Wie dieser Aargauer sein Abenteuer in der besten Unihockeyliga der Welt erlebt: «Am Anfang war alles ein wenig chaotisch»
Noël Seiler spielt seit Beginn dieser Saison in der höchsten schwedischen Liga beim Unihockeyclub Thorengruppen, das seine Heimspiele in Umeå austrägt. Nach der Heim-WM 2022 kam über eine Agentur der Kontakt nach Schweden zustande. Und dank des ehemaligen Schweizer Nationaltrainers David Jansson, der mittlerweile bei Thorengruppen als Taktiktrainer arbeitet, war die Entscheidung, das Abenteuer zu wagen und in die wohl beste Unihockeyliga der Welt zu wechseln, schnell gefunden, erzählt Noël Seiler aus Schöftland.
Aller guten Dinge sind drei Schweizer
Neben Noël Seiler, der seine Unihockey-Anfänge bei Unihockey Mittelland in Zofingen und Olten hatte, ist mit Torhüter Lukas Genhart ein zweiter Schweizer im Kader von Thorengruppen. Und im Frauenteam komplettiert Linn Larsson das Schweizer Trio in Umeå. «Zwischendurch Schweizerdeutsch zu sprechen, ist super», sagt Seiler.
Der Beginn seines Abenteuers in Schweden verlief alles andere als reibungslos. Erst vor rund drei Wochen konnte Seiler, welcher mit seiner Freundin nach Schweden gezogen ist, in eine eigene Wohnung ziehen. «Am Anfang hatten wir keinen Strom und somit auch kein WLAN. Es war ein wenig chaotisch», scherzte Seiler.
Die Vorbereitung auf den Saisonstart lief für ihn gut, wie er selbst sagt. Am Anfang der Saison brauchte er noch etwas Zeit, um sich einzugewöhnen. «Das Team ist extrem cool», sagt Seiler, wohl ein bedeutender Grund, warum seine Formkurve seit Beginn stetig nach oben zeigt. Nach neun Spielen steht er mittlerweile bei sechs Skorerpunkten – zwei Tore, vier Assists.
Der schwedische Winter und Auswärtsspiele als Challenge
Aufgrund seines Status als Sportsoldat kann Noël Seiler auch in Schweden den Sport hauptberuflich ausüben. «Das Geld reicht zum Leben, ich könnte mir aber vorstellen, in Zukunft ein bis zwei Tage arbeiten zu gehen», erzählt er. Auf die Frage, wie er es erlebe, von der Familie weg zu sein, meint er: «Ich habe es mir schlimmer vorgestellt. Es brauchte etwas Eingewöhnung. Einzig, dass es momentan bereits zwischen zwei und halb drei Uhr nachmittags bereits dunkel wird, ist gewöhnungsbedürftig.»
Ebenfalls anstrengend seien die Auswärtsspiele mit langen Busfahrten: «Bei den Heimspielen komme ich schneller ins Spiel, bei den Auswärtsspielen dauert es länger, aber es wird immer besser», so Seiler. Für das Spiel in Växjö mussten sie etwa 14 Stunden Bus fahren. Das Team reist im Allgemeinen auch viel mit dem Flugzeug. Oftmals nehmen sie den rund einstündigen Flug nach Stockholm und von dort geht es dann weiter. Entweder nochmals mit einem Flug oder sonst mit einem Bus. Schliesslich kommt es auch mal vor, dass sie nach einem Spiel, wie etwa zuletzt in Uppsala, mit dem Nachtzug zurück nach Umeå reisen.
Titelambitionenoder doch Underdog?
Schon bald folgt für Noël Seiler mit der Unihockey-Weltmeisterschaft ein weiteres grosses Karrierehighlight, welche darüber hinaus sogar in seiner Wahlheimat Schweden, in Malmö, stattfindet. Seiler wird dabei als erst 23-Jähriger, in seiner zweiten WM, die Schweizer Nationalmannschaft als Captain anführen. «Als der Anruf des neuen Trainers kam, war ich ein wenig überrascht», erzählt Seiler. «Ich hatte zuvor im Club nie wirklich eine Leaderrolle.» Es sei eine Umstellung gewesen und es war schwierig gewesen, die Leistungen so hoch wie bisher zu halten. Mit der Unterstützung der Captaingruppe sei dies aber nach kurzer Zeit bestens gelungen.
Im Bezug zur Ziele der Schweiz an der WM, welche am 7. Dezember beginnt, meint Seiler: «Wir haben nicht mehr so viel Druck.» Nachdem die Heim-WM 2022 mit Platz vier nicht wie geplant verlief, gab es in der Mannschaft einen Umbruch. «Ich denke, wir sind dieses Jahr eher in einer Underdogrolle. Trotzdem will ich persönlich ein gutes Turnier spielen», sagt Seiler. Auch wenn es diesen Umbruch gegeben hat, seien sie als Mannschaft ehrgeizig und würden jedes Spiel gewinnen wollen. «An der Euro Floorball Tour haben wir gut gespielt und konnten immer mehr in den Flow kommen.»
Letzter Feinschliff im Tessin
Ab dem 28. November steht das Pre-WM-Camp in Tenero an. Die letzten Wochen vor der Weltmeisterschaft stehen ganz im Zeichen des Teambuildings. «Wir werden nicht mehr viel Neues ausprobieren, sondern einfach am Feinschliff arbeiten», so Seiler. An der WM bekommt es die Schweiz in der Gruppenphase mit Tschechien, Deutschland und Norwegen zu tun.