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Bürgermeisterin Hidalgo macht Paris zur Gartenstadt  – per Volksentscheid

Die Einwohner von Paris haben am Sonntag die Begrünung von 500 Strassen gutgeheissen. Die hektische Metropole soll zu einem Hort der Entschleunigung werden.

Die Stimmberechtigten der französischen Hauptstadt waren am Sonntag dazu aufgerufen, über die Begrünung ihrer Wohnviertel zu befinden. Die sozialistische Bürgermeisterin Anne Hidalgo will 500 Strassen in «rues jardin» (Gartenstrassen) verwandeln – und Paris in eine Gartenstadt: Sämtliche Quartiere sollen rund sechs solcher Wohnstrassen erhalten, und niemand soll mehr als 300 Meter von einer solchen Wohnstrasse entfernt leben.

Mit 66 Prozent sagten die Bürgerinnen und Bürger am Sonntagabend ja zu dem Projekt. In früheren Abstimmungen hatten die gut zwei Millionen Pariserinnen und Pariser schon mehrere Projekte der rot-grünen Stadtregierung klar angenommen: 2023 untersagten sie an den Urnen Leihroller, 2024 führten sie speziell hohe Parktarife für SUV (Geländewagen) ein.

10’000 Parkplätze sollen verschwinden

Die «végétalisation», also Begrünung, bedeutet im Normalfall auf der betroffenen Strasse die Reduktion auf eine Fahrspur, flankiert von Grünflächen mit Büschen, Bäumen und Platz für Spielplätze und Bistroterrassen. Insgesamt 10’000 Parkplätze sollen verschwinden, wie die für Bürgerfragen zuständige Stadträtin Anouch Toranian erklärte.

Zusammen mit 220 bereits bestehenden «Gartenstrassen» würden über 700 Strassen begrünt, mehr als ein Zehntel der 6000 Pariser Strassen. Und wie Toranian sagte, beruhigt jede Wohnstrasse automatisch ein Halbdutzend umliegender Strassen. Fazit: Paris wird rasant entschleunigt.

Bürgermeisterin Anne Hidalgo wird 2026 nicht mehr zur Wiederwahl antreten. Bis dahin will sie Paris grüner machen.
Bild: Christophe Petit Tesson/EPA

Die konservative Opposition bezeichnete die Urnenabstimmung als Maskerade. Das Stadtparlament habe die Begrünung schon vor Wochen in einem «bioklimatischen» Plan abgesegnet. Vor allem aber sei unbekannt, welche 500 Strassen genau betroffen seien. Der Impakt lasse sich deshalb gar nicht ermessen. Die Partystimmung auf Bistroterrassen störe die Anwohner vor allem abends stärker als der Autolärm.

Hidalgo, die 2026 nicht mehr zur Wiederwahl antritt, verfolgt seit ihrer ersten Wahl 2014 konsequent ihr Ziel, den hupenden und stinkenden Autoverkehr aus der Stadt zu verbannen. Die Schnellstrassen entlang der Seine hat sie durch Flanierzonen ersetzt; wichtige Verkehrsachsen wie die Rue de Rivoli und der historische Stadtkern sind heute autofrei. Die Champs-Élysées, über die der Autoverkehr heute noch auf acht Spuren brandet, sollen in Absprache mit den ansässigen Luxusmarken zu einer Grünzone werden.

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