Sie sind hier: Home > Aargau > Aargauer Abschleppdienst kritisiert TCS: «Die haben uns über Nacht das Licht ausgeblasen»

Aargauer Abschleppdienst kritisiert TCS: «Die haben uns über Nacht das Licht ausgeblasen»

Aargauer Abschleppunternehmen, die nicht im TCS-Pool vertreten sind, gehen auf die Barrikaden: Sie kritisieren das neue Bergungskonzept als unfair und nicht ausgegoren.

Seit dem 1. März ist der offizielle Bergungs- und Abschleppdienst im Aargau neu organisiert. Die Wettbewerbskommission (Weko) hat den Kanton dazu verpflichtet, weil die bisherige Lösung ihrer Ansicht nach nicht wettbewerbskonform gewesen ist. Wurden die Bergungs- und Abschleppunternehmen bis anhin direkt von der Kantonspolizei aufgeboten, macht das jetzt der TCS (Touring Club Schweiz).

Er hat eine Ausschreibung für einen Leistungsauftrag gewonnen, den der Kanton Aargau im August 2021 öffentlich ausgeschrieben hatte. Der TCS seinerseits hat die Anzahl der Abschlepper drastisch reduziert. Statt wie bisher 15 Unternehmen werden bei Unfällen nur noch 6 Firmen aufgeboten, davon eine aus dem Kanton Baselland, die das Fricktal abdeckt. Die vom TCS nicht berücksichtigten Unternehmen sind erzürnt: ««Die haben uns über Nacht das Licht ausgeblasen», sagt Thomas Wächter, der in Mönthal einen Abschleppdienst betreibt.

Marcel Tonini vom Unfall-Bergungsdienst Mato in Zofingen doppelt nach: «Auch die Unternehmen, welche in das neue Konzept nicht eingebunden sind, haben in der Vergangenheit ansehnliche Investitionen getätigt, um den hohen Ansprüchen an ein modernes, sicheres und gesetzeskonforme Abschleppen und Bergen zu genügen.» Jetzt vergebe die Dispositionszentrale des TCS ihre Aufträge nur noch an TCS-Partnerunternehmen. «Das trifft uns sehr hart, denn so werden sich unsere getätigten Investitionen nicht rechnen.»

Besonders unverständlich sei, dass das neue System auf einen Anstoss der Weko zurückgehe, so Tonini. Die Weko müsse für fairen Wettbewerb sorgen. Das neue Bergungskonzept führe jedoch zu einer Verringerung des Wettbewerbs. «Der TCS verteilt die gesamte Nachfrage auf viel weniger Unternehmen und legt seine Konditionen selber fest.»

Enttäuscht, weil «auf unwürdige Art abserviert»

Die nicht berücksichtigten neun Unternehmen werden zwar weiterhin Autos bergen und abschleppen: «Wir sind nach wie vor für Privatleute tätig – wenn diese uns direkt aufbieten auch bei Unfällen – und für Versicherungen, mit denen wir Verträge haben. Doch die Aufträge für die polizeiliche Unfallbergung waren für uns aufgrund ihrer besonderen Anforderungen bisher speziell wichtig», hält Wächter fest und sagt weiter: «Die Unfallbergung ist für einen Abschlepper eine besondere Herausforderung, vergleichbar mit der Champions Ligue im Fussball. Wer dort mitspielt, hat zuvor gezeigt, dass er über die nötigen fachlichen Qualifikationen verfügt.» «Hätten wir unseren Job in den vergangenen Jahren nicht gut gemacht, dann hätte uns die Kantonspolizei sicher nicht immer wieder aufgeboten», sagt Tonini.

Die teilweise über 40-jährige Zusammenarbeit mit dem Kanton sei doch ein klarer Beweis dafür, dass er und seine Kollegen ihr Metier beherrschten und kompetente Leistungen anbieten würden. Entsprechend enttäuschend sei es, jetzt auf eine derart unwürdige Weise abserviert zu werden.

Zweifel: Geht das mit nur noch sechs Abschleppfirmen?

Die nicht berücksichtigten Abschlepper stellen auch grundsätzliche Fragen zum neuen Konzept: «Bisher waren im Aargau 15 Unternehmen für den Bergungs- und Abschleppdienst zuständig. Bei starken Schneefällen im Winter und Naturereignissen wie Überschwemmungen oder Stürmen waren sie jeweils alle am Anschlag und während Tagen pausenlos im Einsatz. Wie soll das bei solchen Ereignissen künftig laufen? Mit noch sechs Unternehmen geht das ganz sicher nicht», sind Wächter und Tonini überzeugt.

Zudem sei das aktuelle Konzept ihrer Meinung nach auch nicht geeignet, die Kosten zu senken. Insbesondere dürfte der Aufwand steigen, wenn mehr Stellen in die Organisation einer Unfallbergung involviert seien. Gleichzeitig werde die Leistungsfähigkeit des Systems keineswegs verbessert. Aufgrund der längeren Anfahrtsstrecken zum Unfallort sei zu befürchten, dass sich die Bergungszeiten verlängern würden.

Abschleppunternehmen geben nicht auf

Entsprechend wollen sie handeln: «Wir versuchen über unseren Berufsverband ASS (Autohilfen Schweiz) gegen die neue Lösung vorzugehen. Es gibt keine Gründe, dass wir im neuen Konzept nicht berücksichtigt worden sind. Zumal alle Betriebe, die nicht mehr dabei berücksichtigt werden sollen, alle Anforderungen bei Sicherheit, Ausrüstung, Ausbildung und Qualität erfüllen.»