Geheimdokumente: Es gibt neue Vorwürfe gegen Trump – und auch einen weiteren Angeklagten
Der ehemalige US-Präsident Donald Trump sieht sich in der Affäre um die Mitnahme geheimer Regierungsdokumente mit neuen Vorwürfen konfrontiert. In einer am Donnerstag (Ortszeit) veröffentlichten Ergänzung der bereits bekannten Anklageschrift wird dem Republikaner unter anderem zur Last gelegt, er habe versucht, mithilfe von Mitarbeitern das Material aus Überwachungskameras in seinem Anwesen Mar-a-Lago in Florida verschwinden zu lassen. Neben Trump und seinem Assistenten Walt Nauta ist nun noch ein dritter Mann angeklagt, Trumps Mitarbeiter Carlos De Oliveira.
Trump war in dem Fall bereits im Juni angeklagt worden, weil er Regierungsdokumente mit höchster Geheimhaltungsstufe in seinem Anwesen Mar-a-Lago in Florida aufbewahrt und nach Aufforderung nicht zurückgegeben hatte. Ihm wurde die gesetzeswidrige Aufbewahrung höchst sensibler Informationen aus seiner Zeit als Präsident (2017 bis 2021) vorgeworfen. Dem 77-Jährigen und seinem Assistenten Nauta wurden auch die Verschwörung zur Behinderung der Ermittlungen zur Last gelegt. Beide plädierten auf nicht schuldig.
Bekannt wurde der Fall im August 2022, als die Bundespolizei FBI Trumps Villa durchsuchte. Damals beschlagnahmte die Behörde in Mar-a-Lago mehrere als streng geheim eingestufte Dokumentensätze. Laut Anklageschrift handelte es sich unter anderem um Dokumente mit Informationen zu nuklearen Fähigkeiten der USA und militärischen Notfallplänen der Vereinigten Staaten.
Neu im Zentrum: Löschung von Videomaterial
Im Zentrum der nun veröffentlichten erweiterten Anklageschrift steht Trumps Umgang mit Videomaterial von Überwachungskameras auf seinem Anwesen. Er soll die Löschung des Material veranlasst haben, nachdem FBI-Ermittler ihm im Rahmen der Ermittlungen bereits im Juni einen Besuch abgestattet und die Kameras entdeckt hatten. Das Justizministerium hatte das Videomaterial daraufhin angefordert, heisst es in dem Gerichtsdokument.
Mithilfe seines Assistenten Nauta, der dafür eigens nach Florida gereist sein soll, sowie seines Mitarbeiters De Oliveira soll ein weiterer Mitarbeiter zur Löschung des Materials aufgefordert worden sein. De Oliveira soll ihm gegenüber gesagt haben, der «Chef» wolle, dass alles gelöscht werde. Das Videomaterial ist von zentraler Bedeutung für die Ermittlungen, weil sie der Strafverfolgung Aufschluss darüber geben könnten, was mit den Boxen voller Geheimdokumente geschah.
Die neuen Vorwürfe sind deutlich weitreichender als bislang – und sie erhöhen den Druck auf Trump. Neben den Vorwürfen zur Behinderung der Justiz beinhaltet das Dokument auch neue Vorwürfe im Zusammenhang mit dem vorsätzlichen Einbehalten von Informationen zur Landesverteidigung.
Der Gerichtsprozess in der Affäre um die Geheimdokumente soll am 20. Mai 2024 starten. Der Prozessauftakt fällt damit mitten in den Wahlkampf für die nächste Präsidentenwahl Anfang November 2024. Trump will erneut antreten. Er ist im Wahljahr gleich mit mehreren Gerichtsverfahren konfrontiert.
Trumps Wahlkampfteam wetterte gegen die neuen Vorwürfe. Die Erweiterung der Anklagepunkte sie nichts anderes als die Fortsetzung eines «verzweifelten und unbeholfenen Versuchs der Biden-Verbrecherfamilie und ihres Justizministeriums», Trump und die Menschen in seinem Umfeld zu schikanieren. Sonderermittler Smith suche nur nach irgendeiner Möglichkeit, die «Hexenjagd» gegen Trump voranzutreiben und ihn daran zu hindern, bei der Wahl 2024 gegen Biden anzutreten.
Die Erweiterung der Anklage in diesem Fall kam überraschend. In den vergangen Tagen war die Aufmerksamkeit eigentlich auf einen anderen Fall gerichtet. Wie Trump in der vergangenen Woche selbst publik machte, rechnet er im Zusammenhang mit der Präsidentenwahl 2020 und dem Sturm auf das US-Kapitol am 6. Januar 2021 mit einer Anklage. Diese könnte jederzeit kommen. Trump hatte in den Wochen nach der Wahl 2020 mit falschen Behauptungen Stimmung gemacht, ihm sei der Sieg durch massiven Wahlbetrug gestohlen worden. Sonderermittler Jack Smith leitet die Untersuchungen in den beiden Fällen. (dpa)