«Mist, was geht da ab?»: Was Schweizer Jugendliche von der Wahl Trumps halten
«Mist, was geht da ab?» Das fragten sich Megan Schröder und ihre Klassenkameraden und -kameradinnen, als klar wurde, dass Donald Trump die Wahl gewinnt. Die Enttäuschung sei gross, sagt sie, eine gewisse Verzweiflung spürbar. «Trump hat nicht die Charaktereigenschaften, die es braucht, um US-Präsident zu sein», sagt sie.
Die Schülerin aus dem Raum Baden ist eine von 200 Teilnehmenden der viertägigen Jugendsession, die am Donnerstag in Bern startete. In Gruppen diskutieren sie über verschiedene Themen. Ob da jemand in der Mittagspause noch über die US-Wahlen reden mag, nach zwei Stunden Diskussion über Europapolitik? Oh ja! Mehrere Jugendliche melden sich sofort. Die US-Wahlen interessieren – und machen manche auch wütend.
Student Thomas Stucki hat die Wahlen bis tief in die Nacht hinein verfolgt. Gegen 4 Uhr sei er schlafen gegangen, «es sah schlecht aus», erzählt er. «Am Morgen sah es dann noch schlimmer aus.»
«Eigentlich gehört er ins Gefängnis»
Gross ist bei manchen das Unverständnis, dass sich der 78-Jährige gegen Kamala Harris durchsetzen konnte – trotz seiner Aussagen und Taten, trotz Gerichtsverfahren, trotz seinem Auftreten. «Es stimmt mich traurig, dass auch Menschen in der Schweiz, aus meinem Umfeld, Trump gut finden», sagt die 15-jährige Schülerin Tabea Christ aus Basel. «Ich kann das nicht verstehen. Eigentlich gehört er ins Gefängnis.»
Trump verteidigen mag hier niemand. Auch Linus Fischer nicht, der als Mitglied der SVP und der Organisation Pro Schweiz keineswegs im Verdacht steht, ein Linker zu sein. «Trump ist ein Straftäter», sagt der 15-jährige Schüler aus dem Kanton Zürich. «Und er ist zu alt, um US-Präsident zu sein.»
Für Trumps Sieg sehen die Jugendlichen mehrere Gründe. Seine Opponentin habe es nicht geschafft, sich von Joe Biden zu lösen, sagen mehrere. Auch ihr Geschlecht und ihre Hautfarbe seien ein Nachteil gewesen, sagt ein Schüler aus der Westschweiz. «Trump hat es geschafft, über Social Media die junge Generation anzusprechen, auch mit lustigen Sprüchen», ergänzt er. Auch in seiner Klasse fänden manche Trump toll.
Student Thomas Stucki sieht eine weitere Erklärung für Trumps Triumph. Er spricht von einer «Strafwahl»: Es sei heute in den USA schwierig, sich ein Haus zu leisten – anders als noch vor dreissig, vierzig Jahren. «Man hat das Gefühl, man ist auf einem absteigenden Ast. Da ist es für junge Personen verlockend, wenn jemand vermeintlich einfache Lösungen verspricht, so wie es Trump tut.»
Nicht überall gab die US-Wahl zu diskutieren. Ein Schüler sagt, bei ihnen sei es in der Schule nicht wirklich Thema gewesen. Nur von den Erwachsenen sei es aufgebracht worden. Es interessiere zwar, aber es werde auch viel übertrieben, etwa wenn vom Ende der Demokratie die Rede sei: «Zu viel Drama.»
Resignation ist kein Ausweg
Gibt es auch etwas, was die Jugendlichen, die von Trumps Wahl enttäuscht hat, zuversichtlich stimmt? «Im Moment habe ich keine Hoffnung», sagt Tabea Christ. «Es ist nochmals schlimmer als vor acht Jahren.» Man könne eh nichts daran ändern, meinen andere.
«Resignation ist nie ein Ausweg», sagt Thomas Stucki. «Es werden wahrscheinlich vier interessante Jahre.» Wichtig sei, was danach komme.