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Selbst Ivanka Trump glaubte, dass ihr Vater die Präsidentenwahl 2020 verloren habe: Dies sagt die Kommission, die den Sturm auf das Kapitol untersucht 

In der ersten von acht Anhörungen legte die Untersuchungskommission zum 6. Januar 2021 keine neuen Beweise vor – machte aber zahlreiche Andeutungen über Donald Trump.

In der Fernsehwelt spricht man von einem Piloten: Von einem Film, der dem Publikum eine Einführung in eine neue Serie gibt, die Hauptfiguren vorstellt und den wichtigsten Handlungsstrang zusammenfasst.

Die parlamentarische Kommission, die im Auftrag des demokratisch beherrschten Repräsentantenhauses den Sturm auf das Kapitol am 6. Januar 2021 untersucht, ist zwar nicht in Hollywood tätig, dem Zentrum der amerikanischen Unterhaltungsindustrie – sondern in der Hauptstadt Washington.

Am Donnerstag aber zeigte sie der amerikanischen Öffentlichkeit einen Pilotfilm, der Einblick in die bisherige Arbeit des Gremiums gab. Und der belegen sollte, dass es sich beim Sturm auf das Parlamentsgebäude in Washington um «den Höhepunkt eines Putschversuchs» des abgewählten Präsidenten Donald Trump gehandelt habe. Weil die Kommission sicherstellen wollte, dass diese missliche Geschichte im Publikum auf Aufmerksamkeit stösst, wurde extra ein ehemaliger Fernsehproduzent angestellt.

Trumps Justizminister nannte seine Theorien «Bullshit»

Keine Frage: Die erste Anhörung, ausgestrahlt zur besten Sendezeit, war gut inszeniert, und wies damit einen weit grösseren Unterhaltungswert als ein typisches Washingtoner Hearing auf. Das hat auch mit der Schockwirkung des Materials zu tun, mit dem die Kommission notgedrungen arbeiten muss. So zeigte das Gremium am Donnerstag anhand von neuem Filmmaterial, mit welcher Brutalität die Anhängerinnen und Anhänger des abgewählten Präsidenten vorgingen, als sie versuchten, die Bestätigung des Wahlsieges von Joe Biden zu stoppen.

Weil die Kommission aber im Verlauf des Monats insgesamt acht Anhörungen geplant hat, verzichtete sie am Donnerstag darauf, in den ersten zwei Stunden eine politische Bombe zu zünden. Stattdessen machte die Co-Spitze Bennie Thompson, ein Demokrat, und Liz Cheney, eine Republikanerin, Andeutungen auf Enthüllungen, die im Material enthalten seien, das die Kommission in den vergangenen Monaten sammelte.

Eine dieser Andeutungen war ein Filmchen, das die ältere Tochter des Ex-Präsidenten zeigt. Darin sagte Ivanka Trump (40): Sie habe dem damaligen Justizminister geglaubt, als dieser gesagt habe, die Betrugsvorwürfe ihres Vaters im Zusammenhang mit der Präsidentenwahl seien «Bullshit».

Trump sagte, Pence habe es «verdient», von der Meute bedroht zu werden

Auch will die demokratisch dominierte Untersuchungskommission über Beweise verfügen, dass Trump am 6. Januar 2021 die Sicherheit seines Vize-Präsidenten Mike Pence egal war. Als die Meute vor dem Parlamentsgebäude «Hängt Mike Pence!» geschrien habe, soll Trump über seine Anhängerinnen und Anhänger gesagt haben: «Sie hatten die richtige Idee.» Pence habe es «verdient», von einer Meute bedroht zu werden.

Auffallend war der scharfe Tonfall, den sowohl Thompson als auch Cheney anschlugen. Cheney, die mit Trump und ihrer Partei auf Kriegsfuss steht und im konservativen Bundesstaat Wyoming um ihre Wiederwahl kämpft, ätzte über das Verhalten der Republikaner nach dem 6. Januar: «Es wird der Tag kommen, an dem Trump weg ist. Ihre Schande wird bleiben.» Auch sagte die Abgeordnete, deren Vater Dick Cheney lange Jahre die Stahlhelm-Fraktion seiner Partei angeführt hatte, dass Trump «das Feuer gelegt» habe, das zum Sturm auf das Capitol geführt habe.

In einem nächsten Schritt wird die Kommission nun den Beweis erbringen müssen, dass es einen direkten Draht zwischen dem Weissen Haus und der Meute gab, die das Capitol stürmte. Klar ist, dass die Menschen, die sich am 6. Januar unerlaubterweise im Parlamentsgebäude aufhielten, Fans von Trump waren. An der Spitze standen die paramilitärischen Bewegungen Proud Boys und Oath Keepers, deren Anführer sich nun vor Gericht verantworten müssen.

Der Demokrat Thompson kündigte im Gespräch mit dem Nachrichtensender CNN an, dass ein solcher Draht existiert habe. Und dass die Proud Boys mit Menschen im Weissen Haus gesprochen hätten – was bisher nicht bekannt ist. Vielleicht wird das interessierte TV-Publikum in der Folge 3 oder 4 der Hearing-Serie mehr über diesen «Plot Twist» erfahren.