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«Unsere Konzerte haben einen persönlichen Touch»: Das Aargauer Kuratorium ehrt den Kulturraum Hirzenberg

Der Anerkennungspreis des Aargauer Kuratoriums geht zum ersten Mal an eine Institution. Yolanda Senn und Dieter Ammann haben ihn mit viel freiwilligem Engagement für ihren Kulturraum Hirzenberg erhalten – verdient, findet unsere Autorin.

Sie ist verheiratet mit dem international gefeierten Komponisten und Musiker Dieter Ammann, ist dreifache Mutter und zweifache Oma, arbeitet als vielbeschäftigte Grafikerin, amtet als Zofinger Einwohnerrätin sowie als Präsidentin des Vereins Kulturraum Hirzenberg. Beim Wort «Aargauer Kuratorium» strahlt Yolanda Senn Ammann über das ganze Gesicht, denn mit der Verleihung des Anerkennungspreises an den Verein zeichnet das Kuratorium dieses Jahr erstmals eine Institution aus: «Die Veranstaltenden bieten mit ihren Konzerten ein exklusives Programm von herausragender Qualität mit der Verknüpfung von Klassik mit zeitgenössischer Musik als Schwerpunkt», schreibt das Kuratorium in seiner Laudatio.

Auch nach 20 Jahren noch Feuer und Flamme

Ein schöner Zufall will es, dass die Verleihung des Preises exakt mit dem 20-Jahr-Jubiläum des Vereins zusammenfällt. Anstoss zu dessen Gründung hatte die Hausherrin des prächtigen Zofinger Gutshofs Hirzenberg, Christine Siegfried, gegeben. Bis dahin hatte sie ihr Zuhause vorwiegend für Lesungen in kleinerem Rahmen geöffnet. Bei der Frage, wer ihre Idee in die Tat umsetzen könnte, war sie auf Anregung des Zofinger Architekten Werner Schmutz auf das Ehepaar Ammann gestossen. 2002 wurde der Verein Kulturraum Hirzenberg mit Yolanda Senn als Präsidentin und Dieter Ammann als künstlerischem Leiter gegründet. Im selben Sommer fand auf dem Gut Hirzenberg das erste Konzert statt; ab 2004 wurde dann jeweils im August bereits zu einem dreitägigen Festival geladen. Seit 2015 findet das Festival im Zofinger Stadtsaal statt. «Damit dies bei schönem Wetter mit Fackel- und Kerzenbeleuchtung draussen möglich ist, hat der Verein, grösstenteils in Fronarbeit, den Innenhof entsprechend hergerichtet. Überhaupt wären all die Konzerte nicht möglich, ohne den unermüdlichen Einsatz des Vorstands, von welchem vier Mitglieder sogar seit Anfang dabei sind. Gemeinsam schaffen wir es, unseren Konzerten einen persönlichen, unverwechselbaren Touch zu geben», betont Senn. Seit vielen Jahren veranstaltet der Verein, dem heute 50 Einzelpersonen sowie ebenso viele Ehepaare als Mitglieder angehören, über das Festival hinaus zahlreiche weitere Konzerte im reizvollen «Palass», einem ehemaligen Kino.

Ob Hirzenberg Festival oder andere Kulturraum-Konzerte: Stets legt der Verein Wert auf einen persönlichen Rahmen rund um die musikalischen Erlebnisse. «Nach den Konzerten entwickelt sich ein gemütliches Zusammensein, zu dem sich jeweils auch die Musikerinnen und Musiker gesellen – bei einem Glas Wein oder Bier, Landjäger, Quiche oder auch mal etwas Süssem entstehen viele anregende Gespräche», schwärmt Yolanda Senn, die auch nach 20 Jahren Ehrenamt für den Verein unübersehbar Feuer und Flamme ist. Dazu gehört auch, dass sie die Tickets handschriftlich gestaltet, diese in persönlich adressierten Couverts verschickt und den Künstlerinnen und Künstlern statt Blumen individuell ausgesuchte Geschenke übergibt: «Dafür recherchiere ich jeweils, was für Hobbys jeder und jede hat.»

Hier treffen sich grosse Namen und frische Talente

Nicht nur die stimmungsvolle Ambiance unterscheidet die Hirzenberg-Anlässe von anderen Festivals und Konzerten landauf, landab: Es ist vor allem die konsequent verfolgte Programmmischung von klassischer und zeitgenössischer Musik. «Das jährliche Sommerfestival ist ein steter Garant für konzertante Höhepunkte. Aber es gibt auch oft unglaublich beglückende Konzerterlebnisse mit jungen Interpreten, welche sich bei unserem Publikum sehr gut aufgehoben fühlen», betont der ortsabwesende Dieter Ammann am Telefon. Es sei, so Ammann weiter, durchaus nicht sein Bestreben, Programme nach seinem Gusto zu gestalten: «Wir stellen unsere Aktivitäten vielmehr in den Dienst der auftretenden Künstlerinnen und Künstler. Sie sollen bei uns eine Plattform erhalten, die es ihnen ermöglicht, genau jene Inhalte zu präsentieren, welche ihnen ganz besonders am Herzen liegen.» Bei der Auswahl achte man darauf, bekannte Namen einzuladen, aber ebenso junge, noch nicht arrivierte Talente zu fördern, so Ammann. «Natürlich hinterlassen Rezitals von Carolin Widmann, Anastasia Kobekina oder dem Quatuor Diotima starke Eindrücke. Aber auch die regelmässigen Konzerte des Mondrian Ensembles im ‹Palass› sind ein Erlebnis. Eigentlich ist beinahe jedes Konzert ein Highlight, und unser tolles Publikum lässt sich immer wieder gerne auf Neues ein, was mich besonders freut.»

Nicht ohne Stolz erwähnt Yolanda Senn Ammann, dass im Kulturraum Hirzenberg in den vergangenen 20 Jahren zahlreiche Ur- und Erstaufführungen zu hören gewesen seien. Ihr Mann bekennt, dass er natürlich sehr gerne zeitgenössische Musik programmiere: «Ich denke, es sollte sowohl für Kunstschaffende als auch für das Publikum eine Selbstverständlichkeit sein, sich mit der Kunst unserer eigenen, gelebten Gegenwart auseinanderzusetzen.»