«Unser Kinderfest muss so gut sein, dass alle hingehen wollen»
Wissen Sie schon, was Sie am Kinderfest anziehen werden?
Lukas Fankhauser: Ich habe zwei, drei Sachen, die in Frage kommen könnten. Chice Kleidung halt, wie es sich gehört für ein Fest. Und das Kinderfest ist ein Fest.
Früher war die Kleiderordnung ganz klar: Mädchen weiss, Buben mit Hemd und Hose. Gilt das immer noch?
Nein, es gibt keine Kleidervorschriften für die Kinder. Ausser für die Kadetten, die haben ihre Uniform an. Die einzige Vorschrift ist «festliche Kleidung». Die Kinder sollen sich chic anziehen, wir möchten keine Turnhosen haben.
Zur Person
Lukas Fankhauser ist ein Ur-Zofinger. Seine Eltern führten in der Unterstadt ein Geschäft. Mit wenigen Ausnahmen wohnte der 58-Jährige immer in Zofingen. Er ist verheiratet und Vater von vier Kindern im Alter von 17 bis 23 Jahren. Fankhauser ist Stadtrat und Präsident der Kinderfestkommission. Beruflich ist er Mitglied der Geschäftsleitung der Stiftung Lindenhof Oftringen und zuständig für den Bereich Services. (lbr)
Weiss ist also nicht Pflicht.
Nicht Pflicht, aber willkommen.
Was machen Familien, die nicht jedes Jahr ein chices Kleid kaufen können?
Es macht auch nichts, wenn zwei Mal die gleichen Kleider angezogen werden. Ich habe als Kind nicht für jedes Kinderfest neue Kleider bekommen. Wir haben geschaut, was ist schön, was passt, was ist chic. Das war kein Problem – und das ist auch heutzutage kein Problem. Es ist niemand gezwungen, jedes Jahr etwas Neues zu kaufen.
Nicht nur die Kleiderordnung am Kinderfest verändert sich. Dieses Jahr gibt es am Kinderfest ganz viele Veränderungen. Wieso ausgerechnet dieses Jahr?
Letztes Jahr hatten wir das erste Kinderfest nach der Corona-Pause. Das war eine gute Gelegenheit, zu schauen, was am Kinderfest gut läuft und was verändert werden könnte. Wir, die Kinderfestkommission, haben versucht, das Kinderfest aufgrund der Rückmeldungen weiter zu entwickeln. Die Punkte, die am meisten genannt wurden, haben wir nun verändert.
Welche Punkte sind das?
Seitens Schule der Platz in der Kirche. Im letzten Jahr sassen zwei Klassen auf dem Boden, weil es zu wenig Platz hatte. Die Stadtkirche ist gegeben, wir haben keinen anderen Raum, den wir nutzen können. Also haben wir überlegt, wen wir umplatzieren können. Wir wollen nicht einzelne Klassen ausschliessen. Wir haben nun für das Kadettenkorps im Hotel Zofingen den grossen Saal reserviert und es gibt eine Live-Übertragung. So gewinnen wir 120 Plätze in der Kirche.
Die Schule Zofingen wächst weiter. Mit dem neuen Oberstufenzentrum wird es ab 2027 noch mehr Schüler geben.
Wir werden uns für die Zukunft etwas überlegen müssen. Für die Oberstufe braucht es neben Fahnenmalen, Trampolin, Tanz und Kadetten noch weitere Angebote. Da wird Kreativität nötig sein. Wir haben noch ein, zwei Jahre Zeit, um das aufzugleisen. Das wollten wir nicht auch noch dieses Jahr schnell übers Knie brechen.
Gibt es noch weitere Änderungen in den nächsten Jahren, beispielsweise die Abschaffung der Kinderfestrede? In Aarau ist dieses Jahr die Maienzugrede abgeschafft worden.
Das ist ein ganz neuer Gedanke, das war bei uns noch nie Thema. Ich persönliche finde die Botschaften schön, die in der Kinderfestrede weitergegeben werden. Wir suchen extra Leute aus, die nicht aus der Politik kommen, die einen Bezug haben zu Zofingen und zum Kinderfest. Für die Rede gibt es fast keine Vorgaben – mit zwei Ausnahmen: Die Redner sollen nicht nur davon erzählen, wie es früher war, als sie am Kinderfest teilgenommen haben, und sie dürfen auch nichts Politisches in die Rede einbauen. Stattdessen sollen sie den Kindern eine Botschaft mitgeben fürs Leben. Der Fussballer Sandro Burki thematisierte beispielsweise das Durchhalten in schwierigen Situationen.
Dieses Jahr läuft das erste Mal der Musikverein Bottenwil am Umzug mit. Wer entscheidet, wer am Umzug mitlaufen darf, wer Gastformation ist?
Die Kinderfestkommission ist quasi das OK des Kinderfestes und muss sich an die Vorgaben aus dem Kinderfestreglement halten. In der Ausgestaltung des Rahmenprogramms können wir kreativ sein. Dieses Jahr haben wir den Musikverein Bottenwil als Ausdruck der Zusammenarbeit in der regionalen Musikschule angefragt. Weil der Bläserbereich der Musikschule etwas schwach besetzt ist, würde eine Bläsermusik – bestehend nur aus der Musikschule Zofingen – einen mageren Eindruck machen. Mit der Anfrage des Musikvereins Bottenwil haben wir so zwei Fliegen auf einen Streich geschlagen.
Wieso werden die Eltern mit dem nun freiwilligen Nachmittagsprogramm in die Pflicht genommen?
Seit einem Schulpflegebeschluss aus dem Jahr 2018 ist die Teilnahme am Nachmittagsprogramm freiwillig. Im letzten Jahr sprangen die Lehrer ein letztes Mal ein und haben die Kinder mit zum Gefecht genommen. Sie haben aber keine Anwesenheiten mehr kontrolliert. In den nächsten zwei, drei Jahren wird es selbstverständlich werden, dass man am Nachmittag als ganze Familie gemeinsam auf den Heitern geht. Die Idee ist, dass die Festgemeinschaft dadurch zusammenwächst. Es ist nicht ein Inpflichtnehmen der Eltern. Vielmehr wollen wir ihnen die Möglichkeit geben, sich mehr auf das Fest einzulassen und nicht nur als Zuschauer am Rand zu stehen.
Lukas FankhauserIn den nächsten zwei, drei Jahren wird es selbstverständlich werden, dass man am Nachmittag als ganze Familie gemeinsam auf den Heitern geht.
Präsident Kinderfestkommission
Haben Sie keine Angst, dass nun viele schon am Freitagnachmittag in die Ferien gehen?
Wenn das der Fall sein sollte, dann machen wir mit dem Kinderfest etwas falsch und müssen es grundsätzlich überdenken. Unser Kinderfest muss so gut sein, dass alle hingehen wollen. Ja, es wird sicher die eine oder andere Familie geben, die den freien Nachmittag nutzt und eher in die Ferien fährt. Dadurch rauben die Eltern aber den Kindern das Kinderfest. Es ist die Verantwortung der Eltern, diese Tradition der Stadt Zofingen weiterzugeben.
Letztes Jahr führte der Ukraine-Krieg dazu, dass nach dem Gefecht Friedenstauben aufgestiegen sind. Dieses Jahr wieder?
Dieses Jahr wird es keine Friedenstauben geben. Das Gefecht wird erneut etwas anders ablaufen, als man es sich gewöhnt ist. Aber im Kern bleibt es ein traditionelles Gefecht. Wir wollen es weiterentwickeln zu einem Schauspiel, ähnlich einem Freilichttheater. Darum werden wir in den nächsten Jahren das Gefecht verändern, den traditionellen Charakter soll es aber behalten.
Wir haben viel darüber gesprochen, was dieses Jahr am Kinderfest neu und anders ist. Jetzt würden mich aber bei einem Blick zurück Ihre Kinderfest-Erinnerungen interessieren.
Bei meinem ersten Kinderfest bin ich mit Sandra Hand in Hand gelaufen. Wir sind im Kindergarten so eingeteilt worden. Das erste Mal am Umzug mitlaufen, das sind meine ersten schwachen Erinnerungen. Später, da kann ich mich richtig gut dran erinnern, habe ich bei den Kadetten mitgemacht und Rosen bekommen. Damals hat eine Rose von einem Mädchen bedeutet, dass es dich am Nachmittag zum Tanz auffordert. Das hat manchmal etwas Überwindung gekostet, die Rose auch wirklich einzulösen.
Lukas FankhauserIch bin kein Fan davon, dass man etwas immer gleich macht, weil es die letzten 125 Jahre so gemacht wurde.
Präsident Kinderfestkommission
Wenn Sie sich nicht ans Kinderfestreglement halten müssten, wie würde Ihr Wunsch-Kinderfest aussehen?
Ich bin in Zofingen aufgewachsen. Für mich ist das Kinderfest eine Tradition, die dazugehört und in seinen Grundzügen auch gut ist. Trotzdem ist es wichtig, dass einige Sachen anpasst werden. Beispielsweise die Freiwilligkeit, dass die Kinder aus verschiedenen Angeboten das auswählen können, was ihnen Spass macht. Ich bin kein Fan davon, dass man etwas immer gleich macht, weil es die letzten 125 Jahre so gemacht wurde. Das Gefecht beispielsweise finde ich gut. Es weiterentwickeln, ist jedoch noch besser. Mein Traum wäre, dass man nie weiss, welches Ende das Gefecht nimmt. Die ganze Übungsanlage von Kadetten gegen Freischaren soll die Grundlage sein und dann gibt es verschiedene Abläufe, die jedes Jahr wechseln. Darauf würde ich hinschaffen, nicht aber auf Abschaffung des Gefechts.