Die 6 wichtigsten News zum Biden-Rückzug in der Nacht
Nach dem Rückzug von Joe Biden von seiner Position als Kandidat für die US-Präsidentschaftswahlen im November überschlugen sich die Ereignisse kurzzeitig. Die Demokraten müssen einen neuen Kandidaten – oder, nach aktuellem Stand, eine Kandidatin – finden.
Donald Trump reagiert indes gehässig auf Bidens Rückzug – es erweckt den Eindruck, als wäre er lieber gegen seinen schwächelnden Dauerkonkurrenten angetreten. Seine Republikaner nehmen Kamala Harris, die als Favoritin bei den Demokraten gehandelt wird und die in der Nacht weitere namhafte Rückendeckung erhielt, bereits ins Visier.
Harris in der Pole-Position – grosse Unterstützung
Kamala Harris gilt als Favoritin auf das demokratische Ticket, um gegen Donald Trump anzutreten. Als Vizepräsidentin und mit der Unterstützung Bidens, der ihr diese nach seinem Rückzug öffentlich zusicherte, hat sie die beste Ausgangslage. Eine Garantie, als Kandidatin auserkoren zu werden, gibt es für Harris aber nicht.
In den Stunden nach Bidens Rückzug scharten sich aber zahlreiche prominente Demokraten hinter Harris. Einige Beispiele:
Gavin Newsom, Gouverneur von Kalifornien
Roy Cooper, Gouverneur von North Carolina
Josh Shapiro, Gouverneur von Pennsylvania
Jim Clyburn,einflussreicher Abgeordneter aus South Carolina
Bill und Hillary Clinton, ehemaliger Präsident und ehemalige Aussenministerin Mindestens
Mindestens27 Demokraten im Senat(von 51)
Mindestens60 Demokraten im Repräsentantenhaus(von 212)
Die«überwältigende Mehrheit» der 50 demokratischen Landesparteien(so etwas wie kantonalen Sektionen der Parteien in der Schweiz) laut deren Vorsitzenden Ken Martin.
Andere gewichtige Stimmen wollten sich indes noch nicht festlegen. Dazu gehören:
Barack Obama, Ex-Präsident
Chuck Schumer, Mehrheitsführer im Senat
Gretchen Whitmer, Gouverneurin von Michigan
Nancy Pelosi, ehemalige Sprecherin des Repräsentantenhauses
Hakeem Jeffries, aktueller Minderheitsführer der Demokraten im Repräsentantenhaus
Einige Demokraten deuteten an, dass sie ein offenes Nominationsverfahren bevorzugen würden, um den oder die Kandidatin zu bestimmen. Dazu gehört auch Barack Obama, der sagte, man werde sich in den kommenden Tagen auf «unbekanntem Terrain» bewegen. Sehr direkt formuliertePeter Welch, Senator von Vermont, die Forderung nach einem offenen Verfahren. Es bedürfe eines breiten Konsenses in der Partei, um den oder die geeignete Kandidatin zu finden, welche Donald Trump schlagen könne.
Laut Informationen derNew York Timesversuchen die Spitzen des Biden/Harris-Lagers in diesen Stunden in Telefongesprächen möglichst viele gewichtige Stimmen zu überzeugen, sich hinter Harris zu stellen, auch um damit Einigkeit zu demonstrieren.
Manchin überlegt sich, zu kandidieren
Bisher gibt es keine Kandidaten oder Kandidatinnen, die sich offiziell gemeldet haben, um Harris ihre derzeitige Pole-Position streitig zu machen und selbst um das Kandidatenticket zu kämpfen. Allerdings berichtete CNN, dassJoe Manchin, bis Mai 2024 demokratischer Senator West Virginias und seither im selben Amt als Parteiloser, erwägt, sich als Gegenkandidat aufstellen zu lassen. Dazu müsste Manchin sich wieder als Mitglied der demokratischen Partei registrieren lassen.
Republikaner nehmen Harris bereits ins Visier
Das Trump-Lager rechnet allem Anschein nach ebenfalls bereits damit, dass dieser nun anstelle von Biden gegen Harris antreten wird.
Die Republikaner haben keine Zeit verloren – und entsprechendes Material wohl schon vorbereitet gehabt –, um Harris schlechtzumachen. In den stets umkämpften Bundesstaaten Pennsylvania, Georgia und Arizona schalteten sie unmittelbar nach Bidens Rückzugsankündigung Videos, die Harris in ein schlechtes Licht rücken sollten und in denen ihr unter anderem vorgeworfen wurde, «mitgespielt» und über Joe Bidens Gesundheitszustand gelogen zu haben.
Donald Trump selbst gab sich nach Bidens Rückzug empört. Sein Wahlkampfteam habe Zeit und Geld in «den Kampf gegen den betrügerischen Joe Biden» investiert. «Jetzt müssen wir wieder von vorn anfangen», schrieb Trump auf der von ihm mitbegründeten Internet-Plattform Truth Social. Der 78-Jährige stellte eine Entschädigung der Republikaner für diesen «Betrug» an seiner Partei in den Raum.
Angesichts der miserablen Umfragewerte für den 81-jährigen Biden – besonders nach seiner desaströsen Leistung bei einer TV-Debatte Ende Juni – hatte Trump gehofft, für die Wahl im November leichtes Spiel zu haben. Nun werden die Karten im Wahlkampf neu gemischt. Wohl sehr zum Missfallen des Republikaners.
Biden offenbar hässig auf Obama
Dass Bidens Rücktritt nicht aus komplett freien Stücken erfolgte, liegt derweil nahe. Der Druck war stetig angewachsen, auch wenn sich viele der führenden Demokraten öffentlich noch zu ihm bekannten. Hinter den Kulissen sah es offenbar anders aus.
Einem Bericht der «New York Times» zufolge soll Biden seinen einstigen Kompagnon Barack Obama als Strippenzieher hinter einer Kampagne gegen ihn sehen. Auch Chuck Schumer und Nancy Pelosi sollen mitgeholfen haben, Bidens Rückzug zu orchestrieren. Das gaben Biden nahestehende Personen gegenüber der Zeitung an. Biden soll insbesondere vom Verhalten Obamas enttäuscht sein.
Trump spendete einst für Harris
Donald Trump war Kamala Harris gegenüber nicht immer so abgeneigt, wie er es heute ist. Als sie in Kalifornien als Generalstaatsanwältin kandidierte, spendete Trump zweifach Geld an Harris. Das war in den Jahren 2011 und 2013. Trump, damals noch nicht Politiker, sondern Immobiliengeschäftsmann, erhoffte sich wohl Vorteile von den «Investitionen». Er hatte während seiner Karriere als Geschäftsmann immer wieder für Kandidaten beider Parteien gespendet.
Spenden schiessen in die Höhe
Nachdem Joe Biden seinen Rückzug verkündet hatte, sind die Spenden für den Wahlkampf der Demokraten explodiert. Wie die «New York Times» schrieb, wurden innert fünf Stunden nach der Ankündigung Bidens mehr als 30 Millionen US-Dollar gespendet. So viel wurde zuletzt 2020 an einem Tag einbezahlt – und der Sonntag dauert in den USA noch einige Stunden.
Berichten zufolge haben viele Kleinspender ihre Beträge zurückgehalten, weil sie nicht davon überzeugt gewesen seien, dass die Wahl mit Joe Biden gewonnen werden kann. Nach seinem Rückzug scheint ein Damm gebrochen worden zu sein: Zwar äusserten verschiedene demokratische Wähler Zweifel an Kamala Harris, die nun als Favoritin gilt, als Kandidatin gegen Trump ins Rennen zu gehen. Doch viele seien auch bereit, nun alles auf eine Karte zu setzen und dafür Geld zu investieren, egal, wer letztendlich gegen Trump antritt.