noch unbestätigte Kandidatur der Berner Regierungsrätin und alt Nationalrätin Evi Allemann.
Die gewichtete Online-Umfrage liessen die Tamedia-Zeitungen und «20 Minuten» auf deren Portalen durchführen. Zwischen dem 19. und 20. September hat das Institut Leewas dafür im Auftrag von deren Redaktionen insgesamt 29’081 Personen befragt. (sat)