«Make Greenland Great Again»: Was macht Donald Trump Junior in Grönland?
Laut eigenen Aussagen kommt Donald Trump Junior als Tourist, weil er die Natur der grössten Insel der Welt geniessen möchte; er wolle «Spass haben». Offizielle Treffen seien keine geplant, erklärte die grönländische Regierung am Dienstagmorgen. Doch an Ferien glaubt niemand.
«Don Jr.» fliegt mit der Privatmaschine seines Vaters, bringt Vertreter von dessen Teams mit – und der zukünftige US-Präsident hat auf seinem sozialen Netzwerk Truth Social vollmundig erklärt: «Grönland ist ein unglaublicher Ort, und die Menschen dort werden enorm davon profitieren, falls – und sobald – es Teil unserer Nation wird.»
Er brauchte auch sein Schlagwort MAGA – diesmal steht es für «Make Greenland Great Again» («Macht Grönland wieder grossartig»). Der 79-Jährige hatte bereits im Dezember für Aufsehen gesorgt, als er sagte, für die USA seien «Kontrolle und Besitz von Grönland eine absolute Notwendigkeit». Experten sehen das Interesse der USA vor allem wirtschaftlich und militärstrategisch.
Wie reagieren die Einheimischen?
Für die 56’000 Einwohner Grönlands sind solche Aussagen enorm aufwühlend, sie sind zwiegespalten. «Grönland steht nicht zum Verkauf», hatte Regierungschef Múte Egede im Dezember resolut erklärt. Die Opposition ist einig: Sie wolle «nicht Teil von Trumps heissen Träumen sein», erklärte die Politikerin Aaja Chemnitz.
Zwar solle Grönland mit den USA zusammenarbeiten, zum Beispiel in Sachen Rohstoffen, Tourismus und Bildung, «aber über unsere Zukunft müssen wir selbst bestimmen», so Chemnitz. Die grönländische Regierung hatte bereits 2019 erklärt, Grönland sei durchaus interessiert an Handel und «Business»; schon damals hatte Trump vorgeschlagen, Grönland einfach «zu kaufen». Jetzt platzt der Besuch seines Sohns mitten in eine neue Debatte um die Unabhängigkeit der Insel von Dänemark.
Regierungschef Egede hat diese gerade wieder befeuert, als er in seiner Neujahrsansprache vom «nächsten Schritt seines Landes» sprach, und von einer zukünftigen Verfassung, die die Abspaltung von der ehemaligen Kolonialmacht bringen solle. Eine neue Kolonialsituation, diesmal mit den USA, wünscht aber niemand in Grönland.
Kann Trump das schwierige Verhältnis zu Kopenhagen ausnützen?
Grönland ist heute teilautonom, aber Dänemark bestimmt weiterhin über wichtige Bereiche wie etwa die Aussen- und Sicherheitspolitik und finanziert zudem die Hälfte des Budgets der Insel. Es ist deshalb unwahrscheinlich, dass Grönland in naher Zukunft auf eigenen Beinen stehen kann.
Dänemark hat zudem klargemacht, dass es sein riesiges Territorium und den Zugang zur Arktis nicht hergeben würde. Doch in Grönland könnten finanzielle Versprechen der USA sehr wohl auf Interesse stossen. Trump Junior könnte in diese Richtung sondieren, sagte der Politologe Mikkel Olesen, auch um die Reaktionen in Nuuk und Kopenhagen zu testen. Allerdings ist kaum zu erwarten, dass die USA den skandinavischen Wohlfahrtsstaat in Grönland finanziell tragen würden.
Auf der Insel wächst die Abneigung gegen Dänemark gerade bei den Jungen, denen verstärkt ihre von den Kolonialherren lange unterdrückte Inuit-Kultur wichtig ist – nicht so sehr das ursprüngliche Leben als Jäger und Fischer im Eis, sondern eine eigene Identität und Selbstbestimmung. Aufgedeckte Skandale wie Zwangsadoptionen und Verhütungsprogramme, mit denen Dänemark jahrzehntelang die Bevölkerungszahl in Grönland kontrollierte, belasten zudem das Verhältnis zunehmend.
Für die USA ist Grönland in erster Linie militärisch interessant. Dänemark erlaubt es dem grossen Nato-Partner bereits seit den 50er-Jahren, Flughäfen zu nutzen und für die Abwehr interkontinentaler Raketen wichtige Stützpunkte zu betreiben. Doch Grönland fehlen neue Radare, U-Boot-Überwachung und Luftabwehr; Kopenhagen hat zwar eine verstärkte Aufrüstung angekündigt, doch Trump möchte hier offensichtlich das Heft in die Hand nehmen.
Die USA wollen den Rückstand auf Russland in der Arktis aufholen, das seine arktischen Militäranlagen in den letzten Jahren stark aufgerüstet hat. Mit neuen U-Booten und Eisbrechern hat sich der Kreml zudem positioniert, um die neuen Seewege durchs schmelzende Polareis und den Zugang zu den arktischen Bodenschätzen wie seltenen Erden auszunutzen – und er ermöglicht auch China den Zugang. Für Trump eine Situation, in der er den Druck auf Grönland und Dänemark nun stark erhöht.