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Heftiger Orkan über Irland und Schottland: Zerfetzte Stromleitungen, leere Strassen und geschlossene Schulen

Ein Wintersturm mit Rekordwerten hat in grossen Teilen der Britischen Inseln das öffentliche Leben lahmgelegt. Flüge fallen aus, Fähren bleiben in den Häfen. Auf den Strassen herrscht eine gespenstische Atmosphäre.

Auf den Strassen der Metropolen Dublin, Belfast und Glasgow herrschte am Freitag eine Stille, die an den Beginn der Corona-Pandemie vor knapp fünf Jahren erinnerte. Wer sich auf die Strasse wagte, konnte sich in den Böen nur schwer auf den Beinen halten. Der irische Wetterdienst Met Éireann meldete eine Windgeschwindigkeit von 183 Kilometern pro Stunde, so viel wie noch nie seit Beginn der Aufzeichnungen.

Für Freitag galt wegen des Orkans «Éowyn» für die gesamte Insel Irland sowie für das Zentrum und den Südwesten Schottlands die höchste Warnstufe Rot – dies bedeutet Lebensgefahr. Schulen wurden geschlossen, der Zug- und Fährverkehr ausgesetzt und Hunderte Flüge gestrichen. In der Republik Irland waren mehr als 700’000 Wohnungen ohne Strom, in Nordirland knapp 100’000. Die irische Stromversorgungsbehörde erklärte, die Leitungen seien in einem noch nie dagewesenen Ausmass beschädigt.

«Bitte bleiben Sie einfach zu Hause, wenn Sie können», mahnte die nordirische Regierungschefin Michelle O’Neill im Sender BBC Radio Ulster. «Wir sind jetzt im Auge des Sturms. Wir sind in der Phase der Alarmstufe Rot.» Auch der schottische Regierungschef John Swinney appellierte an die Bevölkerung, auf Reisen zu verzichten. Das Parlament in Edinburgh schloss seine Pforten.

Es wurde erwartet, dass «Éowyn» über Schottland im Laufe des Tages etwas nachlässt. Die Werte bewegten sich aber immer noch in der Nähe historischer Höchstmarken, erklärten die Behörden und forderten die Menschen auf, wachsam zu bleiben, insbesondere in den Küstengebieten. Der Sturm bewegte sich schnell und sollte bis zum späten Freitagabend die schottischen Küsten hinter sich gelassen haben.

Bäume fielen den starken Winden immer wieder zum Opfer.
Bilder: Oliver Mcveigh / AP
Auch in London macht sich der Sturm bemerkbar.
Bild: Tolga Akmen / EPA
Wer sich in Edinburgh auf die Strasse wagt, braucht eine gewisse Fitness.
Bild: Jane Barlow / AP
In Amble, im Nordosten von England, hat der Sturm ein Dach weggeblasen.
Bild: Owen Humphreys / AP
Der Sturm sorgt für viele Ausfälle im öffentlichen Verkehr – hier informiert eine Tafel in London.
Bild: Yui Mok / AP
In London sitzt die Frisur draussen meistens nicht mehr.
Bild: Tolga Akmen / EPA
Ein zerstörtes Haus in Belfast, Nordirland.
Bild: AP

Der Meteorologe Jason Nicholls vom privaten Wetterdienst Accuweather sagte, ein Teil der Energie von «Éowyn» stamme von einem Tiefdrucksystem, das an der US-Golfküste für historische heftige Schneefälle gesorgt habe. Der Sturm werde durch den Jetstream angetrieben und durch Energie in den oberen Schichten der Atmosphäre gespeist.

Nach Angaben von Wissenschaftlern ist es schwierig, den genauen Einfluss des Klimawandels auf einen einzelnen Orkan zu bestimmen, aber alle Stürme spielen sich in einer Atmosphäre ab, die sich aufgrund der vom Menschen freigesetzten Treibhausgase Kohlendioxid und Methan ungewöhnlich schnell erwärmt. «Mit der Erwärmung des Klimas ist zu erwarten, dass diese Stürme noch intensiver werden und grössere Schäden verursachen», sagte Professorin Hayley Fowler, die an der Universität Newcastle die Auswirkungen des Klimawandels erforscht.(dpa/AP)