
«Das erinnert an die Situation vor der Krim-Annexion»: Usha Vance und Trumps Sicherheitsberater fliegen nach Grönland
Donald Trump provoziert Grönland, über das er die Kontrolle übernehmen will, auf einem neuen Niveau: Er schickt seinen Sicherheitsberater Mike Waltz und seinen Energieminister zusammen mit der Ehefrau von Vizepräsident JD Vance auf die Arktisinsel. Die Top-Delegation hat sich kurzfristig selbst eingeladen – und es sind in hohem Masse ungebetene Gäste.
Der Regierungschef Grönlands, Muté Egede, sprach von einer klaren Provokation: «Das ist keinesfalls ein harmloser Besuch einer Politiker-Ehefrau. Das einzige Ziel ist eine Machtdemonstration uns gegenüber, ein Signal, das man nicht falsch verstehen kann.» Egede verwies darauf, dass Waltz Trumps Vertrauter und engster Berater sei, und der Druck nun weiter wachse.

Bild: Saul Loeb / AP
Der US-Präsident hatte vor zehn Tagen erklärt, er glaube, dass es zu einer Annektierung Grönlands kommen werde, denn die USA bräuchten die Insel aus Sicherheitsgründen. Zuvor sagte Vizepräsident Vance in einem Interview, die USA müssten «mehr territoriale Interessen» in Grönland wahrnehmen, da das Königreich Dänemark seine Arbeit auf der strategisch wichtigen Arktisinsel nicht mache. Vance‘ Aussagen werden nun erneut haufenweise in den sozialen Medien geteilt.
Egede und andere Spitzenpolitiker in Grönland erklärten, sie würden sich weigern, die Amerikaner zu treffen. «Respektlos» sei das Vorgehen der USA, sagte der designierte neue Regierungschef Jens-Frederik Nielsen. Der Mittepolitiker ist als Sieger der Wahlen vom 11. März im Moment daran, seine Regierungskoalition zu bilden. Gerade deshalb, und auch weil Anfang April in Grönland Lokalwahlen stattfinden, sind die Grönländer besonders empört darüber, dass die USA sich erneut ganz konkret in die Belange der Insel einmischen.
Offiziell reist die Delegation im Verlauf der Woche an, «um Grönland besser kennenzulernen und Partnerschaften aufzubauen» – und um ein Hundeschlittenrennen zu besuchen, das vom US-Konsulat auf der Insel grosszügig gesponsert wird. Doch sowohl für Politiker wie Experten sind solche Aussagen Humbug.
Mehr Gewicht als der Besuch von Trumps Sohn
Dem Besuch von Waltz, der auch eng in die Ukraine- und Gaza-Verhandlungen involviert ist, wird wesentlich mehr Gewicht zugeschrieben als jenem von Trumps Sohn im Januar – auch weil Trump seine Rhetorik zu Grönland seither mehrfach verschärft hat. Der Sicherheitsanalytiker Kristian Mouritzen nannte das Vorgehen der Amerikaner «das Provokativste, das wir bisher gesehen haben».
«Das erinnert an die Situation vor der Krim-Annexion», schrieb der Militärforscher und frühere dänische Verteidigungsattaché in der Ukraine, Claus Mathiesen: So hätten russische Politiker die illegale Machtübernahme vorbereitet. Die dänische Ministerpräsidentin Mette Frederiksen erklärte, sie betrachte die Situation als äusserst ernst.
Kopenhagen ist nicht über die Anreise der Top-Delegation informiert worden und schickte am Sonntag eiligst einen Flieger mit Polizeieinheiten nach Nuuk. Dort waren bereits zwei US-Militärtransporter mit Sicherheitspersonal und vier gepanzerten Fahrzeugen gelandet, um den Besuch vorzubereiten.
In Grönland hat die Stimmung in den letzten Wochen massiv gegen die USA gedreht und in Wut umgeschlagen. Sämtliche Parteien wiesen die Annektierungsgelüste Trumps deutlich zurück, und in mehreren Orten wurde demonstriert – es gingen mehrere Hundert Personen auf die Strasse, immerhin fast 1,5 Prozent der Bevölkerung.
Die USA ignorieren die Proteste allerdings sehr bewusst, wie sich nun zeigt: «Wir kommen so oder so», ist ihre Message. Regierungschef Egede rief «unsere anderen internationalen Alliierten» dazu auf, laut und klar gegen die «amerikanische Aggression» aufzubegehren.